Boykottaufrauf des Offenen Stadtteiltreffen Neckarstadt – Betreiber des Nachtmarkt-Geländes erhalten Gegenwind
Vor etwa einer Woche startete das Offene Stadtteiltreffen Neckarstadt (OST) seine Kampagne unter #BOYKOTTSTROMWERK in den sozialen Medien Facebook und Instagram.
Die Initiator*innen des OST sehen den Nachtmarkt als einen Baustein der Gentrifizierung und Gastrofizierung der Neckarstadt West, welche von Privatinvestor*innen wie dem Firmengeflecht um Hildebrandt & Hees oder der Quintus Gastro GmbH vorangetrieben werden. Gastrofizierung bedeutet hierbei die Umwandlung eines Stadtteils zu einem Ausgeh- und Vergnügungsviertel mit negativen Auswirkungen auf die Bewohner*innen, wie es zum Beispiel der Jungbusch in den vergangenen Jahren erlebt hat. Kritisiert wird dabei nicht nur, dass die Bewohner*innen zukünftig mit mehr Lärm und Müll konfrontiert werden könnten, sondern auch, dass die dafür angeeigneten und zum Teil umgewidmeten Gastroflächen ausschließlich mit gehobener Gastronomie für „zahlungskräftige Klientel“ geplant werden.
Die Aktiven des OST verweisen bei der Kampagne immer wieder auf die Erfahrungen aus dem Jungbusch, wo ebenfalls mit sozialem Fortschritt geworben wurde, zu welchem eine Renovierung und Aufwertung des Stadtteils beitragen werde. Nur leider hat dieser Fortschritt für viele Menschen lediglich Verteuerung, Lärm oder sogar Verdrängung bedeutet, während eine hippe und urbane Mittelschicht mit Vergnügen die Profitinteressen der Investor*innen bedient. Das angepriesene soziale Engagement sei dabei laut OST komplett auf der Strecke geblieben, weswegen auch für die Neckarstadt keine soziale und nachhaltige Entwicklung, sondern lediglich profitorientierte Aufwertung erwartet werde, wobei sich der Wert hauptsächlich am Gewinn der Investor*innen bemessen wird.
Anlass für den Boykott sind mehrere geplante Veranstaltung auf dem Gelände des alten Stromwerks, wie zum Beispiel die Konzertreihe „Stromwerksommerbühne“ bei welcher auch einige namhafte Künstler*innen auftreten werden. Diese Konzertreihe könnte einen ersten Vorgeschmack bieten, wie sich solche Veranstaltungen auf die unmittelbare Umgebung in der Neckarstadt auswirken könnten. Mit dem Boykott wird aber nicht nur das Firmengeflecht der beteiligten Personen adressiert, sondern auch die Stadt Mannheim, welche laut OST eigentlich für den „Erhalt bezahlbaren Wohnraums, Transparenz und echte Bürgerbeteiligung“ bzw. Mitbestimmung sorgen solle.
Die Kampagne des OST möchte die Organisierung der Anwohner*innen fördern und darüber mehr Mitbestimmung bei der Gestaltung ihres Stadtteils erreichen. Dafür geht die Kampagne in dieser Woche auch auf den Neumarkt, um mit den Menschen der Neckarstadt weiter in Kontakt zu kommen und sich gemeinsam mit Themen wie Mietkampf, Gentrifizierung oder der Kampagne #BoykottStromwerk auseinanderzusetzen. Das OST zeigt zum einen am Freitag den 06.08. um 21:00 Uhr auf dem Neumarkt den Film „Wem gehört die Stadt?“ und organisiert weiterhin Flyeraktionen am 07.08. und 14.08 jeweils um 14:00 Uhr. Das nächste Offene Stadtteiltreffen findet dann am 13.08. um 19:00 Uhr auf dem Spielplatz in der Dammstraße statt.
Text: DeBe | Bilder: cki