Kritik am „Sound of Peace“ – Querdenker auf der Bühne?
Für Sonntag, 8. Mai ist in Mannheim eine große Musikkundgebung mit dem Titel „Sound of Peace“ geplant. Nach Berliner Vorbild spielen bekannte Musiker*innen und sammeln Spenden für die vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen. Noble Ziele, keine Frage, doch an einem der angekündigten Musiker gibt es nun Kritik: Er soll ein rechtsoffener „Querdenker“ sein.
Update vom 06.05.2022: Am Abend teilte der Veranstalter des “Sound of Peace”, der Verein Mannheim sagt Ja!, mit, man habe “die Reißleine gezogen”. Hans Söllner wurde ausgeladen und wird nicht auftreten.
„Sound of Peace“ ist als Großkundgebung im Ehrenhof des Mannheimer Schlosses geplant. Angemeldet hat die Veranstaltung der Verein „Mannheim sagt Ja“ und zahlreiche weitere Organisationen, Musiker*innen, Studierende der Popakademie und Personen des öffentlichen Lebens sind an der Organisation beteiligt. Gemeinsam habe man die „unmissverständliche Forderung: BEENDET DEN KRIEG!“
Um der Veranstaltung mehr Größe zu geben, wurde sich am Berliner „Sound of Peace“ Konzert orientiert, bei dem am 20. März tausende Menschen zum Brandenburger Tor kamen. Die Berliner sind nun Partner der Mannheimer Veranstaltung und stellen Logo, Design und Künstler*innen bereit.
Kontroverse um Hans Söllner
Ein Booker, der aus der Rhein-Neckar-Region stammen soll, nahm den bayerischen Reggae-Musiker Hans Söllner mit ins Programm auf. Söllner ist vor allem durch seine Songs für die Legalisierung von Marihuana und als Anhänger der Rastafari-Bewegung bekannt geworden. Er gilt als Rebell, Staatskritiker und Provokateur.
Im Zuge der Covid-19 Pandemie kam ein weiterer Aspekt in die Öffentlichkeit. Söllner ist Impfgegner und Kritiker der staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Mit seinen Aussagen und Social Media Postings rückte er immer mehr in die Nähe der Querdenker-Bewegung.
Einige Beispiele: Bereits 2020 soll er gegen das Kontaktverbot protestiert und dazu aufgerufen haben, kranke Angehörige zu besuchen. Dafür bekam er ein Bußgeld aufgebrummt. Söllner erklärte öffentlich, dass er seine Kinder nicht impfen lasse und beschimpfte Befürworter von Schutzimpfungen. Söllner sagte 2021, er wollte keine Konzerte spielen, wo Maskenpflicht oder Impflicht gelte. Die Maßnahmen seien eine „Hetzjagd auf Ungeimpfte“.
Seine rechtsoffenen Ambitionen gingen sogar so weit, dass er Social Media Postings der AfD teilte und dies später auch verteidigte. In verschiedenen Postings machte er absurde historische Vergleiche und verharmloste damit den NS-Terror. Im Februar 2021 soll Söllner an einer Querdenker-Versammlung in Freilassing/Salzburg teilgenommen haben.
Söllners Plattenlabel, der Trikont Musikverlag, distanzierte sich von seinen Aussagen: „Seine Vergleiche mit dem Dritten Reich entbehren jeder Grundlage und verharmlosen den Terror des Nazi-Regimes in einer unerträglichen Weise“, teilte deren Leiterin mit. Die rechte Szene feierte ihn dagegen für seine Aussagen.
Der Umgang der Veranstalter*innen mit Söllner
Auf Nachfrage ist der Verein „Mannheim sagt Ja!“, der als Veranstalter des Konzerts die Verantwortung trägt, mit der Einladung Söllners nicht glücklich. „Wir distanzieren uns klar von seinen Aussagen“, sagt Sprecher Gerhard Fontagnier. Das Booking Söllners sei nicht abgesprochen gewesen. Man habe darauf gedrängt, ihn wieder auszuladen. Es habe „dicke Luft“ bei zahlreichen Diskussionen und Meetings gegeben. Doch der Booker sei offenbar persönlich mit Söllner befreundet und habe gedroht, auch andere Acts wieder auszuladen, sollte Söllner nicht auftreten dürfen.
Man habe abgewogen und wollte nicht die ganze Veranstaltung platzen lassen. Söllners Auftritt in Mannheim wird also stattfinden. (Siehe update zur Ausladung Söllners; Anm.d.Red.) „Aber wenn er auf der Bühne was los lässt, werden wir intervenieren“ kündigt Fontagnier an.
Für ihn dürfte die Angelegenheit besonders unangenehm sein. Der grüne Stadtrat hatte Anfang des Jahres mit seinen Kolleg*innen Chris Rihm, Angela Wendt und anderen engagiert gegen Aufmärsche der Querdenker-Szene mobilisiert (Kommunalinfo berichtete). So ist es nun besonders bitter, dass ausgerechnet einer von denen einen Schatten auf das eigentlich gute und wichtige Anliegen der Veranstaltung gegen den Krieg wirft. (cki)
Webseite Sound of Peace http://www.sound-of-peace.com
Webseite Mannheim sagt Ja! http://www.masagtja.de
Quellen und Nachweise:
https://initiativegegenrechts.net/tag/hans-soellner/
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_S%C3%B6llner
https://www.bgland24.de/bgland/region-bad-reichenhall/reichenhall-verwarnungsgeld-hans-soellner-nach-verstoss-gegen-corona-regeln-13713064.html
https://www.pnp.de/lokales/berchtesgadener-land/Corona-Krise-Hans-Soellner-muss-50-Euro-Bussgeld-bezahlen-3666772.html
https://www.tz.de/leben/gesundheit/hans-soellner-bekennt-sich-impfgegner-beschimpft-impfbefuerworter-zr-8526232.html
https://www.tagesspiegel.de/kultur/musiker-hans-soellner-verbreitet-gefaehrliche-theorien-warum-ein-linker-von-rechten-gefeiert-wird/25869540.html