Heidelberg: 3. Verhandlungstag im Normannia-Prozess
Am 5. Dezember wurden im Normannia-Prozess die letzten Zeugen gehört und die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gehalten. Während zu Beginn ein Zeuge die Angeklagten sowie drei weitere Täter*innen durch detaillierte Angaben schwer belastete, hatten die übrigen Zeugen – wie fast alle der befragten Korporierten – angeblich große Gedächtnislücken oder zogen sich auf ihr Aussageverweigerungsrecht zurück, um sich nicht selbst zu belasten. Der Zeuge Kilian Steinmann, der als Sprecher der AfD-Nachwuchsorganisation “Junge Alternative” (JA) Kurpfalz bekannt wurde, mauerte dermaßen umfassend und gleichzeitig widersprüchlich, dass der Staatsanwalt ein Verfahren wegen Falschaussage einleitete.
Auch die Vernehmung des ehemaligen Altherrenvereinsvorsitzenden der Normannia, Mannheimer CDU-Politikers und Polizeihauptkommissars a. D. Egon Manz war wenig ergiebig: Offenbar interessierte er sich nicht für die Aufklärung des Sachverhalts, sondern gab sogar den Beschluss des Normannia-Konvents bekannt, keine Details erfahren zu wollen, um keine Zeugenaussagen machen zu müssen.
Die Staatsanwaltschaft forderte für die vier angeklagten Burschenschaftler Bewährungsstrafen zwischen zehn und zwölf Monaten sowie gemeinnützige Arbeit. Die Verteidiger forderten hingegen Freisprüche für ihre Mandanten. Im Zuschauer*innensaal saßen dieses Mal wieder einige Verbindungsstudenten und Unterstützer*innen aus dem Umfeld der Beschuldigten.
Am Donnerstag, 8. Dezember ab 9 Uhr wird die Richterin das Urteil verkünden. Wir halten es weiterhin für wichtig, den Abschluss des Prozesses zu beobachten. Egal, wie das Urteil lautet: Wir verlassen uns nach wie vor nicht darauf, dass sich Staat und Polizei ausführlich genug mit dem braunen Sumpf der Burschenschaften auseinandersetzen werden. Antifa bleibt deshalb weiterhin Handarbeit.
Wir rufen auf, die Urteilsverkündung vor Ort mitzuverfolgen: Seid schon um 8.30 Uhr am Amtsgericht und schnappt den Burschen die Plätze weg!
Antifaschistische Initiative Heidelberg / iL