Stadt verbietet Anti-AfD Wagen beim Faschingsumzug
Es hätte ein Highlight der Veranstaltung werden können, aber die Stadt macht dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Ein Motivwagen aus Köln, der sich gegen Rassismus richtet, darf nicht in Mannheim mitfahren. Für die Stadt ist er zu politisch, so kurz vor der Bundestagswahl.
Unterstützung aus der Hochburg Köln
Im Vergleich zu Köln ist der Mannheimer Faschingsumzug eher klein. Entsprechend fahren auch weniger Wägen mit. Zur Unterstützung sollte daher ein Motivwagen vom Rheinland in die Kurpfalz zu Besuch kommen.
Der Wagen wurde bereits umgebaut und aufwändig nach Süddeutschland transportiert. Doch zum Einsatz wird er wohl nicht kommen.
Politisches Zeichen gegen Rassismus und Intoleranz
Die Motivwägen mit den riesigen Pappmaschefiguren aus Köln sind legendär. Politik, Staat und Kirche werden regelmäßig durch den Kakao gezogen. Die bissige Satire trifft die Mächtigen, nicht nur Regierung, auch die Opposition bekommt ihr Fett weg.
Der Anti-AfD Wagen sorgte besonders für Aufsehen. Aus einem braunen Sumpf ragen mehrere Arme zum Hitlergruß empor. Ein kölscher „Kallendresser“ streckt den Faschisten seinen blanken Hintern entgegen. Die Figur solle symbolisch, stellvertretend für alle Karnevalisten, auf die Rechtspopulisten in unserem Land sein Geschäft verrichten, erklärten die Kölner dazu.
Da einer der Hitlergruß-zeigenden Arme ein blaues Band mit dem roten AfD Logo trägt, sind die Adressaten der Kritik eindeutig benannt.
Stadt untersagt Teilnahme des Wagens
Für die Stadt Mannheim ist das Grund genug, den Wagen beim Faschingsumzug zu untersagen. „Das ergibt sich aus der gesteigerten politischen Neutralität, die vor Wahlen für Organe, Amtsträger und Beschäftigte von Städten und Gemeinden gilt“, wird ein Stadtsprecher im Mannheimer Morgen zitiert. Der Wagen zeige „parteipolitischen Inhalt“.
Aber warum kann die Stadt überhaupt Einfluss auf die Inhalte des Faschingsumzugs nehmen? Zum ersten mal ist der Veranstalter des Umzugs nicht mehr die Karnevalskommission selbst, sondern die städtische Tochtergesellschaft VTM (Veranstaltungen Tourismus Marketing GmbH).
Die Karnevalskommission hatte im vergangenen Jahr erklärt, dass sie aufgrund der steigenden Sicherheitsauflagen und Kosten den Faschingsumzug nicht mehr ehrenamtlich organisieren kann. Die Stadt ist deshalb als Veranstalterin eingesprungen – mit allen Vor- und Nachteilen.
Für politische Akteure birgt eine Abhängigkeit von staatlichen Institutionen oft die Gefahr einer Selbstzensur – so auch bei Fasching und Karneval. Die Mannheimer Karnevalskommission ist hier in einem Dilemma, denn ohne staatliche Unterstützung scheint der Umzug organisatorisch und finanziell nicht machbar zu sein.
Vielleicht findet sich ja noch eine andere Gelegenheit, dem Wagen einen öffentlichen Auftritt zu verschaffen und der AfD zu zeigen, was man von ihrer rassistischen und intoleranten Politik hält. (cki)