Täter hatte rechte Vergangenheit in der Reichsbürgerszene

Im Original ist das Foto unverpixelt. Es zeigt Alexander S. (ganz links) bei der rechten Demo „Wir für Deutschland“ in Berlin | Bild: EXIF Recherche
Einen Tag nach der Todesfahrt durch die Planken hat das antifaschistische Recherchenetzwerk EXIF einen Hintergrundartikel zur rechten Vergangenheit des Täters Alexander S. veröffentlicht. Demnach soll er bis mindestens 2018 in der Reichsbürgerszene aktiv und Mitglied der konspirativen Organisation „Ring Bund“ gewesen sein. Ein Foto zeigt ihn bei der Teilnahme an einer rechten Demonstration am 3. Oktober 2018 in Berlin, die von der NPD und anderen rechten Organisationen veranstaltet wurde.
Mitgliedschaft in der Reichsbürgerorganisation „Ring Bund“
In der Recherche wird ausführlich die Mitgliedschaft von Alexander S. in der Reichsbürgerorganisation „Ring Bund“ belegt. Er soll in einer Personenliste der Organisation auftauchen und Zugang zur internen Kommunikation gehabt haben.
Die Organisation soll Umsturzpläne und ein antisemitisches Programm verfolgt haben. Bei ihren Funktionären gab es polizeiliche Ermittlungen und Verurteilungen wegen Waffenhandels. Sie sollen unter anderem Kontakte zum Neonazi Thorsten Heise und zum AfD-Politiker Björn Höcke gehabt haben, schreibt EXIF Recherche.
Welche Rolle Alexander S. in dieser Organisation hatte und wie lange er aktiv war, bleibt aber unklar. Außerdem lässt sich die Recherche schwer überprüfen, da die Organisation „Ring Bund“ offenbar klandestin organisiert war und die Öffentlichkeit gemieden hat.
Anders ist es hingegen mit der Teilnahme von Alexander S. bei der rechten Demonstration „Wir für Deutschland“ am 3. Oktober 2018 in Berlin. Hier kann man ihn auf den Demofotos mit Hilfe der von ihm selbst in den Sozialen Medien hochgeladenen Fotos identifizieren.
Motiv ist weiter unklar
Am Dienstag sollte der Täter nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus vernommen werden. Bislang aber schweigt er zu seiner Motivation für die tödliche Fahrt durch die Fußgängerzone, berichten die Sicherheitsbehörden.
Die Verbindung zur Reichsbürgerszene ist alleine noch keine Erklärung für die Tat. Eine psychische Erkrankung des Täters ist es genauso wenig. Vielmehr müssen die Ermittlungsbehörden nun prüfen, ob und wie die politische Vergangenheit von Alexander S. eine Rolle bei der Entscheidung zum gezielten Mord in der Öffentlichkeit gespielt hat.
Dass Oberstaatsanwalt Schüssler bereits am Abend nach der Tat sich festgelegt hat, dass eine politische Motivation ausgeschlossen werden könne, ist ein fataler Fehler. Es zeugt von Ignoranz und Unwillen, die tödliche Gefahr rechter Gewalt zu erkennen. Die Anschläge von München, Halle, Hanau, Magdeburg und der Mord an Walter Lübke haben deutlich gezeigt, dass nicht nur islamistische, sondern auch rechte und rassistische Ideologie zu tödlichen Mordanschlägen führen können. (am)
Quelle: EXIF Recherche https://exif-recherche.org
Siehe auch
Angst und Ratlosigkeit nach Todesfahrt durch die Mannheimer Planken