Besuch bei der MVV Umwelt auf der Friesenheimer Insel

MVV Standort auf der Friesenheimer Insel | KIM-Archivbild

Die MVV hat kürzlich bundesweit Aufmerksamkeit erlangt mit ihrer Ankündigung, das Gasnetz bis 2030 stilllegen zu wollen. Im Zuge dessen wird das Thema Fernwärme immer wichtiger. Diese soll nach Angaben der MVV in Zukunft „zu 100% aus grünen Quellen“ erzeugt werden.

Im Januar besuchte ich mit dem Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats die Anlagen der MVV Umwelt auf der Friesenheimer Insel. Dort wurden uns die Fernwärmeerzeugung aus Müll und Biomasse sowie Projekte zur CO2-Abscheidung präsentiert, die ich hier kritisch beleuchten möchte.

Bereits in ihrer Einladung präsentierte die MVV den “erfolgreichen Anschluss des Biomassekraftwerks an die Fernwärmeversorgung und die Inbetriebnahme der Heißwassererzeugungsanlage auf der Friesenheimer Insel” als “zweite Stufe der Dekarbonisierung der Fernwärme”. Zusätzlich sollten “zukünftige Projekte zur Vergrünung der Fernwärme sowie der CO2-Abscheidung am Standort” vorgestellt werden.

Nach Angaben der MVV sollen zukünftig ca. 40% der “grünen” Fernwärme anhand von thermischer Verwertung erzeugt werden. Diese Darstellung ist jedoch irreführend.

Die vorgestellte CO2-Abscheidung (CCS) ist keine nachhaltige Lösung, sondern eine teure Scheinlösung, die uns vom notwendigen Weg der Müllvermeidung und echten Kreislaufwirtschaft abbringt. CCS im Abfallsektor untergräbt wichtige Klimaschutzmaßnahmen und verschiebt den Fokus von der Abfallvermeidung zur Abfallverbrennung mit nachträglicher CO2-Filterung. Die Technologie verbraucht erhebliche Energiemengen und verursacht hohe Kosten, die letztlich die Bürgerinnen und Bürger tragen müssen. Besonders problematisch: Die MVV rechtfertigt mit dieser sogenannten “Vergrünung der Fernwärme” den weiteren Betrieb und sogar Ausbau von Müllverbrennungsanlagen, während wir eine drastische Reduktion des Mülls anstreben müssten.

Und auch die Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung ist kritisch zu sehen, da die genaue Zusammensetzung des thermisch verwerteten Holzes intransparent bleibt. Eine Konkurrenz um Holz als Rohstoff führt zu steigenden Preisen und erschwert eine nachhaltigere Verwendungen wie im Bausektor. Zudem werden neben dem bei der Verbrennung entstehenden C02 auch andere Schadstoffe freigesetzt, die die Luftqualität beeinträchtigen.

Als Klimaliste fordern wir gemeinsam mit der Fraktion LTK stattdessen konkrete Maßnahmen zur Müllvermeidung, den Ausbau von Mehrwegsystemen, die Förderung von Reparatur und Wiederverwendung sowie verbindliche Recyclingquoten.

Was die Fernwärme angeht, fordern wir die MVV auf, auf tatsächlich nachhaltige und verbrennungsfreie Energiequellen wie Großwärmepumpen und Geothermie zu setzen. Die Müll- und Biomasseverbrennung ist bestenfalls eine kurzfristige Übergangslösung, keine nachhaltige Transformation. Mannheim braucht echte Klimaschutzmaßnahmen statt teurer Technologien, die nur Symptome bekämpfen.

Bereits heute sind die Auswirkungen der Klimakrise für jeden spürbar – von Hitzewellen über katastrophale Überschwemmungen bis hin zu unkontrollierbaren Waldbränden. Diese Realität verdeutlicht, dass unser derzeitiges Wirtschaftsmodell mit seinem grenzenlosen Wachstumsstreben und Ressourcenverbrauch nicht mehr tragbar ist.

Die Klimaliste setzt sich für eine ganzheitliche sozial-ökologische Transformation ein. Neben einer nachhaltigen Produktion und der Verkehrswende gehört dazu auch eine echte Energiewende.

Dr. Jessica Martin, Stadträtin für die Klimaliste