Der Ausbau des Großkraftwerks Mannheim (GKM) behindert die Energiewende in der Metropolregion Rhein-Neckar und belastet die Umwelt nachhaltig!
Gastbeitrag von Günther Frey anlässlich der Inbetriebnahme des Block 9 im GKM
Die Inbetriebnahme des Steinkohlekraftwerks Block 9 im Mai 2015 dokumentiert, dass die Gesellschafter der Großkraftwerk Mannheim AG (GKM) RWE, EnBW und MVV nicht ernsthaft in Richtung Energiewende umsteuern, sondern darauf setzen Kohlestrom ungehindert noch lange weiter zu produzieren. Damit wird die Tradition des GKM fortgesetzt – Senkung der Produktionskosten von elektrischem Strom auf Basis von billiger Steinkohle für die Industrie mit immer größeren Einheiten und immer weniger Beschäftigten bei gleichzeitiger Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und großräumiger Fernwärmeverteilung in die Region.
Der Versuch Block 9 als Beitrag zur Energiewende umzudeuten[ref]GKM Geschäftsbericht 2013, S 26[/ref] setzt auf gezielte Desinformation der Bevölkerung. Selbst Umweltminister Untersteller (BaWü) versuchte dem Block 9 noch etwas Positives abzugewinnen mit dem Argument: durch den neuen Block könnten doch alte weniger effiziente Kohle-Kraftwerke stillgelegt werden. Er befindet sich damit übrigens genau auf der Argumentationslinie der MVV Führung, die sich gerne als Macher der Energiewende präsentiert. Als ob der Energiewende und dem Klimaschutz durch etwas mehr Effizienz eines Steinkohlekraftwerks gedient wäre.
Das Mannheimer Umweltforum hatte bereits 2009 auch auf die Möglichkeit von Alternativen durch dezentrale BHKW und GuD-KWK hingewiesen. Selbst im Klimaschutzkonzept der Stadt Mannheim ist diese Maßnahme (E5) enthalten. Die beste Alternative, die vom Umweltforum gefordert wurde, wäre allerdings der Verzicht auf einen Neubau gewesen und der konsequente Ausbau hin zu 100% Erneuerbarer Energie!
Ein kurzer Rückblick in die Geschichte des GKM
Schon in den Gründerjahren des GKM ab 1921 ging es vorwiegend um die Bereitstellung billigen elektrischen Stroms insbesondere für die Industrie (Es “….verlangt die Region nach billiger, elektrischer Energie”[ref]”75 Jahre GKM, Werden und Wachsen”, Günther Herrmann[/ref]). Veraltete Kraftwerke mit hohem Steinkohleverbrauch sollten durch neue leistungsstärkere und effizientere Kraftwerke ersetzt werden. Das war der Gründungsauftrag. Dieses Ziel wurde bis in die 30er Jahre des vorherigen Jahrhunderts konsequent verfolgt. Durch moderne Turbinen konnten die Stromerzeugungskosten um mehr als 20% gesenkt werden.
Danach dominierte die Kriegswirtschaft des faschistischen deutschen Reiches; das Kraftwerk wurde entsprechend umgebaut (Bunkerkraftwerk).
In der Wiederaufbauphase und während der Restauration des westdeutschen Kapitalismus nach 1945 wird das GKM zügig auf- und ausgebaut. 1952 hatte es bereits eine Leistung von 350 MW bei 900 Beschäftigten.
1965 gehen Block 3 und 1970 Block 4 mit jeweils 220 MW und einem elektrischen Wirkungsgrad von 42% in Betrieb. Damit beginnt auch die kombinierte Produktion von Strom und Fernwärme mittels Gegendruckturbinen. Mit der kommunalen Fernwärmeversorgung wurde nun ein zweites Geschäftsfeld erschlossen, das die weitere Entwicklung nachhaltig beeinflusste.
Anfang der 70er Jahre folgten mit dem Bau der Blöcke 5 und 6, ausgelegt für Schweröl und Erdgas, eine Reaktion auf die “Schwemme” billigen Erdöls auf den Weltmärkten. Als sich die erdölexportierenden Länder in der OPEC zusammenschließen und die Preisentwicklung in ihrem Sinne steuerten, war ein Umbruch notwendig.
In dieser Zeit wurden überdies die ersten Atomkraftwerke errichtet, mit der Aussicht auf betriebwirtschaftlich noch kostengünstigere Stromproduktion als in Braunkohlekraftwerken.
1970 schließlich wurde durch den sog. Jahrhundertvertrag (Vertrag zwischen Energiewirtschaft und Steinkohlebergbau von 1970 – 1980 und dann bis 1995) der Steinkohle Vorrang bei der Stromerzeugung eingeräumt und mit einer Ausgleichsabgabe, dem Kohlepfennig, wirtschaftlich abgesichert. Damit sollte deutsche Steinkohle gegenüber billigerer Importkohle wettbewerbsfähig werden. Das GKM baute seine Kapazitäten 1973 mit dem Steinkohlekraftwerk Block 7 mit 475 MW weiter aus.
Vorausgegangen waren weitreichende Planungen die Fernwärmeversorgung in der Rhein-Neckar-Region großräumig auszubauen. Ähnliche Planungen wurden für alle Großräume der damaligen Bundesrepublik erstellt. Unter dem Schlagwort “Weg vom Öl” und “rationelle Energienutzung” versuchte man die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen.
In der Region Rhein-Neckar gehörte u.a. der Plan für den Bau eines Atomkraftwerkes in Mannheim-Kirschgartshausen (Hochtemperatur-Reaktor (HTR) 1200 MW) zu dem Plan AKW stadt- und industrienah zu bauen. Der HTR sollte neben Strom und Fernwärme für die gesamte Region auch Dampf für die BASF liefern. Geplant wurde er bei der BBC Tochter Hochtemperatur-Reaktorbau (HRB) in Mannheim. Die Steinkohle-Kraftwerke des GKM waren in diesem Konzept nur noch als Reserve vorgesehen.
Die Anti-AKW Bewegung der frühen 80er Jahre hat sicher neben dem technischen Scheitern des sog. Demonstrations-HTR in Hamm-Uentrop (THTR)[ref]www.reaktorpleite.de[/ref] mit dazu beigetragen, dass diese Planungen aufgegeben werden mussten. Spätestens durch den Super-GAU in Tschernobyl und einen ersten Störfall im (THTR) waren diese Pläne endgültig vom Tisch.
Nicht aufgegeben waren jedoch die Pläne einer großräumigen Fernwärmeversorgung in die Region.
Konkret wurde 1986 mit der Planung einer Fernwärmetrasse nach Heidelberg begonnen. Ein Gegenkonzept des Öko-Instituts im Auftrag des Betriebsrates der Stadtwerke Heidelberg zeigte eine wirtschaftliche Alternative in Form eines eigenen Kraftwerks der Stadtwerke Heidelberg auf. Nur durch die ausschlaggebende Stimme des damaligen OB Widder im Mannheimer Gemeinderat wurde die Trasse doch noch beschlossen.
In der Folge wurde dann 1993 Block 8 mit 480 MW in Betrieb genommen. Das GKM hatte damit eine gesamte Wärmeleistung von insgesamt 1000 MW.
Eine geplante Fernwärmetrasse von Mannheim über Viernheim nach Weinheim musste wegen des Baus eines eigenen Erdgas-BHKW durch die Stadtwerke Viernheim aufgegeben werden. In Weinheim entschieden sich einige Firmen für den Bau eigener effizienter Gaskraftwerke. So gesehen wurde zumindest auf dieser Strecke nichts aus den Plänen der Mannheimer Energiestrategen.
Das Wärmenetz wurde nun in Richtung Speyer ausgebaut. Eigene Pläne für ein Kraftwerk wurden dadurch in Speyer übrigens ad acta gelegt.
Mit Block 9 (911 MW) und nach Stilllegung der Blöcke 3 und 4 hat das GKM nun eine elektrische Bruttoleistung von 2146 MW und eine Wärmeleistung von 1500 MW. Es steigert somit seine elektrische Bruttoleistung um 471 MW und die Wärmeleistung um 500 MW. Es ist damit das größte Kraftwerk Baden-Württembergs und das zweitgrößte Steinkohle-Kraftwerk Deutschlands. Die Zahl der Beschäftigten lag Ende 2014 bei 592 und soll bis Ende 2015 auf 500 abgesenkt werden[ref]MM, 13. Mai 2015, Seite 6[/ref]. Auch dies ein Zeichen der enormen Steigerung an Produktivität (verglichen mit 1952, siehe oben).
Fazit: Die großräumige Fernwärme(FW)-Versorgung ist die Basis für den Ausbau der Kapazitäten des GKM. Und umgekehrt machen die vorhandenen Kapazitäten einen steigenden FW-Absatz in der Region zwingend für den wirtschaftlichen Betrieb und eine Akzeptanz in der Region. Die FW-Versorgung in Heidelberg und Speyer ist damit auf Jahre auf die Lieferung aus dem GKM festgelegt (vertragliche Details sind nicht bekannt). Daran ändern kleinere BHKW oder auch das Holz-Heizkraftwerk in Heidelberg nur wenig. Die GKM-Strategie wurde damit zur Blockade für eine Wende bei der Strom- und Wärmeversorgung in der Region. Es befördert die Energiewende nicht, sondern behindert ihre Umsetzung um viele Jahre!
Die Auswirkungen auf die Umwelt in der Region und das Klima sind gravierend und wären vermeidbar gewesen
Strom und Wärme aus Kohlekraftwerken ist nicht nachhaltig. Soweit sind sich alle Experten einig.
Der Schadstoffausstoß schädigt die Gesundheit der Bevölkerung in der Region über weitere Jahrzehnte (NOx, SO2, Feinstaub, aber u.a. auch Quecksilberverbindungen[ref]http://www.greenpeace.de/files/publications/greenpeace-studie-quecksilber-kohle-31032015.pdf[/ref][ref]http://www.eea.europa.eu/de/pressroom/newsreleases/luftverschmutzung-verursacht-nach-wie-vor[/ref]). Das bei der Verbrennung von Kohle entstandene Kohlendioxid (CO2) gelangt als Klimagas in die Atmosphäre und trägt zur weiteren Erwärmung der Atmosphäre bei. Durch den Block 9 und die damit verbundene Leistungserhöhung werden ca. 87 % mehr CO2 in die Atmosphäre emittiert als durch die stillgelegten Blöcke 3 und 4. Von geringerer CO2-Abgabe kann also nicht die Rede sein.
Um die Öffentlichkeit für das Kraftwerksprojekt Block 9 zu gewinnen wurde auch die Abtrennung von CO2 aus dem Abgas als zukünftige Möglichkeit ins Feld geführt. Dies war und ist eine bewusste Täuschung der Öffentlichkeit und diente nur als Feigenblatt für das Kohleprojekt. Wie Forschungsergebnisse zeigen, ist das angestrebte Verfahren noch in der Erprobung und damit weit von einer technischen Reife entfernt[ref]http://www.tu-darmstadt.de/vorbeischauen/aktuell/archiv_2/tags/neuesausdertudeinzelansicht_61184.de.jsp[/ref]. Davon abgesehen wird die Wirtschaftlichkeit nie erreicht werden, weil die Stromproduktion aus den Erneuerbare Energie Anlagen längst konkurrenzfähig geworden ist.
Für weitere detaillierte Informationen zur Umweltbelastung verweise ich auf die Veröffentlichungen des Umweltforums.[ref]http://www.bund-bawue.de/fileadmin/bawue/pdf_datenbank/PDF_zu_Themen_und_Projekte/klima_und_energie/energiewende/Faktenpapier__GKM9_Umweltforum.pdf[/ref]
Im Übergang zu einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien sind leider noch fossile Kraftwerke erforderlich, zumindest ist dies der Stand der Wissenschaft auf diesem Gebiet (siehe dazu u.a. Forschungsverbund Erneuerbare Energien (FVEE))[ref]http://www.fvee.de/index.php?id=195&sb_damorder[uid]=5210&cHash=4acf8fe150c06013885512f9b5331295[/ref].
Hochflexible und hocheffiziente Erdgas-BHKW oder -GHKW und Gas- und Dampfturbinen-KWK-Anlagen können einen sinnvollen Beitrag für den Übergang leisten. Erdgas kann, bei entsprechender Verfügbarkeit, durch Bio-Methan-Gas ersetzt werden. Bio-Methan-Gas wird aus Biogas hergestellt und ist damit eine Erneuerbare Energie.
Voraussetzung für eine Minimierung der Übergangszeit ist der Einsatz von heute verfügbaren Speichertechnologien (kurz, lang und saisonal), deren Förderung und eine intensive Forschung.
Übrigens: Mit der immer viel gepriesenen Effizienz des GKM ist es nicht weit her. Im Geschäftsjahr hatte das GKM insgesamt nur eine Brennstoffausnutzung von 47%[ref]GKM Geschäftsbericht 2013[/ref] (d.h. 47% der eingesetzten Steinkohle wurden in Strom und Fernwärme umgewandelt).
Block 9 wird als besonders effizient beworben, mit einer maximalen Brennstoffausnutzung von 70%. Entscheidend ist jedoch die Brennstoffausnutzung eines ganzen Jahres. Diese wird jedoch lediglich ca. 52-56 % erreichen können (je nach Wärme und Stromproduktion, siehe Anhang). Werden auch die Blöcke 3 und 4 stillgelegt, wird sich die Gesamteffizienz des GKM also nur leicht erhöhen.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist der Gebäudewärmeschutz. Je besser Gebäude gedämmt werden, umso weniger Wärme wird zur Beheizung benötigt. Daher spielt dies in einem integrierten Fernwärmekonzept eine zentrale Rolle. Weniger Fernwärmeabsatz jedoch bedeutet für die Fernwärmelieferanten Umsatzverluste und bringt unter Umständen das gesamte Konzept zum Wanken. Kein Wunder also wenn die Lobbyisten aus der Energiewirtschaft beständig die Rolle des Wärmeschutzes kleinreden und auf die Politik einwirken. Letzten Endes leider mit Erfolg[ref]http://www.klimaretter.info/wohnen/nachricht/18166-zwei-drittel-treibhausgase-einsparbar[/ref].
Zur wirtschaftlichen Perspektive des GKM
Das GKM und der Block 9 sind kein nachhaltiges Projekt, weder ökologisch noch ökonomisch. Die betriebswirtschaftliche Tragfähigkeit wurde von den Umweltgruppen in der Region immer in Zweifel gezogen. Den Nachweis der Wirtschaftlichkeit müssen die Gesellschafter des GKM nach der Inbetriebnahme erbringen. Spätestens 2017, wenn Block 9 ein ganzes Betriebsjahr absolviert haben wird, werden die Geschäftsbilanzen dazu Aussagen treffen müssen.
Volkswirtschaftlich sind Kohlekraftwerke auf jeden Fall nicht tragfähig. Untersuchungen von Umweltökonomen zeigen eindeutig, dass die sog. externen Kosten (z.B. Kosten die durch die Klimaschäden über Jahrzehnte entstehen) viel höher liegen als die der erneuerbaren Energien, und das heute schon[ref]http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/4485.pdf Externe Kosten der Stromproduktion aus Braunkohle 10,75 ct/kWh, aus Steinkohle 8,94 ct/kWh, aus Erdgas 4,91 ct/kWh, aus Photovoltaik 1,18 ct/kWh, aus Wind 0,26 ct/kWh und aus Wasser 0,18 ct/kWh.[/ref].
Aber schließlich setzt der Staat die Rahmenbedingungen für den profitablen Betrieb der fossilen Kraftwerke, sowohl Braunkohle- als auch Steinkohle- und Erdgaskraftwerke.
Es geht vor allen Dingen auch um das Überleben der Big-4 (RWE, E.ON, Vattenfall und EnBW) deren Geschäftsmodell noch weitgehend auf Kohle und Atom basiert und keinerlei Zukunft hat.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der MVV Dr. Müller ist sich allerdings sicher, dass der neue Block 9 profitabel sein wird. Die Frage sei nur “wann”, betonte er auf der Analystenkonferenz der MVV AG (11.12.14). Er verwies auf das sog. “Strommarkt-Design” das “so entscheidend wichtig” sei. Damit hofft er auf neue staatliche Regeln für den Strommarkt. Dafür wurden ganz unterschiedliche Modelle entwickelt.
Mit einem Grünbuch des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) zum Marktdesign wurde bereits 2014 die Diskussion eröffnet. Nun liegt ein Eckpunktepapier “Strommarkt” mit konkreteren Angaben vor.
Den von den Verbänden der Energiewirtschaft (BDEW, VKU) geforderten “Leistungsmarkt”, der die zusätzliche Vermarktung von Kraftwerksleistung vorsieht, soll es jedoch zunächst nicht geben. Nun soll die Obergrenze der Börsenmarktpreise eventuell auf bis zu 15 €/kWh angehoben werden. Sehr hohe Preise könnten, nachdem alte Kraftwerke stillgelegt wurden, an wenigen Stunden im Jahr an der Börse erzielt werden. Selbst für die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), eine der wichtigen Instrumente der Energiewende, soll die Förderung auch für neue Kohlekraftwerke um 1 ct/kWh für KWK-Strom erhöht werden. Das GKM 9 könnte so ca. 45 Mio. € mehr als bisher an Förderung erhalten.
Dies ist nicht akzeptabel, sollten doch eigentlich nur noch hocheffiziente, hochflexible Gaskraftwerke (BHKW, GuD-KWK) als Brücke ins erneuerbare Energie-Zeitalter gefördert werden und nicht klimaschädliche Kohlekraftwerke.
Auch auf EU-Ebene wird erst ab dem Jahr 2019 nun über eine neue Regelung zum Zertifikatehandel für Emissionen von CO2 verhandelt werden. Damit bleibt der Zertifikatepreis voraussichtlich noch lange Zeit niedrig (liegt zur Zeit bei 7 €/t). Bleiben die Brennstoffkosten für Steinkohle konstant und steigt der Börsenpreis, damit auch der Stromerlös, dann könnte die Marge (Stromerlös minus Brennstoffkosten minus Kosten für CO2 Zertifikate) für Kohlekraftwerksbetreiber sogar noch größer werden.
Im Eckpunktepapier wurde zwar ein zusätzlicher Klimabeitrag zum bestehenden europäischen Emissionshandel vorgeschlagen, der die Marge verringern würde, jedoch sollen erst ab dem 21. Betriebsjahr zusätzliche Kosten anfallen. Damit ist das GKM 9 zunächst für 20 Jahre komplett von Belastungen freigestellt. Generell gilt darüber hinaus: KWK-Anlagen “sind weitgehend freigestellt” (Eckpunktepapier), demnach auch alle Kohle-Blöcke des GKM.
Inzwischen ist der Klimabeitrag unter erheblichem Beschuss von BDEW, VKU, IGBCE[ref]http://www.klimaretter.info/politik/nachricht/19014-bdew-und-vku-resolut-gegen-gabriel[/ref] geraten. Ob dieser überhaupt Bestand haben kann ist zweifelhaft. Es wird nun von der Industrie ein freiwilliger Beitrag durch Stilllegung von alten Braunkohlekraftwerken vorgeschlagen, dafür sollen die KWK-Anlagen stärker gefördert werden.
Nicht zuletzt wurde auch durch die “De(Re)form” des EEG der weitere Ausbau an Erneuerbaren Energien im Strombereich stark ausgebremst und somit Raum für Kohlestrom geschaffen.
Sollte es in den 20er Jahren tatsächlich eng werden für das GKM, so bleibt immer noch die “Karte der Versorgungssicherheit”. Nach Studien zur Versorgungssicherheit in Baden-Württemberg sind entsprechende Kapazitäten nach der Stilllegung aller AKW erforderlich[ref]”Die Außerbetriebnahme des Kernkraftwerks Philippsburg 2 sowie des Kernkraftwerks Neckarwestheim II führen zu einem Wegfall an Erzeugungsleistung bis zum Jahr 2022 von rund 2,8 GW. Dies erfordert den Zubau neuer konventioneller Erzeugungsleistung in den kommenden Jahren. Dieser sollte vorzugsweise durch den Bau von KWK-Anlagen erfolgen, so dass mit dem Neubau von KWK-Anlagen auch ein essentieller Beitrag zur Versorgungssicherheit in Baden-Württemberg geleistet werden kann.”, Landeskonzept KWK, Baden-Württemberg 2015[/ref].
Zur Absicherung des wirtschaftlichen Rahmens werden auf europäischer Ebene bereits Kapazitätsmechanismen (siehe oben, z.B. Leistungsmarkt) diskutiert[ref]www.energynewsmagazine.at, Theisen, E.ON: “Am Ende könnte ein technologieneutraler Kapazitätsmarkt stehen, der offen ist für Energieerzeuger und Energieverbraucher und zugleich über Landesgrenzen hinweg funktioniert.”[/ref].
Zusammengefasst: die Gesellschafter des GKM (RWE, EnBW, MVV) können weiterhin auf eine industriefreundliche Politik setzen, die es Ihnen voraussichtlich ermöglichen wird das GKM noch lange mit Gewinnen zu betreiben. Das Nachsehen haben die Menschen durch Verschlechterung der Umweltbedingungen und durch direkte oder versteckte Kostenbelastungen (Strompreise, Steuern und Abgaben).
Welche Aussichten für lokales Handeln?
Wenigstens haben sich drei Umweltgruppen aus der Metropolregion (BUND, 100Pro Energiewende, Metropolsolar) in einer Presseerklärung zu Wort gemeldet verbunden mit einer Aktion vor dem GKM[ref]http://www.bund-rhein-neckar-odenwald.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/klotz-am-bein-der-energiewende/[/ref].
Sie fordern u.a. von der Stadt Mannheim und der MVV aus der Kohlestromproduktion im GKM auszusteigen. Konkret würde dies auf den Verkauf der Anteile der MVV an der GKM AG hinauslaufen. Ließen sich die Anteile überhaupt verkaufen, dann würde der Betrieb natürlich weitergeführt. Auch die Fernwärme für Mannheim und die Region käme weiter aus dem GKM. Einzig die MVV AG könnte ihren Kraftwerkspark dann konsequent in Richtung Energiewende ausrichten. Die Stadt Mannheim hält zwar die Mehrheit der Anteile in der AG (50,1%), aber nicht die 3/4 Mehrheit, die für eine so weitgehende Transformation notwendig wären. Ohne Re-Kommunalisierung also chancenlos.
Konkreter wird die Presseerklärung bei der Forderung nach Stilllegung des 40 Jahre alten Block 6, außer den bereits zugesagten Blöcken 3 und 4. Diese Forderung passt sehr gut zur aktuellen bundespolitischen Diskussion um die Stilllegung von alten Kohleblöcken.
Es gibt also durchaus Perspektiven für eine lokale Agenda zur Mobilisierung der Zivilgesellschaft sowohl in den Gemeindeparlamenten und im Bundestag für Klima- und Umweltschutz in der Region.
nsbesondere in Mannheim wird die Verwaltung erklären müssen wie sie ihr Klimakonzept 2020 nun nach dem Bau des Block 9 umsetzen will. Das Klimakonzept, das vom Institut für Energie und Umwelt (ifeu) in Heidelberg erstellt wurde, legt dar, dass das Klimaziel der Stadt Mannheim -40% Reduktion der CO2 Emissionen bis 2020 mit Block 9 nicht erreichbar sein wird.