Pro Familia: Schwangerenkonfliktberatungen und psychische Erkrankungen nehmen zu

Entgegen des bundesweiten Trends nehmen Schwangerschaftskonfliktberatungen bei der Pro Familia in Mannheim zu. Im Jahr 2015 stieg die Zahl um knapp sechs Prozent auf 651 Beratungen an. Insgesamt wurden 2.590 Beratungen durchgeführt, wie das Team der Beratungseinrichtung bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2015 feststellte.

Viele Schwangere, so Geschäftsführerin Lisa Kern, stellten die Frage, ob sie ihr Kind bekommen wollen oder einen Schwangerschaftsabbruch durchführen wollen. Häufig befinden sie sich in einer Trennungsphase und sind weiteren Belastungen ausgesetzt. In nahezu der Hälfte der Fälle spiele mittlerweile in den Beratungsgesprächen die Wohnsituation bzw. die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung eine wichtige Rolle, betont Gundula Hartje-Severa, Leiterin der Beratungsstelle. Mit ca. 26 % sei zudem die Quote der Geringverdiener_innen bei den Ratsuchenden relativ hoch, und insbesondere alleinerziehende Frauen sind in einer solchen Lebenssituation häufig überfordert.

Die Erfahrungen aus der Beratungspraxis weisen auf zwei weitere Trends hin: Die Zahl psychisch vorbelasteter Hilfesuchender nehme zu, und viele Frauen kämen im Vergleich zu früher wiederholt in die Sprechstunde. Letzteres deute auch auf mehr Offenheit zum Gespräch insbesondere bei Migrantinnen hin. Nach der Herkunftsstatistik haben knapp 11 Prozent der Ratsuchenden einen türkischen Migrationshintergrund, ca. 18 % stammen aus dem sonstigen europäischen Raum und knapp 7 Prozent aus anderen Kontinenten.

Muttersprachliche Beratung sei besonders wichtig, betont Türkan Celikdag, Paar- und Familientherapeutin von Pro Familia. Zusammen mit ihren Kolleginnen deutet sie darauf hin, dass es allemal besser sei, sich in einer problematischen Trennungs-Scheidungs-Situation vor einer gerichtlichen Entscheidung kompetent beraten zu lassen.

Aktuell ist geplant, ein Projekt für minderjährige Flüchtlinge durchzuführen. Angesichts der Notwendigkeit, 20 Prozent Eigenmittel für die Beratungsarbeit aufbringen zu müssen, wünscht sich Pro Familia für die Zukunft vor allem eine solide Finanzierung durch gesicherte Zuschüsse.

Kontakt: Pro Familia Mannheim, Telefon (0621) 27720, E-Mail: mannheim@profamilia.de, www.profamilia-mannheim.de.

Quelle: „Parität Lokal“ 4/2016, Rundbrief des Paritätischen Kreisverbandes in Mannheim