Razzia bei türkischen Nationalisten: Räume von Osmanen und UETD durchsucht
Am Morgen des 13. März durchsuchten Einsatzkräfte der Polizei Objekte des türkisch-nationalistischen Rockerclubs Osmanen Germania in mehreren Bundesländern. Auch in Baden-Württemberg kam es zu polizeilichen Aktionen. Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten wurde in Mannheim die Wohnung des UETD Rhein-Neckar Vorsitzenden Yilmaz Ilkay Arin durchsucht. Die Union der Europäisch-Türkischen Demokraten (UETD) ist ein Verein zur Umsetzung der Ziele der AKP in Deutschland und Schnittstelle zur Rockergruppe Osmanen Germania. Arin gilt als Verbindungsmann zur türkischen Regierung und soll in Waffendeals mit den Osmanen verwickelt sein (Kommunalinfo berichtete).
Ziel der Razzia sei es, Erkenntnisse über Strukturen des Vereins zu erlangen, erklärte ein Polizeisprecher. Es werde kein Vereinsverbot umgesetzt, allerdings könnten die heute gewonnenen Informationen für ein mögliches Verbotsverfahren verwendet werden.
Neben der Durchsuchung in Mannheim gab es laut Stuttgarter Nachrichten weitere in einem Fitness- und Kampfsportstudio bei Nagold, sowie in Wohnungen in Nagold, Gerabronn und Crailsheim. Außerdem wurden Gefängniszellen in den Justizvollzugsanstalten Offenburg und Stuttgart-Stammheim durchsucht. Dort sitzen Führungspersonen der Osmanen in Untersuchungshaft. Am 26. März beginnt in Stuttgart ein Prozess wegen verschiedenen Tatvorwürfe im Zusammenhang mit der rechten Rockergruppe. Weitere Durchsuchungen gab es in Hessen und Nordrhein-Westfalen.
Die Osmanen Germania sind offiziell ein Boxclub mit Strukturen, die an Rockergruppen angelehnt sind. Motorräder findet man dort kaum, dafür eine große inhaltliche Nähe zu den rechten türkischen Parteien AKP und MHP. Die Osmanen bilden mit dem Verein UETD und dem türkischen Geheimdienst MIT ein Netzwerk in Deutschland zur Durchsetzung von Interessen der Erdogan-Regierung im Ausland. Neben der politischen Einflussnahme auf die in Deutschland lebenden Türkinnen und Türken, werden dem Netzwerk auch Gewalttaten zugerechnet, beispielsweise ein Handgranatenanschlag auf ein kurdisches Café in Saarbrücken und die Einschüchterung politischer Gegner, wie beispielsweise des Grünen Politikers Cem Özdemir. Nach Recherchen der Stuttgarter Nachrichten und Frontal 21 (ZDF) über Straftaten aus den Reihen des Netzwerks, gerieten die Akteure zunehmend unter Druck. Vor diesem Hintergrund ist auch die Razzia zu betrachten.
(red)