Breite Proteste gegen den AfD-Landesparteitag in Ketsch geplant
Ketsch, Rhein-Neckar-Kreis. Von Medien und sonstiger Öffentlichkeit bisher weitgehend unbeachtet, steht der Rhein-Neckar-Region ein faschistisches Großereignis bevor: Für den 16. November 2024 hat die Alternative für Deutschland (AfD) einen Landesparteitag in der Rheinhalle in Ketsch angekündigt, um dort die Neufassung ihres menschenverachtenden Programms zu beschließen. Auch die Rechtsaußen-Partei selbst hüllt sich in Schweigen, was das Treffen angeht, und setzt offenbar darauf, dass ihre braunen Umtriebe in der kleinen Gemeinde ungestört vonstatten gehen.
Doch dieser Plan geht nicht auf, denn es regt sich entschiedener Widerstand: Zahlreiche antifaschistische und zivilgesellschaftliche Strukturen mobilisieren zu verschiedenen Protestaktionen, die den ganzen Tag dauern sollen. Zwei Demonstrationen und ein ganztägiges Fest der Vielfalt sollen der AfD zeigen, dass rechte Hetze auch im Hinterland mit antifaschistischen Gegenprotesten rechnen muss.
Antifaschistische Auftaktdemonstration
„Auf ihrem Parteitag will die AfD die Landessatzung „zukunftsfähig“ machen – das heißt, die Grundlagen ihrer radikal rechten Agenda weiter festigen und sich für Erfolge nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland rüsten. Die Ergebnisse der letzten Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zeigen schließlich, dass die AfD zunehmend gesellschaftliche Mehrheiten mobilisieren kann und immer stärker in staatliche Machtpositionen drängt. Es ist eine bittere Realität: Für einen wachsenden Teil der Gesellschaft stellt eine rechtsradikale Partei mit offen faschistischen Tendenzen eine ernsthafte politische Option dar.“ Mit dieser Analyse rufen die Offenen Antifa-Treffen aus Mannheim, Heidelberg, Wiesloch und Landau sowie die Antifaschistische Initiative Heidelberg gemeinsam dazu auf, schon morgens um 8.30 Uhr mit einer kämpferischen Demonstration vom Marktplatz zum Gelände Im Bruch zu ziehen. Hier befindet sich nicht nur die Rheinhalle, in der die AfD tagt, sondern auch der Festplatz, auf dem die Gegenaktionen ihren Mittelpunkt haben. So werden die Delegierten der Rechtsaußen-Partei schon bei der Anreise hören, dass sie auch in Ketsch keinen gemütlichen Rückzugsort gefunden haben.
In ihrem Aufruf betrachten die antifaschistischen Gruppen die AfD keineswegs als isoliertes Phänomen, sondern machen auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung aufmerksam: „Etablierte politische Kräfte und mit ihnen große Teile der Bevölkerung rücken selbst konstant nach rechts und setzen Forderungen und Ideen der AfD auch ohne deren Beteiligung bereitwillig in die Tat um. Sie verhelfen ihr auch dadurch zur fortschreitenden Normalisierung und zu weiteren Erfolgen, verschieben die Grenze des Sagbaren und machen zur legitimen Meinung, was vor Jahren noch undenkbar schien.“ Daraus folgern sie: „Wir aber werden das nicht als neue Normalität akzeptieren und stellen uns einem rechten Aufschwung entgegen, der sein Ende nicht von allein finden wird. Egal, was andere erzählen: Es hilft nur konsequenter Antifaschismus!“
Fest der Vielfalt
Schon am frühen Morgen bauen auf dem Festplatz nahe der Rheinhalle zivilgesellschaftliche Organisationen, antifaschistische und antirassistische Gruppen, Ketscher Vereine und Parteien Informations- und Mitmachstände auf. Ab 10 Uhr beginnt das eigentliche Programm des Fests der Vielfalt, das vom Bündnis für Demokratie und Vielfalt Kurpfalz organisiert und von vielen weiteren Initiativen unterstützt wird.
„Gemeinsam wollen wir zeigen, dass wir als solidarische und pluralistische Gesellschaft, in der viele Stimmen Gehör finden, stärker sind als die Feinde einer solidarischen Vielfaltsgesellschaft! Wir stehen zusammen gegen den neuen Faschismus – und laden jede und jeden ein, mit uns ins Gespräch zu kommen,“ lädt das Bündnis in seinem Aufruf ein. Ein buntes Programm aus Livemusik von Chanson bis Punk und anderen Kulturbeiträgen, die durch Redebeiträge ergänzt werden – und selbstverständlich gibt es auch Essen und Getränke sowie Spielangebote für Kinder.
Die Veranstaltung richtet sich nicht zuletzt an die Ketscher Bevölkerung und lädt bewusst Familien ein, um in diesem niedrigschwelligen Rahmen eine möglichst breite Beteiligung an den Protesten zu ermöglichen: „Auch wer an einer klassischen Demo nicht unbedingt teilnehmen würde, kann im Laufe des Tages vorbeikommen und bei einem Becher Punsch und einem Hotdog über den Festplatz schlendern und mit verschiedenen Akteuren in den Austausch kommen.“
Bündnisdemonstration durch Ketsch
Das vielfältige Programm auf dem Festplatz dauert bis 16 Uhr, doch mittags gibt es nochmals Bewegung: Um 13.30 Uhr formiert sich eine weitere Demonstration, die das Bündnis für Demokratie und Vielfalt zusammen mit weiteren Gruppen organisiert. Gemeinsam soll damit der Protest gegen die menschenverachtenden Umtriebe der AfD in den Ketscher Ortskern getragen und ein starkes Zeichen gegen rechte Hetze gesetzt werden. Für alle, die sich dem Protestzug nicht anschließen wollen, gibt es währenddessen weiterhin Musik und Reden vor Ort.
Ihren Abschluss findet die Bündnisdemonstration wieder auf dem Festplatz Im Bruch, um dort die letzten Programmpunkte mitzuverfolgen, bis das Fest um 16 Uhr endet.
„Es ist großartig, dass nicht nur viele antifaschistische Gruppen nach Ketsch mobilisieren, sondern auch ein breites Spektrum an zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vereinen die Bündnisproteste unterstützt“, erklärte Clara Grube von der Antifaschistischen Initiative Heidelberg und hofft auf eine starke Beteiligung auch aus den umliegenden Städten. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die AfD sich ungestört im Hinterland ausbreiten kann.“
Doch mit dem 16. November allein ist es keineswegs getan: „An diesem Tag werden wir deutlich machen, dass es einen langen Atem und konsequenten Antifaschismus braucht, um der AfD und vor allem der gesamtgesellschaftlichen Rechtsentwicklung in allen ihren Formen den Kampf anzusagen“, schloss Grube.
Treffpunkte zur gemeinsamen Anreise am frühen Morgen
- Mannheim um 7.05 Uhr vor dem Mannheimer Hauptbahnhof
- Heidelberg um 6.25 Uhr vor dem Heidelberger Hauptbahnhof
Quellen: Antifaschistische Initiative Heidelberg und Bündnis für Demokratie und Vielfalt Ketsch