15 Jahre Alstomchor – Jubiläumskonzert im Gewerkschaftshaus mit Gänsehautfeeling
Am 27. Oktober 2018 haben wir im Gewerkschaftshaus 15 Jahre Alstomchor gefeiert.
Widerständiges Engagement, Authentizität und die Freude am Singen. Der Mannheimer Alstomchor entstand aus dem Anspruch heraus, dem Kampf um die Arbeitsplätze eine musikalische Stimme zu geben. Ein betriebliches Projekt, das in seiner Konsequenz und Beständigkeit in der deutschen Chor-Landschaft einmalig ist.
Gegründet hatte sich der Chor 2003 im Rahmen der Auseinandersetzungen um den Mannheimer Standort des Turbinenbauers. Angeregt durch die Erfahrung mit Liedern und Musik, die die Mannheimer bei einer internationalen Aktion vor der Pariser Konzernzentrale hörten, entstand die Idee nach einem eigenen Lied, das ihre Aktionen begleiten sollte. Der Liedermacher Bernd Köhler wurde gewonnen, einen Song zum Arbeitskampf zu schreiben und hatte bei der Präsentation den nachhaltigen Einfall, dass die Kolleginnen und Kollegen dieses Lied (ihr Lied) am besten auch selber singen sollten. Nach einem Aufruf der Vertrauensleute fanden sich 13 Interessierte (“die wilde 13”) zusammen. Laien wie Leute mit Chorerfahrung.
Geprobt wurde lange Zeit im Betriebsratsbüro, in der Mittagspause – immer dann wenn ein Auftritt anstand. Das Repertoire wurde durch Titel von Bernd, Lieder der Arbeiterbewegung oder von befreundeten Songschreibern wie Reinhard Frankl, ergänzt. Später entstanden auch selbstgeschriebene Songs. Bundesweite Auftritte vor und in bestreikten Betrieben, auf Konferenzen und Veranstaltungen der Gewerkschaften, eine CD und unsere selbstorganisierten bunten Kulturfeste machten das Projekt schnell über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Gemeinsam mit allen, die den Chor auf diesem “bewegten Stück Leben” begleitet haben, wurde am 27. 10. im Mannheimer Gewerkschaftshaus gefeiert.
(IG Metall Mannheim)
Kommentar der Redaktion
Alle, die beim Jubiläumskonzert des Alstom-Chors dabei waren, waren tief beeindruckt und hatten zum Teil ein Gänsehautfeeling. Was ihnen geboten wurde, war höchste Kunst von höchst engagierten Akteuren. Wehmut schwang auch mit. Möglicherweise war das Jubiläumskonzert gleichzeitig auch das fast letzte. Was auch nicht überraschen würde, denn letztlich wurde das Jubiläumskonzert vom traurigen Ausgang des Kampfes um den Erhalt des Produktionsstandortes Alstom / General Electric überlagert. Bernd Köhler jedenfalls hat seinen Rückzug als Leiter angekündigt. Zum Jubiläum sind nochmals viele UnterstützerInnen gekommen und haben selbst beim Konzert mitgewirkt: Die Band ewo2 von Bernd Köhler mit Joachim Romeis und Laurent Leroi, die Sängerin Joana, der Liedermacher Reinhard Frankl, Blandine Bonjour, Françoise Saunier und Hartmut Siebenhaar.
Mit dem Alstom-Chor ist in der Tat eine sehr gelungene Symbiose von gewerkschaftlichem und betrieblichem Kampf einerseits und Kultur andererseits entstanden. In Deutschland zumindest in dieser Form durchaus einmalig. Mit dem Jubiläumskonzert ist wahrscheinlich ein wichtiges Kapitel der Mannheimer Arbeiterbewegung zur Geschichte geworden.
(Kommentar: Roland Schuster | Bilder: Helmut Roos)
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