100. Jahrestag ihrer Ermordung – Warum Rosa Luxemburg gedenken?
In der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1919 wird Rosa Luxemburg zusammen mit Karl Liebknecht absichtsvoll aus den Reihen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet. Diese Division gehört zu den Elite-Truppen des ehemaligen Kaiserlichen Heeres. Und mit der Ermordung der beiden Führungspersonen der neu gegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands sollen die unliebsamen Gegner ausgeschaltet werden.
Für was steht Rosa Luxemburg?
Sie ist die exzellente Theoretikerin und Agitatorin des linken, sozialistischen Flügels in der SPD des Kaiserreichs. Sie ist eine sehr selbstbewusste Frau trotz aller Widrigkeiten ihres Lebens. Sie spricht sich von Anfang an gegen die Gewährung von Kriegskrediten für den Kaiser zu Beginn des 1. Weltkrieges aus und agitiert konsequent gegen den Nationalismus und den Krieg. Sie hält auch fest an den sozialistischen programmatischen Zielen der Sozialdemokratie wie beispielsweise die Forderung nach Verstaatlichung der Großindustrie wie Kohle und Stahl.
Sie ist leitende Mitbegründerin der Kommunistischen Partei in den letzten Dezembertagen von 1918 als Abspaltung von der SPD/USPD und wird damit bei der politischen Reaktion und dem Militär eine der verhasstesten Protagonistinnen einer revolutionären Bewegung.
Und was hat das mit Mannheim zu tun?
In Mannheim ist (bisher) keine Straße oder kein Platz zu ihrem Andenken benannt, wiewohl es im Stadtteil Almenhof neben dem Taufbezirk für die Männer der Badischen Revolution auch einige Straßen im Andenken an Frühsozialisten gibt, allerdings wird lediglich Männern gedacht. Daher hat sich eine kleine Initiative von Frauen gebildet, die auch das Gedenken an sozialistisch eingestellte Frauen einfordern und zwar vorrangig ebenfalls auf dem Almenhof. Namenlose Wege oder noch unbenannte Plätze gibt es dort. Es gibt im Gemeinderat seit Sommer letzten Jahres zwei entsprechende Anträge, die von der Verwaltung geprüft werden. Aber aktuell gibt es leider wenig Unterstützung.
Auch die Mannheimer Friedensbewegung hat gute Gründe einer so engagierten Kriegsgegnerin zu gedenken, insbesondere wenn es darum geht sich immer wieder gegen nationalistische und reaktionäre Vereinnahmungen zu Wehr zu setzen.
(hri)
Geplante Gedenkveranstaltungen
Cinema Quadrat zeigt am Abend des 15. Januar – ein Dienstag – um 19.30 Uhr den Film ROSA LUXEMBURG.
Aus der Filmbewerbung: „In opulenten Bildern erzählt die Filmemacherin Margarethe von Trotta die bewegte Lebensgeschichte der kämpferischen Sozialistin Rosa Luxemburg, die 1870 geboren und 1919 von rechten Freicorps-Offizieren ermordet wurde. Dabei macht die Filmbiographie die politische, aber auch die private Seite der Pazifistin und sozialistischen Streiterin anschaulich, nähert sich dabei insbesondere den inneren Beweggründen ihres politischen Handelns. Zum 100. Todestag würdigt das Cinema Quadrat die Wortführerin der Linken in monarchisch-militaristischen Zeiten mit dem Klassiker engagierten deutschen Autorenkinos und mit einem Einführungsvortrag von Wolfgang Alles. In Kooperation mit dem Aktionsbündnis ´Wir zahlen nicht für Eure Krise´“.
Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Rosa-Luxemburg-Club Mannheim. Aus der Ankündigung:
„Eine Leiche im Landwehrkanal. Die Ermordung der Rosa L. am 1. Februar um 20 Uhr im Trafo-Haus Schwetzinger-Vorstadt
Vortrag/Diskussion mit dem Autor und Publizisten Klaus Gietinger
Die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ist eine der großen Tragödien des 20. Jahrhunderts. Kaum ein politischer Mord hat so sehr die Gemüter bewegt und das politische Klima in Deutschland verändert wie jener in der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 1919 vor dem Hotel mit dem paradiesischen Namen Eden. Der Mord war Auftakt für weitere politische Morde und nicht nur das.´Da begann jener schauerliche Zug von Toten, fortgesetzt im März 1919 schon und ging weiter die ganzen Jahre und Jahre, Gemordete und Gemordete´, wie Paul Levi es in seinem berühmten Plädoyer drei Jahre vor dem deutschen Faschismus ausdrückte. Klaus Gietinger, geb. 1955. ist Sozialwissenschaftler, Drehbuchautor und Regisseur. Veröffentlichungen u.a. ´Eine Leiche im Landwehrkanal – Die Ermordung der Rosa Luxemburg´, Nautilus, Hamburg 2009; ´November 1918 − der verpasste Frühling des 20. Jahrhunderts´, Nautilus, Hamburg 2018.“