IG Metall: WABCO und Rhenus – Zwei Berichte über betriebliche Auseinandersetzungen
Rhenus: Kampf für gleiche Löhne und Tarifverträge
„Auch wir sind John Deere!“
Rhenus-Beschäftigte fordern einen Tarifvertrag – Große Entgeltlücke zur Industrie – Unterschriften-Aktion vor der Betriebskantine von John Deere: Unterstützung von Betriebsrat und Beschäftigten
Seit vielen Jahren sorgen auch Rhenus-Beschäftigte für den wirtschaftlichen Erfolg bei John Deere. Verteilt auf zwei Standorte führen ca. 200 Kolleginnen und Kollegen Vormontage-Tätigkeiten durch und sorgen für die interne Logistik.
Die Rhenus-Belegschaft ist somit Teil der Produktionskette von John Deere.
Es gibt aber enorme Entgeltunterschiede. So verdienen Rhenus-Beschäftigte bis zu 40% weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen bei John Deere.
Unterstützt von Betriebsräten und Vertrauensleuten von John Deere machten sie heute auf einen fehlenden Tarifvertrag aufmerksam und forderten vor der John Deere Kantine deshalb: Respekt für gute Arbeit. (siehe Bild)
Viele John Deere Beschäftigte erklärten sich spontan solidarisch und beteiligten sich an einer Unterschriften-Aktion.
Torsten Jann, Betriebsratsvorsitzender bei John Deere, äußerte sich wie folgt: “Die Beschäftigten von Rhenus leisten ihren Anteil zum Erfolg von John Deere. Der Betriebsrat von John Deere unterstützt deshalb die Tarifbewegung”.
“Wir sorgen mit guter Arbeit für die Herstellung eines tollen Produkts. Jetzt wollen wir auch einen Tarifvertrag für uns”, sagt Gabriel Zsilovics, Betriebsratsvorsitzender von Rhenus.
Seit einigen Monaten verhandelt die IG Metall einen Tarifvertrag für die Beschäftigten bei Rhenus. Die Verhandlungen gestalten sich schwierig, aber die Belegschaft ist gut organisiert und bereit, weitere Aktionen durchzuführen.
IG Metall Mannheim, 3.12.2019
Großer Tag für WABCO Mannheim
Unternehmen, Betriebsrat und IG Metall Mannheim einigen sich auf wegweisende Zukunftsvereinbarung: Investitionen von 8,9 Millionen Euro in den Standort Mannheim-Friedrichsfeld – Weiterentwicklung des Standorts als Kompetenzzentrum für Druckluftscheibenbremsen sowie für Forschung und Entwicklung – Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 2023 – Sicherung der Ausbildung und Übernahme junger Menschen in Mannheim – IG Metall Mannheim: Großer Erfolg, der Sicherheit im Wandel gewährleistet
Frohe Nachrichten in der Adventszeit: Der weltweit führende Hersteller von Bremsregelsystemen und Sicherheitstechnologien für Nutzfahrzeuge, WABCO Holdings Inc., hat heute angekündigt, 8,9 Millionen Euro in den Neubau einer 4.500 qm großen Produktionshalle am Standort Mannheim-Friedrichsfeld zu investieren und die Kompetenzen des WABCO-Standortes als Zentrum für Druckluftscheibenbremsen sowie Forschung und Entwicklung neuer Produkte auszubauen. Die in Mannheim entwickelten und produzierten Produkte werden weltweit an Hersteller von LKW, Bussen, Anhängern und Achsen geliefert.
Nach mehreren Verhandlungsrunden haben dazu heute Unternehmensvertreter, Betriebsrat und IG Metall eine Vereinbarung zu einer Zukunftsoffensive unterzeichnet (siehe Bild).
Diese wird heute den Beschäftigten auf einer Betriebsversammlung vorgestellt. Die Vereinbarung enthält u.a. eine genaue Definition der Kompetenzen und des Know-How’s am Mannheimer Standort in den Bereichen Entwicklung und Montage von Druckluftscheibenbremsen, Manufacturing Engineering, Hebel- und Sattelfertigung, Härtetechnik sowie Logistik. Weiter werden darin die Planungen, beginnend ab dem Jahr 2020, für den Neubau einer Produktionshalle geregelt.
Inhalte der Vereinbarung
Für die Beschäftigten des Mannheimer Standorts beinhaltet die Zukunftsvereinbarung den Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen bis 2023 sowie ein Bekenntnis zur Ausbildung. Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter haben u.a. eine feste Quote für die Einstellung von Auszubildenden pro Ausbildungsjahr sowie für die Übernahme von Auszubildenden in ein festes Arbeitsverhältnis bei WABCO sowie die Sicherung der Qualität einer mindestens dreijährigen Berufsausbildung vereinbart.
Toller Erfolg
“Dies ist ein großer Erfolg für alle Beteiligten sowie für Mannheim und die ganze Region “, kommentiert Thomas Hahl, 2. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim, die heutige Zukunftsvereinbarung. “In immer rauer werdenden wirtschaftlichen Zeiten ist uns gelungen, Sicherheit im Wandel für die Beschäftigten zu gewährleisten und eine tragfähige Zukunftsperspektive für WABCO in Mannheim zu vereinbaren.”
Hahl: “Seit 2017 wurden bzw. werden damit insgesamt 18 Millionen Euro in den Standort Mannheim investiert: Ein echter Meilenstein für den Erhalt und Ausbau der Mannheimer Kompetenzen. Was mich besonders freut, sind die Regelungen für die Auszubildenden, sowohl was die Zahl an Ausbildungsplätzen, die Qualität der Ausbildung als auch die Übernahme nach der Ausbildung angeht. Vor zwei Jahren waren wir in einen Zukunftsdialog mit dem deutschen Management getreten. Das hervorragende Ergebnis liegt nun vor. Mein großer Dank für die sehr gute Zusammenarbeit geht deshalb an alle Beteiligten, besonders auch an die Stadt Mannheim und an Herrn Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, die die Realisierung der Vereinbarung zusammen mit uns möglich gemacht haben.”
Sicherheit und Perspektive
“Eine Wahnsinnsnachricht kurz vor Weihnachten: Die Belegschaft freut sich sehr über diese wegweisenden Entscheidungen”, berichtet Markus Doberstein, Betriebsratsvorsitzender von WABCO in Mannheim. “Die Kolleginnen und Kollegen erhalten damit in den nächsten Jahren Sicherheit und Perspektive sowie einen echten Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen. Wir gestalten die Transformation der Wirtschaft durch neue Produkte und Produktionsbedingungen. Gleichzeitig sichern wir den betrieblichen Nachwuchs in Zeiten des Fachkräftemangels.”
IG Metall Mannheim, 3.12.2019