IG Metall und Betriebsrat WABCO kritisieren GRÜNE wegen falscher Industriepolitik
Im folgenden TEXT dokumentieren wir einen Offenen Brief der IG Metall Mannheim und des Betriebsrats des Mannheimer Bremsenherstellers WABCO an die GRÜNEN Mannheim im Gemeinderat. Sie hinterfragen damit das Abstimmungsverhalten im Ausschuss AUT des Gemeinderats Mannheim, wo die GRÜNEN gegen eine Erweiterung des Werksgeländes von WABCO gestimmt haben. Dies sei aber notwendig, für die Zukunftssicherung des Werkes und der Arbeitsplätze. (die Red.)
OFFENER BRIEF der Arbeitnehmervertreter bei ZF WABCO Radbremsen
An die Fraktion Bündnis 90/Die GRÜNEN im Mannheimer Gemeinderat
Bebauungsplan Nr. 66.28 “Gewerbegebiet am Bärlochweg” in Mannheim-Friedrichsfeld/ Neubau WABCO-Produktionshalle und Ansiedlung DRK-Blutspendedienst
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
durch Beschluss vom 12. Mai 2020 hat der Ausschuss für Umwelt und Technik des Mannheimer Gemeinderates dem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan Nr. 66.28 “Gewerbegebiet am Bärlochweg” in Mannheim-Friedrichsfeld mehrheitlich zugestimmt. Belegschaft und Betriebsrat der ZF Wabco Radbremsen GmbH sowie die IG Metall Mannheim halten dies für eine sehr wichtige und richtige Entscheidung, um die Zukunft des Industriestandortes Mannheim zu sichern sowie exzellentes fachliches Know-how mit tariflich abgesicherten Arbeitsplätzen und -bedingungen hier in unserer Stadt zu erhalten.
Mit Irritation haben wir deshalb davon Kenntnis genommen, dass die Fraktion von Bündnis 90/ Die Grünen im AUT dagegen gestimmt hat. Aus unserer Sicht berücksichtigt die vorgelegte Begründung für den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan in sehr vernünftiger und befriedigender Weise sowohl wirtschaftliche, als auch soziale und ökologische Belange. Das Plangebiet sowie seine unmittelbare
Nachbarschaft sollen im Rahmen des Aufstellungsverfahrens auf ggf. vorkommende Tierarten bzw. -gruppen untersucht und bei einem Nachweis geeignete artenschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt werden. Naturschutzfachliche Untersuchungen insbesondere zum Artenschutz wurden bereits begonnen. Etwaig erforderliche ausgleichende bzw. kompensierende Maßnahmen werden berücksichtigt, sofern nicht der zu präferierende Bestandschutz gewährleistet werden kann. Ebenso wurden umwelt- und klimarechtliche Aspekte bei der Begründung für den Aufstellungsbeschluss detailliert dargestellt und sollen fortan weiterbearbeitet werden.
Mit dem Bebauungsplan im Bärlochweg werden aus unserer Sicht sehr gute Perspektiven für die beiden Unternehmen WABCO und DRK ermöglicht und neue Arbeitsplätze geschaffen, die gut für den Mannheimer Arbeitsmarkt sind sowie den Standort Mannheim auch in Zukunft nachhaltig sichern und weiterentwickeln.
Der Bremsenhersteller WABCO investiert, dank der gemeinsamen Bemühungen des Betriebsrates, der IG Metall, des Managements und der Stadt Mannheim, insgesamt 8,9 Millionen Euro in den Neubau einer 4.500 qm großen Produktionshalle am Standort Mannheim-Friedrichsfeld und bündelt hier die Kompetenzen als Zentrum für Druckluftscheibenbremsen sowie Forschung und Entwicklung neuer Produkte. Die in Mannheim entwickelten und produzierten Produkte werden weltweit an Hersteller von
LKW, Bussen, Anhängern und Achsen geliefert. Derzeit sind ca. 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Friedrichsfeld beschäftigt. Es gibt feste Quoten für Ausbildungsplätze verbunden mit einer Übernahme in qualifizierte Facharbeit am Standort Mannheim. WABCO ist vor kurzem vom Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen übernommen worden und rückt damit zu den Marktführern Continental und Bosch auf.
Durch die Ansiedlung des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg/ Hessen mit einem zentralen Standort sind langfristig außerdem rund 300 neue Arbeitsplätze in Mannheim vorgesehen. Hier sollen Medizinprodukte, u.a. für patientenindividuelle Therapieformen aus Vollblutverarbeitung, hergestellt werden können.
Wir möchten deshalb gerne mit Ihnen/ euch in Kontakt treten, um einen Dialog zu einer künftigen Industriepolitik in Mannheim zu führen. Für uns ist klar: Umwelt, Natur und Arbeitsplätze dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden! Eine zukunftsweisende und erfolgreiche Strategie muss alle Aspekte angemessen beinhalten und berücksichtigen. Der Erhalt und Ausbau von tariflichen entlohnten Arbeitsplätzen und ausgezeichneter Facharbeit muss ebenso im Fokus stehen wie der Umwelt-, Natur- und Artenschutz.
Wir freuen uns deshalb auf einen baldigen Austausch mit Ihnen/ euch und verbleiben
mit kollegialen Grüßen
Thomas Hahl (Geschäftsführer IG Metall Mannheim)
Markus Doberstein (Betriebsratsvorsitzender ZF Wabco Radbremsen GmbH)
Aykan Okur (Vertrauenskörperleiter ZF Wabco Radbremsen GmbH)