Covid19: Bündnis in Frankenthal distanziert sich von Pseudo-Gastronomen-Demo mit 300 Teilnehmerinnen am 27.03.2021
Das Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus Frankenthal beobachtet seit rund einem Jahr die Aufzüge von Gruppierungen, die den Pandemiebeschränkungen der Landes- und Bundesregierung ablehnend gegenüber stehen.
Baldigst sollen wirksame Gegenmassnahmen auf den Weg gebracht werden.
In einer Videokonferenz, an der KIM am 31.03.2021 teilnehmen konnte, wurden als Maßnahmen grob angekündigt:
- Öffentlichkeitsarbeit und Gespräche mit dem Rathaus
- Kunstaktionen im öffentlichen Raum
- Gegenprotestaktionen
Fake-Gastronomenaufzug in Frankenthal
“Merkel muss weg” und “wir sind das Volk” wurde beim Aufzug am 27.03.2021 in der Mahlastrasse skandiert.
Aufgerufen hatte dazu ein Wirt aus Frankenthal, der jedoch aus seiner Branche lokal kaum Unterstützung fand. Als es darum ging wer Gastwirt ist, hoben weniger als 5 Personen ihre Hände.
Die dafür zuständige Gewerkschaft und der Unternehmerverband waren an der Kundgebung nicht beteiligt. Wohl aus gutem Grund:
Regionale AfD, Eltern stehen auf und Freiheitstsboten unterstützten im Vorfeld in gewisser Kooperation mit Querdenken621, und danach, in einschlägig dafür bekannten sozialen Netzwerken, diese gegen alles und jeden gerichtete Kundgebung.
“Schmeisst die Masken weg, die taugen nichts” – “Der Virus sitzt in Berlin”
Abgesehen von den wenigen Gastronomen vor Ort, haben knapp 300 Wutbürger ihren Frust abgelassen.
“Corona-Diktatur” – “Social distancing ist asozial” – “AfD nicht rechtsradikal”
Faktisch unbewiesen behauptete eine Rednerin, dass (sinngemäss) bei “Covid19-Tests die persönliche DNA geraubt würde.” Selbe Rednerin bedankte sich bei den anwesenden PolizeibeamtInnen und forderte diese auf dem dubiosen Netzwerk “Polizisten für Aufklärung” beizutreten.
Ein besorgter Vater am Mikrofon meinte: “Kinder dürften wegen der Maßnahmen gar nichts mehr machen”. Ein anderer Redner äußerte: “Sport muss sein – Lasst die Leute endlich wieder Fussball spielen”.
Besagter Wirt, der zur Kundgebung aufrief, sagte (sinngemäss): “Im letzten Jahr waren die Auflagen zur Pandemiebkämpfung okay. Jetzt geht das gar nicht mehr”. Er wolle in seinem Lokal alle Gäste bewirten (auch im Innenraum der Gaststätte), ohne Maske und negativem Corona-Test und unabhängig davon, ob der Inzidenzwert über oder unter 100 liegt. Es wurde dazu aufgerufen, dass alle Gastwirte in der Vorder- und Südpfalz so handeln sollten. Als unsoldarisch bezeichnet wurden die Wirte der Fischerhütte in Lambsheim, da diese sich dem Protest nicht angeschlossen hatten. (Die Fischerhütte Lambsheim öffnet den Betrieb in eingeschränktem Rahmen und analog der Öffnungsmöglichkeiten für die Gastronomie in Rheinland-Pfalz. Vor Ort werden während der Öffnungszeiten Corona-Schnelltests angeboten; Anm. d. Red.)
Unpolitisch und nur für Gastronomen?
Keine Distanzierung zur rechtsextremen AfD gab es. Ein Parteienvertreter ergriff das Wort am offenen Mikro; auf der Kleinbühne, um Propaganda zu verbreiten. Kein Problem hatte man mit Leuten aus dem Umfeld der Identitären Bewegung und der verfassungsfeindlichen NPD.
DJK Schwarz-Weiss – Quo vadis?
Für Verstörung sorgte, dass der Vereinsvorsitzende sich als Co-Sprecher auf der Bühne in Szene setzte. “Die Wirte liegen am Boden und jetzt wird ihnen noch in den Rücken getreten” (sinngemäss). Spekulativ bleibt, ob er sich in seiner Funktion für die Pächterin der Vereinswirtschaft “stark” machen wollte oder ob ihn andere Gründe dazu motiviert hatten.
Festzustellen ist: Das Bistum Speyer trägt die Verantwortung für alle DJK-Vereine in ihrem Zuständigkeitsbereich. Problematisch über Jahre war die Vermietungspraxis eines DJK-Vereinsheimpächters in Ludwigshafen. Dieser hatte über Jahre immer wieder der AfD Ludwigshafen und Frankenthal die Räumlichkeiten, gegen den Willen des Vereinsvorstands, vermietet. Letztendlich, und nachdem sich das Bistum nach zahlreichen Beschwerden eingeschaltet hatte, wurde der Pachtvertrag nicht mehr verlängert.
Flyer ohne Impressum
In Frankenthaler Haushalten tauchten zuletzt auch wieder Flugblätter auf, die zur Bewerbung der Kundgebungen an Montagen erstellt und verteilt wurden. Diese waren ohne Angaben zum Urheber in Briefkästen verteilt worden. Eine solche Verteilung ist rechtswidrig und kann zu Bußgeldbesscheiden führen. Seit rund einem Jahr finden in Frankenthal auf dem Rathausplatz mehr oder weniger regelmässig sogennante Mahnwachen gegen die Pandemiebeschränkungen statt. Diese sind nur wenig besucht.
Weiteres Ungemach droht in Frankenthal und der Region
Diverse Gruppen aus dem Querdenker-Umfeld mobilisieren für den 10.04.21 nach Frankenthal und Speyer. Den Besuch des Bundespräsidenten Steinmeier am 16.04.21 in Worms wollen Corona-Rebellen für ihre Zwecke billig nutzen. Vor Ort scheint sich der solidarische Gegenprotest zu sortieren und startklar zu machen.
(Bericht: Rick de la Fuerte / Fotos: Rick de la Fuerte und wie angegeben)