“Lützi bleibt!” – Solikundgebung in Mannheim
Am Dienstag riefen die Besetzer*innen des Dorfes Lützerath in NRW den „Tag X“ aus – die Polizei hatte mit ersten Maßnahmen zur Räumung begonnen. Klimaaktivist*innen halten den Ort am Rande des Kohletagebaus „Garzweiler II“ seit Monaten besetzt und wollen einen Abriss der Häuser verhindern. CDU und Grüne haben mit dem Konzern RWE einen sogenannten „Kohlekompromiss“ ausgehandelt, der das abbaggern und verfeuern der klimaschädlichen Braunkohle bis 2030 weiterhin erlaubt. Der Kohleausstieg ist in eine ungewisse Zukunft verschoben. Dagegen protestierten die Teilnehmer*innen der Kundgebung, zu der Fridays for Future Mannheim aufgerufen hatte. Sie forderten einen sofortigen Ausstieg aus der Kohleverstromung.
„1,5 Grad Ziel ist so nicht erreichbar“
“Die Kohle unter Lützerath abzubaggern ist weder mit der 1,5 Grad Grenze vereinbar, noch für die Energiesicherheit nötig. Wir brauchen erneuerbare Energien statt dreckige, verlogene Kohledeals mit RWE!” forderte eine Sprecherin von Fridays for Future Mannheim. Der Abriss der Ortschaft Lützerath müsse verhindert werden, daher solidarisiere man sich mit den Besetzer*innen.
Die aktuelle Energiekrise dürfe nicht dazu missbraucht werden, den Wechsel zu erneuerbaren Energien zurück zu drängen. Die Kohle unter Lützerath sei nicht für eine flächendeckende Energieversorgung notwendig, zeige eine aktuelle Studie, argumentierte die Sprecherin von Fridays for Future. Stattdessen könnten die Kohlekonzerne Dank des “Kompromisses” auf Kosten des Klimawandels ihre fetten Profite einfahren.
Den Widerstand unterstützen
“Wenn man in Lützerath ist, sieht man, dass eine andere Welt möglich ist”, so eine Rednerin der Kundgebung über die Besetzer*innen des Dorfes. “Utopie wird hier konkret gelebt.” Wer die Aktivist*innen unterstützen wolle, können hier vor Ort auf die Geschehnisse aufmerksam machen, Spenden sammeln oder selbst etwas blockieren. Am Beispiel Hambacher Forst habe man gesehen, dass sich Widerstand lohne. Dort hatten Klimaaktivist*innen mit Baumhäusern den Wald besetzt und verhinderten die Rodung und damit das Verfeuern der darunter liegenden Braunkohle.
Eine weitere Rednerin verteilte Postkarten, adressiert an Mona Neubaur (Grüne), die stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie sei verantwortlich für den schmutzigen Kohledeal mit RWE und habe den Klimaschutz verraten. “Sie freut sich bestimmt, wenn ihr eure Meinung per Post an sie schickt.”
Die Redner*innen der Kundgebung riefen weiter dazu auf, selbst nach Lützerath zu fahren und den Widerstand vor Ort zu unterstützen. Am kommenden Wochenende ist eine gemeinsame Anfahrt aus Heidelberg geplant. Dieses Wochenende sei es noch gut möglich, in den besetzen Ort zu kommen. Für kommende Woche rechne man mit einer Sperrung durch die Polizei. Für Samstag, 14. Januar ist eine Großdemo angekündigt.
Und in Mannheim? Kohlekonzerne profitieren auch hier von der Gaskrise
Auch das Mannheimer Großkraftwerk (GKM) profitiert von der Energiekrise. Im Januar geht ein zusätzlicher Block wieder ans Netz, der eigentlich schon abgeschaltet war und nur noch als Reserve vorgehalten wurde. Im Dezember hatte der GKM Aufsichtsrat entschieden, den 475 Megawatt starken Block 7 wieder ans Netz zu nehmen. Begründet wird die Maßnahme mit der Versorgungssicherheit angesichts einer strikten Gas-Einsparungspolitik. Block 7 soll bis längstens März 2024 laufen – auch hier eine Perspektive in einer völlig ungewissen Zukunft.
Soliaktionen für Lützerath gehen weiter
Ähnliche Aktionen wie die Mannheimer Kundgebung gab es in vielen weiteren Städten. Die Besetzer*innen von Lützerath rufen die Öffentlichkeit dazu auf, ins Rheinland zu kommen, der Polizei die Räumung so schwer wie möglich zu machen und überall gegen die verlogene Klimapolitik von CDU und Grünen zu demonstrieren.
Weitere Infos bei “Lützerath lebt”: https://luetzerathlebt.info
(cki)
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