Nach Hanau: Erneut viele Mahnwachen in der Rhein-Neckar-Region
Das mutmaßlich rassistisch motivierte Attentat in Hanau (Hessen), dem 10 Menschenleben zum Opfer fielen, bewegte auch Tage danach viele Menschen. Auch in der Rhein-Neckar-Region gingen in der zurückliegenden Woche Hunderte auf die Straßen um den Opfern zu gedenken und um auch gleichzeitig die geistigen Anstifter für solche menschenverachtende Anschläge beim Namen zu nennen: „Die AfD vergiftet mit ihrer Hass- und Hetz-Rhetorik den gesellschaftlichen Zusammenhalt“. So die zusammenfassende Aussage vieler Mahnwachen.
Lampertheim (24.02.20)
Auf Initiative des Lampertheimer Bündnisses für Demokratie fanden sich am vergangenen Montag 250 Bürgerinnen und Bürger der Spargelstadt ein, um in einer Mahnwache den Ermordeten von Hanau zu gedenken. In kurzen Ansprachen machten sowohl Bürgermeister Gottfried Störmer als auch Stadtverordnetenvorsteherin Brigitte Stass (SPD) deutlich, dass “Rassismus in unserer Mitte keinen Platz hat.” Behindertenbeiratsvorsitzende Petra Brandt rief zum Engagement für die Demokratie auf, denn diese “komme nicht aus der Steckdose.” Jörg Lüling von der Stadtökumene und Tariq Zafar von der lokalen Ahmadyyia-Gemeinde riefen zu einem friedlichen Miteinander der Religionen auf, geisselten den Alltagsrassismus und warben für mehr politische Bildung von Jugendzeiten (Redaktion: Jugendarbeit) an. Erich Maier, Altbürgermeister und Mitglied im Bündnis für Demokratie, unterstrich in seinem Grußwort, dass “die Saat enthemmter Sprache in Parlamenten in den kranken Köpfen der Täter aufging.” Er zeigte sich stolz auf die große Beteiligung an der Veranstaltung.
Eine Schweigeminute für die Opfer und ein Geigenstück von Julia Schmitt von der Musikschule rundeten die Mahnwache ab.
Frankenthal (25.02.20)
Das Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus in Frankenthal lud zur Mahnwache ein. Rund 250 Menschen nahmen teil. In eindringlich gehaltenen Reden wurden die Betroffenheit und Trauer über den Mordanschlag in Hanau zum Ausdruck gebracht. In einer Schweigeminute wurde am Veranstaltungsort allen Menschen, die Opfer rassistischer Gewalt wurden gedacht. „Die AfD vergiftet mit ihrer Hass- und Hetz-Rhetorik den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so eine Rednerin sinngemäß. Überschattet wurde die Mahnwache durch die Störung am Rande durch eine ältere männliche Person, die skandierte „das nächste Mal alle ab ins Gas“. Die Betroffenheit der Anwesenden war in diesem Moment spürbar und nachvollziehbar. Polizei war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vor Ort.
Mannheim (26.02.20)
Die SPD-Feudenheim rief zur Mahnwache an der Kulturhalle auf. Etwa 350 Menschen nahmen an der Veranstaltung teil, um den Opfern in Hanau zu trauern. Gleichzeitig fand in der Kulturhalle eine AfD-Veranstaltung statt, bei der die umstrittene Erika Steinbach, als Gastrednerin zur Aschermittwochsveranstaltung der rechtsradikalen Partei eingeladen war. Somit mischten sich in den diversen Redebeiträgen bei der Mahnwache Trauerworte und anklagende Worte in Richtung dieser Partei, was den aufkeimenden Faschismus und die Spaltung der Gesellschaft durch die Rhetorik und Programmatik der AfD angeht. Während einer Schweigeminute wurde in großer Stille innegehalten. Aufgerufen wurde zu mehr Solidarität und Demokratie – einer vielfältigen Stadtgesellschaft, in der die AfD keine Rolle mehr spielt. Das Polizeiaufgebot bei dieser antifaschistischen Mahnwachen-Veranstaltung, die friedlich verlief, war verstörend hoch.
Wiesloch (26.02.20)
Der Verein „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ hat an diesem Tag auch eine Mahnwache durchgeführt. KIM ließ man auf Anfrage wissen, dass Informationen und Bilder erst in der kommenden Woche öffentlich gemacht würden. Speyer (28.02.20)
400 TeilnehmerInnen konnten bei der Mahnwachen-Kundgebung zum Gedenken und Protest gegen den rechten Terror in der Domstadt begrüßt werden. Eingeladen hatte das Bündnis für „Demokratie und Zivilcourage“ und „Aufstehen gegen Rassismus“ in Speyer.
Wut und Trauer wurden ausgesprochen von RednerInnen, von den Behörden konsequenteres Vorgehen gegen die geistigen Brandstifter und gegen rechte Gewalttäter gefordert. Wenn sich 400 Menschen in einer kleinen Stadt wie Speyer nach nur einer Woche der Mobilisierung versammeln, bezeugt das eine große Bereitschaft in der Bevölkerung zum Kampf gegen rechte Umtriebe.
„Versammlungen wie diese sind ein wichtiger Schritt gegen den Faschismus. Aus ihnen erwächst Druck auf die Behörden konsequenter gegen Rechts vorzugehen. Und diese Versammlungen sind Ausgangspunkte kommender Proteste gegen das Auftreten der Nazis vom III. Weg, Frauenbündnis Kandel oder AfD.“, so ein Berichterstatter.
Mit dabei waren, auch mit Redebeiträgen, die OB Frau Seiler (SPD), ein MdL der CDU, der DGB, F4F, der Jugendstadtrat, sowie der Migrationsbeirat, VertreterInnen der evangelischen und katholischen Kirchen und die Die Linke Speyer.
(Bericht: Christian Ratz mit zusätzlichem Material aus KIM-Anfragen / Fotos: Christian Ratz, Daniel Kubirski, Alexander Kästel, Klaus Stein und weiteren, wie angegeben).