Arbeitsniederlegungen, Menschenketten, Jugendstreikparade: Die Warnstreiks im öffentlichen Dienst nehmen Fahrt auf [mit Bildergalerie]
In die festgefahrene Tarifrunde im öffentlichen Dienst kommt Bewegung – zumindest auf der Straße. Am Dienstag gingen hunderte Azubis, Praktikant*innen und Duale Studierende im Rahmen einer Jugendstreikparade in Mannheim auf die Straße. Die Tage zuvor hatte es bereits Menschenketten und Rathausumzingelungen von Beschäftigten der Stadt Mannheim gegeben. Die Woche davor waren die Erzieher*innen dran und hatten tageweise ihre Einrichtungen bestreikt. Zuerst hatten die Kolleg*innen von der RNV mit Warnstreikaktionen begonnen.
Doch in den Verhandlungsrunden scheint es wenig Dynamik zu geben. Das berichtete zumindest Ver.di Chef Frank Wernecke, der am Dienstag bei der Abschlusskundgebung der Ver.di Jugend auf dem Alten Messplatz sprach. Die Arbeitgeber wollten eine möglichst lange Laufzeit, am besten drei Jahre, und behaupteten, es gäbe kaum etwas zu verteilen. Zur 100€-mehr-Forderung der Auszubildenden und Praktikant*innen gebe es keine positiven Rückmeldungen. Dabei sei das die Zukunft einer Branche, die mit Fachkräftemangel zu kämpfen habe. In der Corona-Krise gab es zwar Applaus für die „Systemrelevanten“, doch bei der Bezahlung tun sich die Arbeitgeber offenbar schwer mit dem Lob. Dennoch machte Wernecke Mut. Auch in Frankfurt seien hunderte auf die Straße gegangen und die Stimmung in Mannheim war laut und kämpferisch.
Ver.di fordert von der VKA 4,8% – dabei mindestens 150€ – mehr im Tabellenentgelt. Für Azubis, Studierende und Praktikant*innen soll es mindestens 100€ mehr geben, um den jungen Menschen ein selbstständiges Leben bei steigenden Lebenshaltungskosten zu ermöglichen. Hier werden immer wieder die hohen Mieten in den Ballungsregionen genannt. Für Dual-Studierende wird eine tarifliche Regelung gefordert, die bisher noch fehle. Eine tarifliche Übernahmeregelung nach erfolgreicher Ausbildung und ein kostenloses ÖPNV-Ticket sind weitere Punkte auf der Liste. Die Laufzeit soll nach dem Willen von Ver.di nur 12 Monate betragen.
Weitere Streik-Aktionen wurden angekündigt. Am Freitag sind noch einmal die Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung Mannheim aufgerufen. Mit zahlreichen Einschränkungen im Betrieb der Verwaltungsbehörden, Kitas und in anderen Bereichen ist zu rechnen. Bereits am Donnerstag gibt es in Ludwigshafen Warnstreiks. Die dritte Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern ist für den 22. und 23. Oktober in Potsdam angesetzt.
(cki)
Bildergalerie: Jugendstreikparade der Ver.di Jugend Rhein-Neckar
- Frank Wernecke