Mutante in der Flüchtlingsunterkunft: Falscher Aktionismus bei einer Fast-Katastrophe mit Ansage

Grafik: Goccedicolore; Respekt Mensch Ludwigshafen
Mutante in der Flüchtlingsunterkunft: Das ist eine Fast-Katastrophe mit lauter Ankündigung. Obgleich die Stadtverwaltung im letzten Frühjahr und Sommer von gesellschaftlichen Initiativen mehrmals dazu aufgefordert wurde, solche Massenunterkünfte zu entzerren und kleine Gruppen zu bilden, wurde rein gar nichts dafür unternommen.
Dieses Versäumnis ist buchstäglich teuer für die Stadt. Was man jetzt wieder an Tausenden von Euro für Security, Verpflegung etc. für die vielen bedauernswerten Menschen in Quarantäne unter beengten Verhältnissen ausgeben muss, hätte man besser rechtzeitig in die Finanzierung alternativer Unterkünfte, etwa für Zimmer in Pensionen oder Hotels ausgegeben.
Vor allem aber ist es eine hochgradige Gesundheitsgefährdung der dortigen Bewohner und ihrer vielen Kontakte, schließlich geht etwa die Hälfte von ihnen arbeiten und kann vermutlich kein Homeoffice machen – auch weil die Stadtverwaltung ihnen strikt freien WLAN-Zugang verwehrt. Gerade freies Internet ist aber eminent wichtig, wenn man ca. 150 Menschen unter beengten Verhältnissen unter Quarantäne stellt – schon allein um einen Lagerkoller zu vermeiden.
In Rheinland-Pfalz gab es bisher fast 700 Infektionen unter Bewohner*innen solcher Unterkünfte. Wer in Massenunterkünften leben muss, hat wegen der dortigen Lebensumstände ein deutlich höheres Risiko, sich zu infizieren. Wie man erkennen muss, hilft hier der Glaube an eine Herdenimmunität auch nicht.
Wirklicher Schutz vor der Pandemie geht nur mit dezentraler Unterbringung!
In dieser Pandemie gibt es viele Versäumnisse und viele gesellschaftliche Missstände werden offenkundig. Es wäre schön und ein Gewinn für alle, würde man endlich beginnen, aus ihnen zu lernen.
Friederike Rüd
Sozialausschussmitglied (Linksfraktion Ludwigshafen)
Dr. Liborio Ciccarello
Fraktionsvorsitzender Linksfraktion Ludwigshafen