“Kein Vergeben, kein Vergessen – Antisemitischen Verschwörungsideologen den Raum nehmen”
Sinngemäss unter diesem Motto riefen Jusos, DGB Jugend und Naturfreunde Jugend zu einer Mahnwache am 29.08.2021 am Rheinwiesenlager-Denkmal in Ludwigshafen/Rhein auf. Unterstützung erfuhr die Mahnwache durch den VVN-BdA und die Linksjugend solid Ludwigshafen. Anlass für die Mahnwache war der Aufruf der Gruppierung “GERRUSSIA” um den Aktivisten “Wjatscheslaw Wasiljewitsch” Walter Seewald aus dem Allgäu zu einer “Seelenbefreiung”. W. Seewald fällt seit Jahren durch Bezüge zur rechten Szene auf. In seiner Rhetorik und bei seinen Äusserungen verwendet er Stereotype, die man ansonsten nur in der rechtsextremen Szene wiederfindet (“Genozid am deutschen Volk”). Das Geschehen wurde von ungewöhnlich starken Kräften der Polizei und des KVD begleitet.
Antifaschistische Mahnwache
Sinn und Zweck der Mahnwache war es, der “Seewald-Gruppe” den Raum an der Rheinwiesenlager-Gedenkstätte, im bildlichen Sinne, zu nehmen. Mittels einer durchlässigen “Blockade”, was am Ende auch wirksam war. Zumindest wurde dadurch verhindert, dass das ursprüngliche Ansinnen von W. Seewald in Gänze umgesetzt werden konnte. Nämlich die Einvernahme der Gedenkstätte für die Weiterverbreitung kruder Verschwörungstheorien (“Genozid am deutschen Volk”). Die Mahnwache, unter Einhaltung der geltenden Covid19-Auflagen, stand trotz Dauernieselregens stabil bis etwa 18 Uhr.
Seelenbefreiung der besonderen Art
W. Seewald (mutmaßlicher Multiunternehmer, Putinversteher, Sputnik und RT-Promoter, AfD-Empfehler und Betreiber der Seewald-Akademie) scharrte rund 40 Personen, die KIM-Beobachtungen zufolge überregional, schwerpunktmäßig aus Bayern angereist waren, um sich. Die beabsichtigte “Seelenbefreiung”, zumindest der Teil, der sich gegenüber der Gedenkstätte abspielte, glich einem Treffen von EsotherikerInnen und besonders religiös-inspiriert daher kommenden Menschen. Man könnte es auch sektenartig nennen. Mehrheitlich im Alter von 40-70 Jahren. Die Gesichter lächelten und strahlten, man umarmte und herzte sich. Ohne Maske, ohne Abstand – in Pandemiezeiten. Eine Art “Gebetskreis” durfte an diesem Tag nicht fehlen. Das wäre vermutlich ein Makel gewesen, da man sich auf der einen Seite für “erleuchtet” hält; gar befähigt eine “energetische Lichtsäule aus dem Nichts zur Seelenbefreiung von 200-250 Menschen in Uniform und mit Kappe” bewerkstelligen zu können. Und auf der anderen Seite regelmäßig geneigt ist an “den Volkstod der Deutschen”, “den Besatzungsstatus der BRD” und an “globale Eliten” zu glauben.
Eine Kerze wurde den Anwesenden gezeigt und von diesen bewundert. Brotwaren wurden verteilt und vor Ort verzehrt. Friede, Freude, der Bauch ist voll. Der Polizei wurde die Laibspeise auch angeboten; diese lehnte dankbar und bestimmt ab. Immerhin.
Polizei und KVD im Ausnahmezustand / Seewald tritt nach; diffamiert und verbreitet Fake-News
Pressefreiheit ausgeblendet. Obschon sich der KIM-Reporter mit Presseausweis legitimiert hatte, wollte der polizeiliche Einsatzleiter Fotoaufnahmen von sich und seinen KollegInnen verbieten, die Veröffentlichungsorte und /-art der Bilddokumente in Erfahrung bringen und fertigte anlasslos Fotoaufnahmen mit dem Diensthandy vom vorgezeigten Presseausweis. Dieses Verhalten kann als klarer Verstoss gegen geltende(s) Presserecht und -freiheit eingestuft werden. Behördenvertreter (KVD) versagten bei der in Ludwigshafen geltenden Umsetzung der Covid19-Auflagen im öffentlcihen Raum. Bei der Mahnwache wurde peinlichst angemahnt AHA-Regeln einzuhalten, Abstand zueinander und Mundschutz zu tragen. Bei einer Gruppe von knapp einem dutzend Personen. Bei der Seewald-Gruppe (rund 40 Personen) gab es augenscheinlich keinerlei Erinnerungen an die, in der Stadt geltenden Pandemiebestimmungen. Geschweige denn, dass man diese durchgesetzt hätte. Die Kräfte von KVD und Polizei saßen dann doch lieber in ihren Dienstfahrzeugen im Trockenen bei Dauerregen.
W. Seewald verbreitete anfangs dieser Woche ein zirka 95-minütiges Video in einem sozialen Netzwerk. Seine Zusammenfassung vom 29.08.2021 in Ludwigshafen. Wer sich dieses anschaut, müsste eigentlich Schmerzensgeld-berechtigt sein. In besagtem Video wird sinngemäss behauptet, dass der Autor dieses Artikels, total schwarzvermummt Antifa-Fotograf ist und für den Verfassungsschutz arbeiten könnte. Seewald bezeichnet den Pressevertreter als Lügner (“er hätte es in dessen Augen gesehen”). Wahrheitswidrig verbreitet Seewald das Märchen, dass die Polizei Ludwigshafen dem Fotografen die Veröffentlichung von Bilddokumenten des Zeitgeschehens untersagt hätte. Seewald kündigte an Strafanzeige stellen zu wollen, da man ihn nicht fotografieren dürfe. Seewald bemägelt, dass “noch keine deutschen Patrioten die Bundesregierung” bilden. Seewalds GERUSSIA-Bündnis soll, seinen Worten zufolge, ganz groß 2022 zünden, nachdem viele Menschen ihre privaten Unterschriften unter einen imaginären Russisch-Deutschen-Friedensvertrag gesetzt hätten. Seine “Akademie” bewirbt aktuell ein “Überlebenstraining” für schlappe €299,- pro Person, welches übers Wochende der Bundestagswahl 2021 stattfinden soll.
Zusammengefasst sind für den taktisch agierenden Seewald alle Personen der Mahnwache entweder “assozial” oder wahlweise “Antifa-Handlanger” und “Einzeldeutsche, Antideutsche”, die “Deutschland hassen” und bei deren Bildung/Erziehung, die Eltern schwere Fehler gemacht hätten.
Ein vermutlich profitables, wie ebenso fragwürdiges Geschäftsmodell, welches W.Seewald betreibt: Ideologische Agititationspropaganda gepaart mit Online-Verkäufen auf unterschiedlichsten Internetplattformen.
(Bericht und Fotos: Christian Ratz und wie angegeben)
Weiterführende Links:
https://www.psiram.com/de/index.php/Wjatscheslaw_Seewald