Preiswert wohnen auf dem Pfalzplatzbunker!
Der Pfalzplatz am südlichen Rand des Lindenhofs ist eine für die Naherholung und das Stadtklima wichtige Grünfläche. Etwa ein Drittel der Fläche ist jedoch von einem Tiefbunker aus dem Zweiten Weltkrieg mit einer Betondecke auf ebenerdigem Niveau versiegelt. Auf dieser Betonfläche, auf der sich unter anderem ein Spielplatz und eine Skateranlage befinden, wird die Stadt voraussichtlich eine Kita und einen Jugendtreff errichten. Damit wird aber nur ein kleiner Teil der ca. 8.800 m² bebaut sein. Nicht nur in der Stadtverwaltung keimt schon länger die Idee, auf dem Tiefbunker auch Wohnbebauung zu errichten und so dringend benötigten Wohnraum zu schaffen.
Mit den Bebauungsplänen für Kita und Jugendtreff nahm die Diskussion 2021 an Fahrt auf. Im April beantragte die Fraktion LI.PAR.Tie. im Gemeinderat die Bebauung der Bunkerfläche mit Wohnungen ausschließlich im preiswerten Segment, am besten durch die städtische GBG und öffentlich gefördert. Auf den ehemals militärischen und bahneigenen Konversionsflächen entstehen zwar viele, aber überwiegend teure Wohnungen. Auf dem Lindenhof gibt es keine GBG-Wohnungen. Die Wohnungsbaugenossenschaften, die wie im Schwarzwaldblock (Spar+Bauverein) zum Teil weit über 11 Euro/m² Kaltmiete verlangen, sind auf Jahrzehnte “ausgebucht”. Der Bedarf nach Wohnraum ist also enorm hoch.
Trotzdem formiert sich bereits Widerstand gegen eine Wohnbebauung. Anwohner*innen befürchten eine Verknappung von Park- und Kitaplätzen sowie den Verlust an Wohnqualität durch Verdichtung. Die örtlichen Grünen-Bezirksbeiräte wollen eine weitere Flächenversiegelung, ein Abholzen der Bäume, die den Platz umsäumen, und negative Auswirkungen auf das Stadtklima verhindern. Dabei ist die Bunkerdecke keine Grünfläche, die im Sommer für nächtliche Abkühlung sorgt, sondern im Gegenteil eine lokale Wärmeinsel. Ihre Oberflächentemperatur liegt in Sommernächten regelmäßig höher als die der Umgebung. Eine Bebauung, die für zusätzlichen Schatten sorgt, könnte sich also sogar positiv auf das örtliche Klima auswirken.
Nach der Schafweide und dem Collini-Center ist der Pfalzplatz der nächste Versuch, aus Partikularinteressen den Klimaschutz gegen Wohnbebauung auszuspielen. Dabei ergeben sich in allen drei Fällen keine negativen Auswirkungen auf das Stadtklima. Dafür eröffnet sich auf dem Lindenhof die Chance, ohne weitere Flächenversiegelung schätzungsweise 90 Wohneinheiten zu errichten. Besonders dringend werden geförderte Sozialwohnungen benötigt, da seit Jahren in Mannheim wie im ganzen Land jährlich deutlich mehr Sozialwohnungen aus der Bindung fallen als errichtet werden. Wie sich jedoch abzeichnet, orientiert sich die Stadt lediglich an der Quote von 30 Prozent preiswerten Wohnungen unter 8,17 Euro/m² gemäß dem 12-Punkte-Plan Wohnen.
Auch wenn im Moment noch nicht klar ist, wie die Bebauung des Pfalzplatzbunkers am Ende aussehen wird, kann doch festgestellt werden: Es gibt auf keiner politischen Ebene Mehrheiten für eine massive Wiederbelebung des öffentlich geförderten sozialen Wohnungsbaus, um Menschen mit niedrigem oder auch durchschnittlichem Einkommen preiswerten Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Doch der LI.PAR.Tie.-Fraktionsvorsitzende Dennis Ulas gibt sich noch nicht geschlagen: „Zuerstmal müssen wir Wohnbebauung auf dem Pfalzplatzbunker durchsetzen, dann für die Errichtung geförderter Wohnungen durch die GBG werben. Die 30-Prozent-Quote ist schließlich vor allem durch die jahrelange Hartnäckigkeit der LINKEN im Gemeinderat gekommen. Wir bleiben am Ball.“