Bauernproteste: Nachfrage bei dem Bioland-Betrieb Klaus Fix

Gespräch über Bauernproteste, Agrarwende und Biolandwirtschaft

Klaus Fix, Landwirt eines Biolandbetriebs im vorderpfälzischen Rödersheim-Gronau, ist Bauer und u.a. Partner der Solidarischen Landwirtschaft SOLAWI Mannheim.

Der Betrieb liegt mitten im Gemüseanbaugebiet der Pfalz zwischen Neustadt an der Weinstraße und Ludwigshafen am Rhein in dem kleinen Ort Rödersheim-Gronau.

Der Betrieb besteht seit 1990 und wird von Klaus Fix, gelernter Landschaftsgärtner und Diplom Agrar-Biologe seit Beginn als “Bio-Landwirtschaft” geführt. 1995 erhielt der Betrieb die Bioland Zertifizierung. Seit 2015 hat er eine offizielle Kooperation mit der Solawi-Gruppe Ludwigshafen/Mannheim und inzwischen auch eine Hof-Solawi (Solidarischen Landwirtschaft) gegründet. (http://www.solawi-malu.de) (http://www.solawi-fixhof.de)

Weitere Information über Bioland-Betrieb Klaus Fix (www.biofix.de)


KIM sprach mit Klaus Fix ihn über die zur Zeit stattfindenden Bauernproteste, da er noch mal einen etwas anderen Blickwinkel auf die Geschehnisse hat.

Ackerflächen des Biohof Fix

Die unmittelbaren Auslöser der Bauernproteste sind ja die geplante Streichung der KFZ-Steuer-Befreiung und die wegfallende Subventionierung des Agrardiesels. Nachdem die Bundesregierung die Streichung der Befreiung von der KFZ-Steuer zurückgenommen hat, verleiben die zusätzlichen Kosten für den Agrardiesel. Für seinen Biolandbetrieb sind die Mehrkosten für Klaus Fix eher marginal. Bei einem Betrieb mit hohem Maschineneinsatz, z. B. im Getreideanbau, mögen die Kosten erheblich höher sein. Ihm scheint, dass nicht nur die Öffentlichkeit sondern auch die Verbandsführer des Bauerverbands von der Wucht der Bauernproteste überrascht waren.

Nicht nur Agrodiesel sondern auch andere Gründe…

Allerdings glaubt nicht nur Fix, dass die wahren Gründe für die Proteste in der jahrelangen strukturellen Benachteiligung der Landwirtschaft zu suchen sind. Seit Jahrzehnten sind die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse gesunken, während alle anderen Preise gestiegen sind. Agrokonzerne und Handelsketten bestimmen die Erzeugerpreise. Die Subventionspolitik der EU befördert zusätzlich die Entwicklung zu großen landwirtschaftlichen Betrieben. Kleinere Landwirtschaftsbetriebe hätten deshalb reihenweise in den letzten Jahrzehnten das Handtuch geschmissen. Der Konzentrationsprozess geht weiter. Selbst in dem dörflich geprägten Rödersheim-Gronau z. B. gibt es nur noch drei Landwirtschaftsbetriebe.

Deshalb unterstützt Klaus Fix, wenn sich die Bauern und der Bauernverband einer solchen Dynamik entgegenstellen. Unter den jetzigen Bedingungen verschärfe jegliche Subventionskürzung die Situation. Ohne Subventionen von EU, Bund und Land sei ein normaler Landwirtschaftsbetrieb kaum zu führen.

Agrarwende?

Eine „Agrarwende“, Erzeugerpreise die sich nach den wahren Produktionskosten richten, wäre sehr von Nöten. Ebenso wäre eine Politikänderung notwendig, die die Regionalität der Produktion, die Nachhaltigkeit und nicht die schiere Größe eines Landwirtschaftsbetriebs in den Vordergrund stellt.

Direktvermarktung und Regionalität

Folientunnel von Biohof Fix

Um diesem Rennen im Hamsterrad zu entgehen, immer mehr und immer billiger zu produzieren, hat er sich entschieden, auf einen Biolandbetrieb umzustellen. Das allein reiche allerdings nicht aus.  Der Handelskonzern LIDL hat z.B. mit Bioland eine Kooperation vereinbart. Es müsse aber darum gehen, von den sogenannten Lebensmittelriesen unabhängig zu werden. Das gehe nur über Regionalisierung und Direktvermarktung Deshalb habe er sich zur Kooperation mit dem Projekt „Solidarische Landwirtschaft“, zur Direktbelieferung und Vermarktung von sog. Bio-Kisten und Direktverkauf über einen Hofladen entschieden. So ist er dem Preisdruck des Lebensmittelmarktes weniger ausgesetzt. Indirekt bleibt natürlich ein Preisdruck auch auf seine Erzeugnisse bestehen, aber der Druck ist weniger brutal und auch berechenbarer.

Die Produktionsweise seines Betriebes ist nicht auf ein ständiges Wachsen, ein immer Mehr und größer, ausgerichtet. Die Existenz seines Betriebs und die seiner Familie seien gesichert, allerdings seien keine Reichtümer zu erwarten.

Ein Blick auf das häusliche Anwesen und den Betrieb bestätigt diese Einschätzung. Hier wird solide und hart gearbeitet, aber reich wird man dadurch nicht. Bei Fix geht es auch nicht nur ums Geld sondern auch um Zufriedenheit. Seine wenigen Mitarbeiter, ob als Fahrer für die Abo-Kisten oder als landwirtschaftliche Helfer, sind längerfristig gebunden und sollen zufrieden sein. Sie sollen Teil des Ganzen sein.

Solawi sei eine gute Sache, doch wenn man die Gesamtdimension betrachtet, eher eine Nische. Damit die kleinbäuerliche Landwirtschaft eine Zukunft habe, müssten sich die Bauern in Genossenschaften neu organisieren, um die regionale Direktvermarktung in eigene Hände zu nehmen. Die bestehenden Großgenossenschaft seien hierfür nicht geeignet. Sie würden in der Regel von den „Großen“ dominiert und nicht nach den Prinzipien der regionalen Direktvermarktung arbeiten. Doch in einzelnen Regionen tut sich auch was.

Demografischer Wandel ein Problem

Mit seinen mittlerweile 60 Jahren fühlt sich Klaus Fix inzwischen allerdings schon zu alt, um eine solches Mammut-Projekt noch einmal anzugehen.

Aus einem anderen Grund sieht Fix die Zukunft der kleinbäuerlichen Landwirtschaft nicht allzu rosig. Das sog. Höfesterben wird zunehmend vom demographischen Wandel getrieben. Es gibt nicht mehr viele junge Leute, die einen Hof übernehmen wollen. Letztens habe er z.B. vor einer Berufsschulklasse seinen Betrieb vorgestellt. Das Interesse, einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen, sei bei den Schülern nicht besonders ausgeprägt gewesen. Vor allem digitale Berufe wie Webdesigner, Influencerin, Internetbeauftragter wurden favorisiert. Das Desinteresse habe er aber auch für andere Berufe z.B. Handwerker, Ingenieure oder auch Arzt festgestellt. Das habe sich in den letzten Jahren geändert.

Die Arbeit als Bauer werde mit Mühsal und viel Arbeit in Verbindung gebracht. Das sei zwar richtig, aber die Arbeit in und mit der Natur habe auch etwas Schönes und kann zur Zufriedenheit führen. Doch Fix hat den Eindruck, dass diese Sichtweise weiter abnimmt. Irgendwann wird auch Fix in den Ruhestand gehen. Ob er einen Nachfolger für seinen Betrieb findet, steht in den Sternen. Es dürfte schwierig werden.

Roland Schuster