Markthaus Mannheim gGmbH insolvent – Hilfe ist erforderlich!
Die Markthaus-Recycling Kaufhaus Mannheim gGmbH, kurz das bei so vielen beliebte „Markthaus“ musste Anfang Juli Insolvenz anmelden. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter ist bestellt und die Gehälter der über 100 Mitarbeiter*innen sind auf drei Monate gesichert.
Die seit 26. Juni als alleinvertretungsberechtigte Geschäftsführerin im Handelsregister eingetragene Sabine Neubert äußerte in Interviews gegenüber RNF und Rheinpfalz, das Markthaus habe in einer massiven Liquiditätskrise gesteckt. Diese habe viele Ursachen, die nun gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter untersucht würden. Sie äußerte sich optimistisch, dass der Betrieb gerettet werden könne, wenn es ausreichend öffentliche Unterstützung gebe.
Ein wesentlicher Grund für die Finanzklemme sei die siebenmonatige Sanierungsphase des Hauptgeschäfts in Neckarau von Oktober 2017 bis Mai 2018 gewesen, in der v.a. der Vermieter Brandschutzauflagen habe umsetzen müssen. Im gleichen Zuge wurde das Ladengeschäft modernisiert. Die entsprechenden Arbeiten zogen sich länger hin als geplant.
Das Markthaus ist als Inklusionsbetrieb staatlich anerkannt. Es beschäftigt mehr als 40% Mitarbeiter*innen mit Handicaps. Die Markthaus gGmbH unterhält zwei Second-hand-Kaufhäuser in Neckarau und am Friedrichsring in Mannheim neben dem Jobcenter. Sie betreibt in der Schwetzingerstadt eine der zehn Mannheimer JobBörsen, die Kooperationsprojekte der stadtteilorientierten Arbeitsförderung mit dem JobCenter sind. Ferner betreibt die Markthaus gGmbH Lebensmittelläden in Wallstadt, Weinheim, Friedrichsfeld, Neckarhausen und Lindenfels. Es handelt sich jeweils um Standorte, in denen sonst keine fußläufigen oder mit dem Fahrrad erreichbare Läden der Nahversorgung vorhanden sind. Somit besteht auch an schon allein aus diesem Grund ein großes öffentliches Interesse, dem Markthaus über die gegenwärtige Krise zu helfen und die Chance zu geben, evtl. erforderliche Sanierungsmaßnahmen zu ergreifen.
Sabine Neuber hat schon mehrere Stationen innerhalb der Wohlfahrtswirtschaft durchlaufen, die in schwierigsten wirtschaftlichen Situationen standen: AWO Kreisverband Mannheim 2010 bis 2012, und parallel dazu in der ASS Spezielle Schuldnerberatung. 2012 trat sie die Nachfolge von Dr. Ulrike Freundlieb als Geschäftsführerin von Biotopia an und machte durch die sofortige Kündigung des ihrer Meinung nach für Biotopia nachteiligen Catering-Vertrages mit der IGMH (Mensa) auf sich aufmerksam. Nun also wurde sie offensichtlich als Notretterin zur Markthaus gGmbH gerufen.
Man sollte ihre Anforderung öffentlicher Unterstützung ernst nehmen. Die Stadt Mannheim fördert gemeinsam mit dem JobCenter die Markthaus gGmbH bisher schon mit 35.000 Euro pro Jahr für eine*n Inklusionscoach. Angesichts von mit Sicherheit über 40 Arbeitsplätzen, deren Inhaber*innen keinen Zugang zum „normalen“ Arbeitsmarkt haben und die sonst wahrscheinlich von Dauerarbeitslosigkeit betroffen wären, ein „rentierliches“ Geschäft! Für diese Menschen allemal, für die Kund*innen ebenfalls und für die Bewohner*innen der Ortschaften, in denen Markthaus-Lebensmittelläden bestehen, ebenfalls. Und im Übrigen nicht zu vergessen: Das Markthaus-Recycling-Kaufhaus steht für nachhaltigen Umgang mit gebrauchten noch brauchbaren Dingen und wirkt so in die Gesellschaft hinein.
Reserven können gemeinnützige Unternehmen nicht ansammeln. Sie sind sehr häufig auf Betriebskostenzuschüsse angewiesen. Vorausgesetzt, die inneren Abläufe stimmen oder werden optimiert, müsste also auch das Markthaus unterstützt werden. ln einer ersten Reaktion hat sich Stefan Fulst-Blei (SPD) für die Erhaltung des Markthauses stark gemacht. Auch DIE LINKE hält es für erforderlich, diese Einrichtung ggf. auch durch höhere öffentliche Unterstützung durch die Krise zu bringen und wieder zu konsolidieren.
(Thomas Trüper, Stadtrat DIE LINKE)