Grüne-Braune / Wie agieren rechtsradikale Organisationen beim Thema Natur- und Umweltschutz?
So lautete das Thema des Vortrags von Peter Bierl (freier Journalist, Mitglied der Gewerkschaft Verdi) am 11.09.19 in Speyer/Rhein. Eingeladen hatten die NaturFreunde Rheinland-Pfalz und die Bündnisregionalgruppe von Aufstehen gegen Rassismus Rhein-Neckar. Der Vortragsraum im Naturfreundehaus Speyer war bis auf den letzten Platz besetzt. Einige TeilnehmerInnen nahmen auch weite Anfahrtswege in Kauf, um dem Vortrag folgen zu können.
AfD, NPD und die Neo-Naziszene
„Rechtsradikale Parteien und neofaschistische Gruppen, wie Freie Nationalisten und Völkische Siedler, okkupieren das Themenfeld Natur- und Umweltschutz. In einschlägig bekannten Publikationen wirbt die (Neue) Rechte mehr oder minder erfolgreich um Wählerstimmen und um öffentliche Zustimmung. Von ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der ultra-rechten Szene bedient wird das Leserklientel z.B. mit Publikationen wie „Umwelt & Aktiv“ (NPD-lastig), „Phalanx-Europa“ (Identitäre Bewegung), „Sezession“, Blaue Narzisse“ und der „Einprozent“-Bewegung (mit Beiträgen von AfD-Parteifunktionären)“, so der Referent in seinem Vortrag. Zitiert wurden auch Verlautbarungen der AfD-Mitgründer Konrad Adam und Björn Höcke.
Historische Hintergründe und aktueller Diskurs
Einen weiten Bogen spannte Peter Bierl in seinem Vortrag. Dieser begann mit den „bereits im 19. Jahrhundert von Riehl, Löns und Rudorff verfassten Theorien zu den Themen Heimatschutz, Volkscharakter und Natur.“ Gefolgt von Informationen zur sogenannten „Zweiten Umweltbewegung“ während der NSDAP-Schreckensherrschaft mit dem „Weltbund zum Schutz des Lebens“, deren Frontmann Werner Georg Haverbeck, späterer Ehemann der Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck, war. Kritisch betrachtet wurden die „Vaterlandsversteher“ bei Gründung der Partei Bündnis 90/Die Grünen, der Partei die auch in erst wenige Zeit zurückliegenden Wahlkämpfen in Deutschland und Österreich das Thema „Heimatschutz“ rechtspopulistisch besetzte. Nach Einschätzungen von Bierl macht sich die verfassungsfeindliche Partei „Der Dritte Weg“ das Thema ebenfalls zum Kapital, indem von dieser Kapitalismuskritik mit völkisch-nationalem Heimatgefühlen vermischt transportiert wird.
Der Autor mahnte an, „dass die Linken ihren Blick auf ihre Positionen zum Thema schärfen müssten. Das kritische Hinterfragen und die Schau auf die (eigene) Historie seien hierbei zentral von Bedeutung.“
Zum Abschluss des Vortrags fand eine engagiert geführte Diskussionsrunde statt. Hierbei wurden u.a. die „Fridays for Future“-Schülerstreiks und das Agieren der Bewegung „Extinction Rebellion“ thematisiert.
Peter Biel hat ein zum Vortragstitel passendes Buch geschrieben. „Grüne Braune – Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts“, welches vom Unrast-Verlag veröffentlicht wurde. (ISBN 978-3-89771-105-1)
(Bericht und Fotos: Christian Ratz)