Gedenken an die ermordeten WiderstandskämpferInnen in Heidelberg
Am Freitag, 1. November 2019 fand auf dem Heidelberger Bergfriedhof die alljährliche Gedenkveranstaltung für die von den Nazis ermordeten WiderstandskämpferInnen statt, die wie immer von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der AntifaschistInnen Heidelberg und dem Deutschen Gewerkschaftsbund organisiert wurde. Kurz vor 14 Uhr versammelten sich etwa hundert Menschen vor dem Krematorium, um gemeinsam zum Mahnmal zu gehen. Dem Zug voran trugen der DGB Nordbaden, die VVN-BdA, Die Linke und die DKP Kränze, die an der Gedenkstätte aufgereiht wurden.
Silke Makowski vom Kreisvorstand der VVN-BdA begrüßte die Anwesenden im Namen der VeranstalterInnen und hob den Mut der 27 an dieser Stelle beigesetzten AntifaschistInnen hervor, die sich unter Lebensgefahr dem Nazi-Terror entgegenstellten. In ihrem Beitrag ging sie auch auf die verschiedenen Widerstandsgruppen ein, deren Mitglieder auf dem Bergfriedhof ihre letzte Ruhe fanden, darunter zehn AktivistInnen der Vorbote-Gruppe um Georg Lechleiter und sieben Anhänger der elsässischen Wodli-Gruppe.
Die Hauptrede hielt Jörg Watzinger, der in bewegenden Worten die Biografie und Verfolgungsgeschichte seines Vaters Dr. Karl Otto Watzinger schilderte, der unter anderem in Schweizer Exilstrukturen der Sozialistischen Arbeiterpartei tätig war. Für sein aktives Engagement gegen die Nazi-Herrschaft wurde er zwei Jahre im Gefängnis inhaftiert und danach für weitere drei Jahre nach Dachau verschleppt. Jörg Watzinger berichtete über die schweren seelischen Wunden, die diese lange Leidenszeit bei dem Antifaschisten hinterlassen hatte, aber auch über die Folgen, die dieses Trauma für die Angehörigen bedeutete und bis heute bedeutet. Die vor einem Jahr entstandene Vernetzung von Nachkommen von NS-Verfolgten im Raum Mannheim ist ein wichtiger Schritt für die Kinder und EnkelInnen, um für sich einen Umgang mit der Familiengeschichte zu entwickeln.
In einem engagierten Grußwort rief Marianne von der DGB-Hochschulgruppe dazu auf, sich faschistischen Bewegungen und rechten Parteien, erstarkendem Rassismus und Antisemitismus in allen Bereichen entgegenzustellen. Dabei forderte sie auch eine Stärkung antifaschistischer Inhalte im Bildungsbereich ein – „auf dass Auschwitz nie wieder sei“.
Der abschließende Beitrag kam von der Antifaschistischen Initiative Heidelberg/Interventionistische Linke, der auf den NS-Terror einging, der staatlicherseits nicht nur verharmlost, sondern teilweise offen gefördert wird. Eine unabdingbare Konsequenz sei die umfassende Aufklärung der Verstrickung des Inlandsgeheimdiensts in die Umtriebe des Nazi-Terrornetzwerks NSU. Gleichzeitig forderte der Redner die sofortige Beendigung der Kriegspolitik der BRD, die derzeit in der Unterstützung des türkischen AKP-Regimes und dessen Angriffs auf das kurdische Rojava einen erschreckenden Höhepunkt findet.
Das musikalische Rahmenprogramm stellte der Mannheimer Chor Trotz alledem, der mit dazu beitrug, dass die TeilnehmerInnen trotz strömenden Regens bis zum Ende vor Ort blieben und die Beiträge mit großem Interesse verfolgten.
(VVN-BdA HD)