Gegen Lebensmittelverschwendung – Containern trotz Illegalität [mit Video]
In Deutschland werden jährlich rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet, obwohl diese zu großen Teilen noch genießbar wären. Gegen diese Verschwendung machte am Samstag eine Gruppe mit dem Namen „Aufstand der letzten Generation“ mobil. Sie holten Obst und Gemüse aus dem Müllcontainer eines Supermarkts, bauten einen Stand in der Breiten Straße auf und verteilten die Lebensmittel an Passant*innen. Dann zeigten sich die Aktivist*innen selbst bei der Polizei an.
Videobeitrag bei Youtube: https://youtu.be/_b5wCFTYpEA
„Wir wollen damit auf die Absurdität der Gesetzeslage aufmerksam machen“, erklärte Raùl, einer der Lebensmittelretter. Wenn ein Gesetz so offensichtlich widersinnig sei, könne man es doch einfach abschaffen, fragte er vorwurfsvoll in die Kameras. Die Aktivist*innen hatten dafür gesorgt, dass ihre Aktion von der Öffentlichkeit begleitet wurde.
Bei der Reduzierung von Lebensmittelverschwendung könne man im Bereich von bis zu 4% den CO2-Ausstoß reduzieren, sagte eine Aktivist*in. Damit sei das Problem auch relevant für die Bekämpfung der Klimakrise.
Währenddessen kamen immer mehr Passant*innen zum Stand in der Fußgängerzone, schauten sich die Lebensmittel an, bedienten sich und bedankten sich freundlich. Einige drückten der Aktion ihren Respekt aus. „Wir leben in einer Verschwendungsgesellschaft, während manche nicht genug zu essen haben“, sagte ein Anwohner, der die Aktion großartig fand.
Aktivist*innen zeigten sich selbst bei der Polizei an
Obst, Gemüse und Brot hatten die „Lebensmittelretter*innen“ teilweise illegal aus dem Mülleimer eines nahe gelegenen Supermarkt geholt. Der andere Teil kam über Foodsharing. Das ist ein bereits verwirklichtes Modell, bei dem Lebensmittelhändler nicht mehr verkaufbare Ware kostenlos weitergeben, um sie vor der Vernichtung zu bewahren. „Doch das reicht nicht“, sagte eine Aktivistin. „Wir brauchen eine Gesetzeslage, wie in Frankreich. Dort ist es verboten, noch genießbare Lebensmitteil zu vernichten. Die Unternehmen bekommen hohe Strafen, wenn sie das tun.“
Aktivist Raùl rief dann, wie vorab angekündigt, bei der Polizei an. Er wollte sich selbst anzeigen und sehen was passiert. Ein paar Minuten später fuhr dann auch der erste Streifenwagen vor. Polizisten stiegen aus, sahen sich die Aktion an und kontrollierten Ausweise. Nach einer ersten Beurteilung der Lage wurde die Verteilung gestoppt.
„Sie wollen erst klären, wem die Lebensmitteil gehören“ berichtete Raùl. Es wurde weiter diskutiert. Weitere Polizist*innen kamen dazu. Nach einigen Diskussionen und Rücksprachen genehmigte die Polizei die Aktion schließlich doch. Man habe eine Versammlung anmelden und auf Hygienemaßnahmen achten müssen, erklärte Aktivistin Ida. Sie fand die Aktion gelungen und freute sich über den guten Ausgang. „Was nun rechtlich noch kommt, müssen wir schauen“, sagte sie. Die Polizei hatte die Personalien der Aktivist*innen aufgenommen und die müssen nun vielleicht mit einer Anzeige rechnen. Zwar kommen selbst von den Polizist*innen lobende Worte für das Engemenent, doch bis zu einer möglichen Gesetzesänderung bleibt das Containern weiterhin illegal. (cki)
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