Warnstreik und Demonstrationen in Mannheim: Der Frauenkampftag im Zeichen der Care Arbeit

Mit zahlreichen Veranstaltungen über den ganzen Tag wurde von Gewerkschaften und feministischen Gruppen der diesjährige Frauentag begangen. Besondere Aufmerksamkeit lag auf dem Thema Care Arbeit. Vormittags streikten die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst und abends gingen hunderte Frauen (und auch viele Männer) auf die Straße unter dem Motto: „Ungesehen, überbelastet, unterbezahlt – wir kämpfen gemeinsam gegen Patriarchat und Kapitalismus“.

Video bei Youtube: https://youtu.be/To75bju7PoY

Warnstreik der Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen

Mittags fand auf dem Alten Messplatz eine Warnstreikkundgebung der Beschäftigten im sozialen Bereich des öffentlichen Dienst statt. Dort findet gerade eine Tarifrunde statt und ver.di Verhandlungsführerin Christine Behle berichtete in Mannheim vom aktuellen Stand. Die Forderungen von ver.di umfassen drei Bereiche. Zum einen geht es natürlich um eine bessere finanzielle Anerkennung der Arbeit und hier konkret um eine bessere Eingruppierung der unteren Lohngruppen (u.a. für Kinderpfleger*innen und Sozialassistent*innen). Dann geht es um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Vor allem brauche es mehr verbindliche Vorbereitungszeiten, Praxisanleitungen und Entlastung in kritischen Bereichen, in denen wenig Personal arbeitet. Daraus folgt die dritte große Forderung: Ver.di will mehr Personal und ein verstärktes Engagement gegen den Fachkräftemangel. Die Berufe müssten insgesamt attraktiver werden und brauchten mehr gesellschaftliche Anerkennung.

Frauentagsversammlung rund ums Gewerkschaftshaus

Vom Alten Messplatz aus zogen die rund 1000 Streikenden mit einem Demonstrationszug über die Kurpfalzbrücke zum Gewerkschaftshaus. Auf dem Vorplatz hatte die Gewerkschaft Sitzgelegenheiten und Verpflegung bereit gestellt und verschiedene Workshops luden dazu ein, den Nachmittag hier zu verbringen, sich auszutauschen und zu vernetzen, bis später die Veranstaltung des DGB-Kreisfrauenausschuss im Otto-Brenner-Saal begann.

Karin Binder von der Gewerkschaft NGG war die Rednerin und setzte sich in ihrem Beitrag zum Frauentag mit der ungleichen Bezahlung und fehlender Anerkennung der klassischen Frauenberufe auseinander. Es könne nicht sein, dass Frauen für die gleiche Arbeit immer noch schlechter bezahlt werden als Männer. Wertschätzung müsse sich in Form von besseren Löhnen ausdrücken. „Das heißt Tarifverträge, höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen“. Außerdem rief sie alle Frauen dazu auf, bei den kommenden Betriebsratswahlen zu kandidieren. „Nur so können wir etwas verändern.“

Feministische Demonstration in den Abend hinein

Im Anschluss an die Veranstaltung im Gewerkschaftshaus trafen sich die vom Feministischen Bündnis mobilisierten Menschen zur Demo vor dem Gewerkschaftshaus. Auch hier war das bestimmende Thema die Care Arbeit, die sozialen Berufe und Tätigkeiten im privaten Bereich, die vor allem von Frauen gemacht werden. Zur Notwendigkeit einer Demo am Frauentag sagte Organisatorin Isabell Fuhrmann „weil viele Gleichstellungsrechte nach wie vor fehlen, darunter elementare Sachen, wie körperliche und sexuelle Selbstbestimmung“. Man halte das System mit schlechter oder unbezahlter Care Arbeit am Laufen, was dem Kapitalismus die Erwirtschaftung großer Profite ermögliche. Doch Frauen würden daran nicht angemessen beteiligt. Unterm Strich hätten Frauen nicht die gesellschaftliche Teilhabe, die ihnen zustehe. Deshalb müsse man weiter auf die Straße gehen „gegen Patriarchat und Kapitalismus“.

Die Demonstration zog über den Ring, vorbei am Wasserturm in die Fressgasse, bis zum Marktplatz, wie eine Abschlusskundgebung stattfand. Mitorganisatorin Tanja Hilton zeigte sich am Ende sehr zufrieden. Man habe mit einem Riesenbündnis eine tolle Demo auf die Beine gestellt. „Es war viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt!“

(Text: cki | Bilder: hr, cki)

 

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