Tarifauseinandersetzung Metall- und Elektroindustrie – Starker 2. Warnstreiktag
Beschäftigte von John Deere Mannheim legen Arbeit nieder – 1500 Teilnehmerinnen bei Kundgebung auf dem Lindenhof – Stein betont gesellschaftliche Bedeutung der Tarifforderungen der IG Metall
Die gestern angelaufenen Warnstreiks in der aktuellen Tarifauseinandersetzung in Mannheim fanden heute ihre Fortsetzung beim Traktorenhersteller John Deere (der Warnstreik-Auftakt fand mit 150 Teilnehmern bei WABCO Radbremsen in Mannheim-Friedrichsfeld statt – die Red.). Um die 1.500 Beschäftigten legten ihre Arbeit nieder und versammelten sich zu einer Kundgebung der IG Metall auf dem Sparkassenplatz in Mannheim-Lindenhof.
Der Warnstreik ist die Reaktion der Gewerkschaft und der Beschäftigten auf das bisher vorgelegte Angebot der Arbeitgeber, das als Provokation in Richtung IG Metall und Hohn für die Belegschaften bewertet wird.
Der Betriebsratsvorsitzende Torsten Jann wies das Angebot der Arbeitgeber entschieden zurück und dankte den Beschäftigten für die zahlreiche Teilnahme an der Kundgebung. Flexible Arbeitszeitgestaltung dürfe nicht weiter eine Einbahnstraße sein und könne zukünftig nicht weiter nur einseitig vom Arbeitgeber ausgehen. Das Vorgehen der Arbeitgeber zeige bislang in keinster Weise eine Wertschätzung der Belegschaft, die den wirtschaftlichen Erfolg bei John Deere überhaupt erst möglich gemacht hat.
Klaus Stein, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, hob in seiner Ansprache insbesondere auch die gesellschaftliche Bedeutung der von der IG Metall aufgestellten Forderung nach zeitlich befristeter Arbeitszeitreduzierung hervor. Diese sei besonders wichtig und zeitgemäß, damit auch zukünftig Kinder in intakten Familienverhältnissen aufwachsen könnten oder die Möglichkeit bestünde, Angehörige in schwierigen Zeiten unterstützen zu können.
Birol Koca, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, betonte die Geschlossenheit der Belegschaft bei John Deere hinter der Forderungen der IG Metall und kündigte an, die weiteren Entwicklungen sowie die Reaktion der Arbeitgeber genau zu beobachten. Notfalls werde man mit weiteren Aktionen den Forderungen der IG Metall Nachdruck verleihen.
IG Metall Mannheim 09-01-2018
Warnstreiks seit 8. Janaur
IG Metall Mannheim stellt Verhandlungsstand und Zeitplan der Tarifauseinandersetzung in der M+E-Industrie vor – Warnstreiks in den Betrieben Mannheims und der Region ab Montag, den 08. Januar 2018
In den Betrieben der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie in Mannheim und der Region wird die IG Metall ab 08. Januar 2018 zu Warnstreiks aufrufen. Dies kündigte der 1. Bevollmächtigte und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim, Klaus Stein, heute in einem Gespräch mit den regionalen Medien an.
Die IG Metall fordert in der M+E-Tarifrunde 2018 eine Entgelterhöhung von 6 Prozent für 12 Monate sowie einen individuellen Anspruch auf Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf bis zu 28 Stunden für maximal 2 Jahre. Für Beschäftigte mit zu pflegenden Angehörigen oder Kindern unter 14 Jahren, ebenso wie für Beschäftigte in Schichtsystemen und anderen gesundheitlich belastenden Arbeitszeitmodellen, die ihre Arbeitszeit absenken, fordert die IG Metall Entgeltzuschüsse, um die entstehenden Verluste abzufedern.
Bis dato gibt es in der Tarifauseinandersetzung nur ein schmales Angebot der Arbeitgeber zum Thema Entgelt. Die Arbeitszeitforderungen der IG Metall wie auch die Entgeltzuschüsse zur Entlastung besonderer Beschäftigtengruppen werden bisher in heftiger Weise vom Arbeitgeberverband Südwestmetall abgelehnt.
Klaus Stein forderte angesichts der Haltung des Arbeitgeberlagers und der hinzugekommenen erweiterten Flexibilitätsanforderungen der Unternehmen im Finanzkapitalismus ein Umdenken. “Wir müssen darüber reden, ob Unternehmen ein Teil dieser Gesellschaft sind oder ob wir es akzeptieren, dass sie sich gesellschaftlicher Verantwortung immer mehr entziehen.” Stein kündigte an, dass die IG Metall in den kommenden zwei Wochen den notwendigen Druck aufbauen und entfalten werde, um der Debatte und ihren Forderungen Mächtigkeit zu verleihen. Ab Montag würden die ganze Woche lang jeweils von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich die Beschäftigten in den tarifgebundenen Unternehmen der M+E-Industrie zu Warnstreiks aufgerufen.
Zur Branche gehören Betriebe wie beispielsweise das Mercedes Benz-Werk/ EvoBus, John Deere oder Caterpillar in Mannheim.
Am 11. Januar gehen die Verhandlungen in Böblingen mit den Arbeitgebern dann in die dritte Runde.