24-Stunden-Streik der IG Metall bei John Deere, Benz, Wabco und Caterpillar
“Der erste 24-Stunden-Streik in Mannheim ist ein voller Erfolg”, sagt Gewerkschaftssekretär Simon Goldenstein am Freitagmorgen vor dem Werkstor 2 der Firma John Deere auf dem Lindenhof. Vor allem die Gemeinschaft und der Zusammenhalt sei unter den Beschäftigten gewachsen. Mit Ende der Nacht- und Beginn der Tagschicht fing der ganztägige Warnstreik bei John Deere an. “Schon um halb vier standen die ersten vorm Tor”, berichtet Michael Wetterich von der Vertrauenkörperleitung. Der Maschinenbediener ist Betriebsrat und begeistert, dass praktisch alle, die zum Streik aufgerufen wurden, auch tatsächlich die Arbeit niedergelegt haben.
Bei allen vier großen Betrieben in Mannheim sieht die IG Metall die 24-Stunden-Streikaktion als Erfolg. “Bei Wabco haben gestern praktisch alle mitgemacht. Außer dem Produktionsleiter und seinem Stellvertreter war vermutlich niemand im Betrieb”, berichtet ein Gewerkschafter. Auch bei Benz und Caterpillar stand die Belegschaft top motiviert an den Streikposten. Dabei wurde in den Betrieben durchaus unterschiedlich vorgegangen. Bei John Deere wird auf Sozialpartnerschaft und Zusammenarbeit mit der Betriebsleitung gesetzt. Es gebe einen Notdienst, Ausnahmen für Staplerfahrer und der Streikaufruf gelte nur für die Arbeiter in der Produktion. Die Angestellten kommen mit blauen Karten in ihre Büros, berichtete Betriebsratsvorsitzender Torsten Jann. Das verhindere Streitereien an den Werktoren, es sei klar wer rein dürfe und wer nicht, und in der Belegschaft werde die Linie vertreten, dass die draußen auch für die drinnen mitstreiken. An dieser engen Zusammenarbeit mit der Arbeitsgeberseite gibt es auch Kritik. “Es könnten mit den Angestellten durchaus mehr Streikende sein, aber klar ist auch, dass gerade die aus dem Bereich Internationales nicht einfach zu mobilisieren sind.”, hören wir am Streikposten. Kämpferischer Kern der Belegschaft seien nun mal die Arbeiter aus der Produktion.
Der 24-Stunden-Streik ist eine neue Aktionsform der IG Metall. Er gilt als Zwischenstufe nach den klassischen, kürzeren Warnstreiks, die meist nur eine halbe Schicht andauern, und vor dem unbefristeten Erzwingungsstreik, der einer Urabstimmung bedarf. “Der 24-Stunden-Streik wird auf Betriebsebene von den Beschäftigten selbst beschlossen und kann im Gegensatz zum einfachen Warnstreik durchaus schmerzhafte finanzielle Auswirkungen für die Betriebsleitung haben”, erklärt Simon Goldenstein. “Wir erleben eine neue Dimension der Tarifauseinandersetzung. Ich bin überzeugt, dass wir damit notwendigen Druck auf die Arbeitgeber erzeugt haben und weiter erzeugen. Jetzt zählt’s, jetzt ist Bewegung der Arbeitgeber gefragt. Alternativ haben wir noch weitere Formen der Eskalation der Tarifauseinandersetzung in petto und bereiten gerade erste Pläne für die kommenden Wochen vor.” schreibt Klaus Stein, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim, in einer Mitteilung.
Wie es weitergeht, ist noch offen. Mittlerweile kommen die Arbeitgeberverbände den gewerkschaftlichen Forderungen offenbar entgegen – sowohl in der Frage der Tariferhöhung, wie auch beim umstrittenen Thema Arbeitszeitverkürzung. Zu letzterem hört man aus der Gewerkschaftsbasis die Befürchtung, dass die Arbeitgeberseite die Diskussion nutzen könnte, um neben der Option einer Verkürzung auch Arbeitszeitverlängerungen tariflich möglich zu machen. Ob es zum unbefristeten Streik kommen wird, ist derzeit offen. Die Zeichen deuten aktuell aber eher auf eine Einigung hin.
(Text: cki, Bilder: cki & Helmut Roos)
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