„Lass uns mit den Toten tanzen“ / Sea-Watch-Kapitänin Pia Klemp stellt Roman vor (mit Video und Fotogalerie)
Auf Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland-Pfalz kam die Autorin zu einer kurzen, jedoch erfolgreichen, Lesereise in dieses Bundesland. Auftakt war am 21.10.19 in Speyer, gefolgt von Lesungen aus ihrem fiktiven, aber realitätsnahen Roman, in Mainz und Koblenz. Etwa 160 Menschen kamen in Speyer zusammen, um gebannt den Ausführungen von Pia Klemp zu folgen. Die Grußworte bei der Veranstaltung sprach die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD).
„Alle Demokraten müssen zusammen stehen gegen Rassismus und Faschismus“
Dies betonte OB Seiler in ihrem Grußwort, bei dem sie sich bei der Sea-Watch-Kapitänin stellvertretend für alle engagierten Menschen in der zivilen Seenotrettung für deren Einsatz bedankte. Humanitäre Hilfestellungen, wie durch zivile SeenotretterInnen geleistet können nicht hoch genug geschätzt werden. Speyer ist seit August 2019 „Sichere Hafenstadt“. Rechtsradikale Kräfte im Gemeinderat („AfD und Wählergruppe Schneider“) würden die Umsetzung von Theorie in Praxis erheblich erschweren.
Wer ist Pia Klemp?
Biografisch ist über diese standfeste Frau nur wenig bekannt. Dies mag auch gut so sein, da sich in Zeiten zunehmender Radikalisierung des rechten Spektrums Menschen in exponierten Funktionen häufig konkreten Angriffen ausgesetzt sehen.
Am Ende des vorgestellten Romans gibt ihr Verlag bekannt, dass die Autorin Biologie studierte und mehrere Jahre als Tauchlehrerin in einem asiatischen Land tätig war. Als Aktivistin in den Bereichen Tier- und Menschenrechte erwarb sie ein Kapitänspatent und war anfangs für die Organisation „Sea Sheperd“ im Einsatz. Als Kapitänin der „Iuventa“ war sie bis 2017 für Sea-Watch im Mittelmeer unterwegs. Seit der Beschlagnahmung ihres zivilen Rettungsschiffes durch die damalige italienische Regierung wird durch die dortige Staatsanwaltschaft gegen sie und weitere Crewmitglieder wegen „Beihilfe zur illegalen Einwanderung“ ermittelt. Die Kapitänin zeigte sich in Speyer sehr selbstbewusst und überzeugt von ihrem humanitären Handeln. Dies brachte ihr große Sympathien bei.
Lass uns mit den Toten tanzen
lautet der Titel ihres fiktiven, aber dennoch realitätsnahen Romans.
„Das spiegelglatte Meer, strahlender Sonnenschein und freie Vögel tünchen die Szenerie in surreale Sphären. Das Beiboot fährt nochmal raus, um nach Leichen zu suchen, die sich auch finden. Die meisten sinken zum Grund und bleiben dort auch. Das Meer schert sich nicht um ihre Pässe, es nimmt jeden vorurteilsfrei auf. Wir können lediglich die treibenden Körper nach auffälligen Merkmalen untersuchen, mit einer Rettungsweste markieren und die Position melden. Natürlich wird sie kein Militär oder Küstenwächter einsammeln, das wissen wir auch. Eine schwarze Leiche kümmert niemanden. Das Letzte, was wir für sie tun können, ist sie zu einer Nummer im System zu machen. Sonst wären sie noch nicht einmal das, sondern nur einfach weg, wie nie da gewesen.“
MaroVerlag / ISBN 978-3-87512-491-0
Von jedem verkauften Buch geht €1,- automatisch als Spende an Sea-Watch e.V..
Unterstützt wurde die Lesung in Speyer von den Bündnissen „Speyer ohne Rassismus – Speyer mit Courage“ und „für Demokratie und Zivilcourage“, sowie von der Seebrücke Aktionsgruppe Speyer (Eckpunkt) und den Aufstehen gegen Rassismus Gruppen Rhein-Neckar und Speyer. Die Moderation der Veranstaltung lag bei Sebastian Frech (Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland-Pfalz).
Video von der Lesung am 24.10.19 in Koblenz:
(Bericht und Fotos: Christian Ratz / Video: Mutantelevison)
Alle Bilder der Veranstaltung: