“Wir haben Platz!” – Mahnwache für Aufnahme von Geflüchteten am Samstag
Es scheint unvorstellbar. Mehr als 41.000 Geflüchtete leben zurzeit in den Lagern auf den griechischen Ägäis-Inseln, obwohl diese nur für 7.500 Menschen ausgelegt sind. Während in Deutschland 2018 erstmals wieder weniger Asylanträge als 2014 gestellt wurden, ist die Situation in Griechenland eine völlig andere. Dort steigt die Zahl der Asylgesuche: 2015 waren es gut 13.000 Anträge, bis September 2019 schon knapp 50.000. Die Folge sind völlige Überforderung seitens der griechischen Behörden und überfüllte Lager mit unmenschlichen Lebensbedingungen. Die Menschen leiden unter Hunger und Krankheiten. Vor unseren Augen spielt sich eine humanitäre Krise ab.
Es ist das direkte Ergebnis jahrelanger europäischer Politik und die Folge des EU-Deals mit der Türkei, in Folge dessen diese Lager als sogenannte “Hotspots” zur konzentrierten Aufnahme von Geflüchteten eingerichtet wurden. Statt eines Europas der Solidarität, erleben wir ein Europa des nationalen Egoismus, in denen viele Mitgliedsstaaten kein Interesse zu haben scheinen, dem unerträglichen Leiden der Schutzsuchenden Einhalt zu gebieten. Mindestens 4.000 der Geflüchteten sind unbegleitete Kinder und Jugendliche, die teilweise bei Unwetter und Kälte in unbeheizten Zelten hausen. Kommunale Akteure fordert schon lange die Aufnahme von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen. Während man auf nationaler Ebene die Augen vor dem Elend verschließt, möchte die Zivilgesellschaft nicht mehr tatenlos zusehen.
Die Seebrücke Mannheim lädt am 8.02. zu einer Mahnwache auf dem Paradeplatz von 10 bis 12 Uhr ein. Die Bevölkerung und Interessierte sind herzlichen eingeladen das Gespräch zu suchen und ein deutliches Zeichen der Solidarität und Aufnahmebereitschaft zu setzen. “Wir haben Platz! Die Aufnahme der Kinder ist weitgehender Konsens – es ist nur die Große Koalition, die noch blockiert. Wir lassen keine Ausreden mehr gelten.”, äußert sich dazu Elena Dülz von der Seebrücke Mannheim.
In den vergangenen Wochen und Monaten haben sich zahlreiche Städte (darunter Freiburg, Kiel und Potsdam) und einzelne Bundesländer (z.B. Berlin, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Baden Württemberg) angesichts der katastrophalen Situation öffentlich bereit erklärt Geflüchtete aus den Lagern in Griechenland aufzunehmen. Bisher wird diese Bereitschaft der Aufnahme durch das Bundesinnenministerium blockiert. Doch mit jeder weiteren konkreten Zusage seitens einzelner Kommunen und Bundesländer steigt der Druck auf Bundesinnenminister Seehofer, dem Willen der Bevölkerung zur Hilfe nachzugeben. Der Gemeinderat der Stadt Mannheim erklärte am 9. Juli des vergangenen Jahres Mannheim zum “Sicheren Hafen”. Damit verbunden sind ein klares Bekenntnis zur Solidarität mit Geflüchteten und das Versprechen diese Solidarität durch praktische Maßnahmen zu untermauern. Die Kommunen in Deutschland und Europa sind bereit für progressive, menschenrechtskonforme Migrationspolitik. Die Bundesregierung muss endlich Verantwortung übernehmen und die kommunale Aufnahme ermöglichen!
Mahnwache am Samstag, 8. Februar 2020
von 10 bis 12 Uhr auf dem Paradeplatz in Mannheim
(Seebrücke Mannheim)