1. Mai 2025: Gewerkschaftsdemo „Mach dich stark mit uns“ [mit Bildergalerie und Video]
Am Tag der Arbeit fand in Mannheim wie in jedem Jahr die traditionelle Demo der Gewerkschaften statt. Der DGB hatte mit dem Motto „Mach dich stark mit uns“ aufgerufen und den Bundesjugendsekretär Kristof Becker als Hauptredner eingeladen. Zur Demonstration mit Startpunkt Gewerkschaftshaus kamen bei bestem Wetter hunderte Menschen zusammen, die über den Ring, Wasserturm und Planken zum Fest auf den Marktplatz zogen. An der Spitze liefen Vertreter*innen des DGB und der Einzelgewerkschaften. Es dürften insgesamt ein paar weniger Teilnehmende als in den letzten Jahren gewesen sein. Die Stimmung war dennoch motiviert und kämpferisch, insbesondere in den Blöcken der Gewerkschaftsjugend und der Initiative Soziale Kämpfe.
Mit guter Ausbildung Zukunft sichern
Am Marktplatz hielt Bundesjugendsekretär Kristof Becker seine Rede. Er setzte sich mit den Folgen der Bundestagswahl für Gewerkschaften auseinander. „Vieles im Koalitionsvertrag ist richtig und wichtig. Vieles davon sind sogar direkte Forderungen von uns Gewerkschaften.“ Es sei gut, „dass jetzt investiert wird, dass Zukunft entstehen kann“.
Aber es stehe eben „auch viel Scheiße“ drin. Daher müsse man als Gewerkschafter*in der Politik genau auf die Finger schauen. Am Ende sei es doch ganz einfach: „Menschen brauchen wieder Zukunft, den Glauben daran, dass ihre Wahlentscheidung dazu beiträgt, dass es ihnen morgen und ihren Kindern übermorgen besser gehen wird als heute.“
2,9 Millionen Menschen in Deutschland unter 35 hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung, der größte Risikofaktor für Arbeitslosigkeit und Armut. Nicht einmal mehr jeder fünfte Betrieb bilde aus.
Daher brauche es eine Offensive für gute Ausbildung. „Dass das geht, zeigt Bremen. Dort gibt es eine Ausbildungsplatzumlage.“ Betriebe zahlten in einen gemeinsamen Topf ein, aus dem Ausbildungsplätze finanziert werden. Ein gutes Leben falle eben nicht vom Himmel. „Als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter nehmen wir unser Schicksal selbst in die Hand“, so Becker. „Mach mit, werde Mitglied, triff die beste Entscheidung deines Lebens und werde einer von 5,6 Millionen.“
Der Berliner Bundesjugendsekretär Kristof Becker kommt selbst aus der Rhein-Neckar-Region und freute sich daher, mal wieder „zu Hause“ zu sein.
Gewerkschaftsfest auf dem Marktplatz und vorzeitiger Abgang der „Revolutionären“
Bis 13 Uhr gab es Programm auf dem Marktplatz. Musikalisch unterhielt die IG POP und der Thekenchor mit Neuinterpretationen traditioneller Arbeiterlieder. In Talk Runden berichteten Gewerkschafter*innen auf der Bühne von betrieblichen Kämpfen in verschiedenen Branchen und die DGB Jugend stellte mit einer Performance ihre Utopie einer guten Gesellschaft vor – in Abgrenzung zu einer fiktiven düsteren Version, in der ein politischer Rechtsruck gesiegt und Arbeiter*innenrechte weggefegt hatte.
Rund um den Marktplatz waren wieder zahlreiche Informations-, Essen- und Getränkestände sowie Programm für Kinder aufgebaut. Nicht zu übersehen war in diesem Jahr auch die Solidarität mit den vom Krieg schwer getroffenen Menschen in Palästina. Während einige Teilnehmer*innen ihre Solidarität mit dem Tragen von Kufiyas ausdrückten und ein Stand von Medico International Spenden für Gaza sammelte, provozierte während der Demonstration ein Palästina Block ganz am Ende des Zugs. Sie warfen dem DGB vor, kein Wort zum Nahost Konflikt zu verlieren und riefen israelfeindliche Parolen.
Eine weitere Demonstration, die „revolutionäre 1. Mai Demo“, startete um kurz nach 12 Uhr vom Marktplatz und zog in Richtung Neckarstadt. Die Teilnehmer*innen der revolutionären Demo hatten sich bereits mit einem Block an der Demo des DGB beteiligt, wollten dann aber noch ihre eigene Aktion durchführen, so wie bereits in den letzten Jahren.
Leider führt diese Praxis zu einer Zersplitterung der gewerkschaftlichen Kräfte. Während auf der Bühne auf dem Marktplatz Gewerkschafter*innen von teils harten betrieblichen Auseinandersetzungen berichteten, ertönten die revolutionären Parolen über Megafon und es wurde gleichzeitig zum Abmarsch in Richtung Neckarstadt aufgerufen.
Der starke Bühnenauftritt der DGB Jugend – viele von ihnen wären sicher auch gerne mit in die Neckarstadt gelaufen – wurde leider, wie auch schon im letzten Jahr, vom Abmarsch der Revolutionären gestört. Das ist alles andere als solidarisch und spaltet die Bewegung unnötigerweise. Dabei könnte man einfach warten, bis das offizielle Programm um 13 Uhr beendet ist.
Text: CKI | Fotos: Helmut Roos | Video: DGB Nordbaden
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