„Unsere Jugend muss noch radikaler werden“
Am 31.08.18 lud die Sommertour der Partei Die Linke in Rheinland-Pfalz nach Kaiserslautern ein. Rund 500 Menschen kamen zur der Veranstaltung zu der Alexander Ulrich (MdB) eingeladen hatte. Mit von der Partie waren Brigitte Freihold (MdB) und der Friedenspfarrer der evangelischen Kirche Detlev Besier (Speyer). Auch aus Mannheim und dem Rhein-Neckar-Raum kamen zahlreiche BesucherInnen, um dem Gastredner Gregor Gysi ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Viele Themen wurden angesprochen – eines nicht
Um es vorweg zu nehmen, „Aufstehen“ wurde von keinem der RednerInnen angesprochen. Ein offenes Mikrofon wurde den BesucherInnen nicht angeboten. Zeitliches Missmanagement oder bewusste Taktik der Veranstalter? Es hätte zu diesem Thema sicherlich viele Fragen gegeben.
Viele wichtige Themen wurden in den Reden angesprochen.
Es ging von „Kerosinablässen aus Flugzeugen über dem Pfälzer-Wald“, „Zuviele Kirchenvertreter halten auf der Kanzel die Münder verschlossen“, „Chemnitz und Kandel“, „dem 1.9. als Antikriegstag“, „Ramstein und Drohneneinsätze“, „Auslandseinsätze der Bundeswehr“, „Mieten, Renten, Pflege und Steuerpolitik“, „G7 versus G8“, „Groko-Kritik“, bis hin zu „Außen- und Wirtschaftspolitik und Rüstung/Abrüstung“ und „Rechtspopulismus“.
Es gab kaum ein Thema, welches nicht in der ein oder anderen Form, angesprochen wurde. Außer „Aufstehen“.
Wenn Leerstand zu einem Thema für die Jugend wird
Laut Gregor Gysi hat Berlin nicht nur ein Problem mit explodierenden Mieten, sondern auch ein Problem mit der sinnvollen Verwendung von ca. 10.000 leerstehenden Wohnungen. Junge Menschen hätten diese Leerstände identifiziert und haben auf diesen Missstand mit zum Teil medienwirksamen Aktionen aufmerksam gemacht. Kurzfristige protestmäßige Besetzungen der leerstehenden Wohnräume waren Aktionen, eine Form des zivilen Protests, um gegen die profitorientierten Interessen der Eigentümer und bestimmter Immobilienhaie, mit sichtbaren Markierungen der Leerstände mit Luftballonen, die der Öffentlichkeit die Misere offenbart haben. Nicht ohne Wirkung. Gregor Gysi wünscht sich von der Jugend, dass diese noch radikaler wird mit dem Anprangern von offensichtlichen Ungleichheiten.
Was Chemnitz mit Kandel zu tun hat und weshalb die neuen Bundesländer anders ticken
Gregor Gysi sagt „Dass es in der Ex-DDR kaum Berührungspunkte mit Migranten, muslimischen Glaubens, gab. Ausnahmen waren die Leipziger-Messe und Besucher aus West-Berlin, die den Ostteil der Stadt besuchten (vor der Wiedervereinigung).“ Die Menschen in den neuen Bundesländern waren darauf schlicht und einfach nicht vorbereitet worden, von der Bundesregierung 2015 und in Folge was die Flüchtlingspolitik angeht. Dieser Umstand wurde von den RednerInnen am Veranstaltungstag nicht klein geredet. Im Gegenteil, es wurde von allen RednerInnen zur Solidarität mit Chemnitz und Kandel und allen von rechten Aufzügen betroffenen Gemeinden unterschwellig in den entsprechenden Beiträgen aufgerufen.
Alexander Ulrich brachte es auf den Punkt (sinngemäss): „Die Bilder, die wir aus Chemnitz ertragen mussten, was rechte Agitatoren Monat für Monat in Kandel veranstalten, ist unerträglich. So etwas will ich in Kaiserslautern nicht haben.“
(Bericht und Bilder: Christian Ratz)
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