Fridays for Future Demo: Heidelberg meldet sich beeindruckend zurück (mit Kommentar, Video und Bildergalerie)
Für mehr als 700 Heidelberger Schüler*innen gehörte der vergangene Freitag wieder dem Klimaschutz, die Schule hatte das Nachsehen. Das ist anhand eines deutlichen Zeichens, welches die Heidelberger Schüler*innen setzten, zu verschmerzen.
Nach der Demonstration vom 11. Januar, sie fand nachmittags statt, folgten klare Ansagen von Behörden und Kultusministerium. Umso erfreulicher war jetzt zu sehen, dass die Bewegung zwar unter dem gleichen Druck steht, aber auch generationsübergreifende Unterstützung findet: Eltern, Großeltern und Bürger schlossen sich der Demonstration an und lieferten gemeinsam ein beeindruckendes Bild. Von der Stadtbücherei ausgehend, folgte der Zug der Poststraße und Hauptstraße, Sprechchöre und Rufe waren nicht zu überhören. Aber es ging nicht um Lautstärke allein, die war zeitweise ohrenbetäubend, es ging darum eine eindrückliche Botschaft zu senden. Die deutlichen, auch humorvollen Botschaften auf den Schildern, forderten klar: Es kann nicht so weitergehen – Kohleausstieg, Co2 Ausstoß, Erderwärmung, alles was derzeit unternommen wird, reicht einfach nicht um die Zukunft der kommenden Generationen zu sichern.
Hier sind sich alle einig und auch sehr erwachsen, der Anspruch die Zukunft gestalten zu können, ist nichts was von Reife oder Ausbildung abhängt. Und die Aussage „Es geht um unser Überleben“ klingt auch nicht übertrieben, sondern wirkt sehr real. Da ist der oft vorgebrachte Vorwurf der Naivität einfach deplatziert.
Gut platziert war dann aber die Abschlusskundgebung vor dem Rathaus, nur noch die Herkulesstatue ragte aus der Menge heraus, der Brunnen wurde kurzum zur Bühne für die Redner gemacht, hier fand man wie erwartet deutliche Worte, die die Forderungen an Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft lautstark untermalten.
Mitorganisatorin Anna Helfrich zur, leider oft gehörten, Behauptung, es ginge den Aktivist*innen nur ums Schule Schwänzen, man könne ja auch nachmittags demonstrieren:
„Ich bin traurig drüber, dass wir hier stehen müssen. Es zeigt, wie wenig die Politik tut, so dass wir jetzt diese Maßnahme ergreifen.“
Zur Behauptung die vor allem Rechtspopulisten der AfD in die Welt setzen, die Schüler*innen werden instrumentalisiert sagt sie:
„Es ist schon unglaublich, dass Leute glauben, Jugendliche könnten sich nicht selbst organisieren, das ist, wie jede Aussage der AfD, Schwachsinn.“
Anna betont die Unterstützung die die Bewegung aus dem Familien- und Schulumfeld bekommt: „Meine Verwandtschaft ist dafür, es war z.B. mein Großvater der mich auf Greta Thunberg aufmerksam machte. Meine Schule und Lehrer unterstützen uns. Das ist leider nicht überall so.“
Dass Klimaziele von einer Generation vorgegeben werden, die zum Großteil nicht mehr davon betroffen sein wird, kommentiert Anna mit Erwartungen an die heute noch Verantwortlichen: „Wir wollen Unterstützung, wir wollen, dass sie mit uns zusammen kämpfen. Nicht nur für unsere Zukunft, auch für die unserer Kinder, und da können wir alle an einem Strang ziehen, das müssen wir auch.“
Unterstützung bekamen die Heidelberger Schüler*innen vom „Bündnis für einen Bürgerentscheid zum großen Ochsenkopf“, das sich dafür einsetzt, dass der Betriebshof nicht auf die Bergheimer Grünfläche verlagert wird. Bürger*innen und Tourist*innen zeigten sich vom Engagement der jungen Leute beeindruckt und einige Heidelberger Geschäftsleute zeigten spontan gebastelte „Danke“-Schilder.
Laut Polizei verlief die Demonstration, für die etwa 500 Teilnehmer*innen erwartet wurden, ohne Zwischenfälle.
Kommentar zur Fridays for Future Bewegung:
Wenn Schüler*innen auf die Straße gehen, statt in der Schule im Unterricht zu sitzen, dann bleiben sie (in der Regel) unentschuldigt dem Unterricht fern, das ist soweit richtig. Doch wenn man die Motivation dagegenhält, ist es nicht schwänzen, dann ist es einfach nur wichtig. Es ist wichtig denen, die heute Entscheidungen treffen, für die, die es heute noch nicht dürfen, zu sagen: „Wir tragen die Konsequenz, wir baden aus, was ihr tut.“ Das ist nicht frech oder dreist, es ist das Mindeste.
Darum stünde allen, die diese Demonstrationen mit plumpem Schule Schwänzen abtun, etwas mehr Nachsicht gut zu Gesicht. Mit welcher Arroganz setzt man denn sonst Kinder in eine Welt, die man ihnen so mühsam zu bewohnen überlässt? Diese Kinder verdienen keine Häme, sie verdienen Respekt.
(Bericht, Kommentar, Video und Fotos: Daniel Kubirski)
Bildergalerie: