Zum Artikel der LTK über Geothermiepläne in der Region im KIM vom 07.11.2024
Leider hat Stadträtin Dr. Martin von der Klimaliste in ihrem unkritischen Artikel über eine Informationsveranstaltung am 23.10.2024 auf dem Lindenhof ein Reihe von Un- und Halbwahrheiten der Fa. GeoHardt (MVV+EnBW) ungeprüft übernommen.
Anfangs wird behauptet, dass die Fa. GeoHardt ein Drittel der Fernwärmeversorgung im Raum Mannheim bis 2030 abdecken will. Wie soll das geschehen, wenn ihre 3 geplanten Erdwärmekraftwerke zusammen eine max. Wärmeleistung von knapp 100 MWth erbringen können, das regionale Fernwärmenetz jedoch im Winter eine Spitzenlast zwischen 900 und 1.000 MWth hat?
Dann wird das Erdwärmekraftwerk Bruchsal als Vorzeigeprojekt gelobt. Verschwiegen wird, dass es 1987 wegen technischen und wirtschaftlichen Gründen stillgelegt wurde und erst 2009 von der EnBW wieder als Demonstrations- und Versuchskraftwerk mit zweistelligen Millionenzuschüssen wieder in Betrieb genommen wurde. Die von der EnBW am 26.02.2021 veröffentlichen Erfahrungen aus dem Anlagenbetrieb decken u.a. folgende Probleme auf: Die Anlage löst zwar im Betrieb keine Erdbeben aus, fördert jedoch mehr Gase und Mineralien als heißes Thermalwasser. Dadurch stiegen der technische Aufwand, die Korrosion der Leitungen und die Kosten, während die Wärmeleistung von 5,5 MWth auf 1 MWth sank. Damit kann man im Winter nicht 20.000 Haushalte, sondern nur 200 Haushalte voll versorgen. Deshalb sind die Bruchsaler Geothermie-Kunden auf eine Zusatzversorgung aus Blockheizkraftwerken und erdgasbefeuerte Spitzenlastkessel angewiesen.
Da das Thermalwasser im Mannheimer Süden eine ähnliche Qualität wie in Bruchsal aufweisen wird, werden auch hier Erdwärmekraftwerke unwirtschaftlich arbeiten. Da deren Wärmeleistung das 30-fache des Bruchsaler Werkes betragen und zusätzlich Lithium gewonnen werden soll, müssen Wasserdruck und Förderrate dementsprechend erhöht werden, so dass dann leichte Erdbeben und Erdverschiebungen möglich werden. Damit ist das Bruchsaler Modell nicht auf Mannheim übertragbar. Darüber hinaus bleiben u.a. zwei ungelöste Probleme: Grundwasserverschmutzung infolge undichter Bohrungen und extrem hoher Frischwasserverbrauch bei der Lithiumgewinnung, der den Grundwasserspiegel absenkt.
Diese Probleme haben die Erdwärmekraftwerke im Münchner Umland nicht. Denn dort kommt heißes, sauberes Thermalwasser aus porösem Kalkstein. Die derzeitige Gesamtwärmeleistung liegt nach Auskunft der Stadtwerke München aktuell bei 400 MWth . Somit können die 25 Münchener Erdwärmekraftwerke nicht das GKM übertreffen, welches derzeit bis zu 730 MWth liefern kann, obwohl die Blöcke 7+8 in der Netzreserve sind.
Joachim Schubert, Mannheim, 7. November 2024.