Nach Selbstauflösung: „PKK übergibt Fackel des Kampfes an Zivilgesellschaft“
Anlässlich der Selbstauflösung der PKK und der Beendigung des bewaffneten Kampfes veröffentlichen wir zwei Pressemitteilungen – des Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit und der Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland. Der Beschluss der PKK ist mit Erwartungen an das politische Establishment sowohl in Deutschland als in der Türkei verknüpft. Der Kampf der kurdischen Gesellschaft für Emanzipation, Demokratie und Menschenrechte ist also nicht beendet. (scr)

Mit der Selbstauflösung der PKK ist der Kampf der kurdischen Gesellschaft für Emanzipation, Demokratie und Menschenrechte nicht beendet
PKK beschließt Selbstauflösung und Ende des bewaffneten Kampfes
Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 12.05.2025
Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse des 12. Parteikongresses der PKK, kündigt die Organisation die Auflösung der Organisationsstrukturen, die Beendigung des bewaffneten Kampfes und die Einstellung ihrer Aktivitäten im Namen der PKK an.
Unter extrem erschwerten Bedingungen kam auf Aufruf des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan die PKK zwischen dem 5. und 7. Mai zu ihrem 12. Parteikongress zusammen. Aufgrund der massiven türkischen Angriffe versammelten sich 232 Delegierte an zwei verschiedenen Orten.
Die PKK erklärte, sie habe ihre historische Mission, die „Politik der Verleugnung und Vernichtung zu durchbrechen“ erfolgreich erreicht. Die kurdische Frage könne nun durch demokratische Politik gelöst werden. Daher habe der Kongress entschieden „die organisatorische Struktur der PKK aufzulösen und die Praxis des bewaffneten Kampfes zu beenden.“
PKK übergibt Fackel des Kampfes an Zivilgesellschaft
Die PKK stellte klar, dass der Kongressbeschluss kein Ende, sondern ein neues Stadium im Kampf um Freiheit, Demokratie und Sozialismus einläute. In der Erklärung heißt es: „Wir sind der festen Überzeugung, dass unser Volk die Entscheidung, die PKK aufzulösen und den bewaffneten Kampf zu beenden, besser als alle anderen verstehen wird und es nun die Aufgaben der neuen Phase des demokratischen Kampfes für den Aufbaus einer demokratischen Gesellschaft übernehmen wird.“ Unter der Führung der Frauen und der Jugend werde die demokratische Selbstorganisierung der Gesellschaft weiter vorangetrieben. Die PKK betont: „Mit den Beschlüssen des 12. Kongresses der PKK wird sich das Erbe unseres Freiheitskampfes und unseres Widerstands mit Hilfe der demokratischen Politik noch stärker entfalten, und die Zukunft unserer Völker wird sich auf der Grundlage von Freiheit und Gleichberechtigung entwickeln.“
Umsetzung der Kongressbeschlüsse macht Beteiligung Öcalans notwendig
Zur Umsetzung der Kongressbeschlüsse sei eine direkte Führung des Friedensprozesses durch den kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan notwendig. So seien die Anerkennung seines Rechts auf Beteiligung an demokratischer Politik und entsprechende juristische Garantien notwendig. Gleichzeitig sei eine Beteiligung des Parlaments und der außerparlamentarischen Kräfte und sozialer Bewegungen für den Friedensprozess entscheidend. Währenddessen müsse die internationale Solidarität weiter gestärkt werden.
Die vollständige Erklärung der PKK finden Sie unter folgendem Link: https://anfdeutsch.com/kurdistan/pkk-verkundet-auflosung-und-ende-des-bewaffneten-kampfes-46252
Für die Vermittlung von Partner:innen für Interviews- und Hintergrundgespräche zu dem Thema steht Civaka Azad zur Verfügung.
Mako Qocgiri
Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.
www.civaka-azad.org
info@civaka-azad.org
PKK-Beschlüsse: Transformation gestalten – Frieden sichern
Nach der historischen Botschaft Abdullah Öcalans vom 27.02.2025 hat die PKK, die unmittelbar im Nachgang dessen einen unilateralen Waffenstillstand deklariert hatte, trotz kontinuierlicher Luftangriffe der Türkei ihren 12. Kongress abgehalten. Heute veröffentliche sie die Abschlussresolution des Kongresses und gab ihre Auflösung sowie das Ende des bewaffneten Kampfes bekannt.
Mit dieser Entscheidung wird ein neues Kapitel nicht nur kurdischer Geschichte eingeleitet, sondern auch die Tür geöffnet für die Demokratisierung der Türkei und des gesamten Mittleren Ostens. Frieden und eine demokratische Gesellschaft, Apell und Ziel Abdullah Öcalans, erfordern jedoch auch von Seiten des türkischen Staates konkrete Schritte. Es bedarf der zügigen Implementierung juristischer und politischer Grundlagen für eine sichere und nachhaltige Fortsetzung des Prozesses. Die Freiheit von Abdullah Öcalan ist hierbei unerlässlich.
Dafür kann und sollte sich auch Deutschland einsetzen. Die Bereitschaft hierzu hatte das Außenministerium bereits signalisiert. Mit dem heutigen Statement hat es die Notwendigkeit für einen politischen Prozess nochmals bekräftigt. Der Erfolg dieses Prozesses, aber insbesondere der Einsatz Deutschlands werden positive Implikationen auch hierzulande haben. Schließlich bilden die aus dem Mittleren Osten stammenden Menschen die größten migrantischen Communities in Deutschland.
Die heutige Erklärung der Arbeiterpartei Kurdistans gebietet zudem ein Umdenken in der Innenpolitik, insbesondere im Kontext der Kriminalisierung kurdischen Engagements und der Exklusion kurdischer zivilgesellschaftlicher Organisationen.
Wir appellieren daher an die Bundesregierung, diese historische Chance aufzugreifen und alle zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung zu setzen, damit Frieden und eine demokratische Gesellschaft gelebte Wirklichkeit werden. Unser Apell gilt auch der Zivilgesellschaft, sich für den Frieden in der Türkei, Kurdistan und dem Mittleren Osten noch aktiver und offensiver einzusetzen.
Emine Ruken Akça & Kerem Gök
Co-Vorsitzende von KON-MED, Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland e.V.