Zwei Veranstaltungen auf dem Hauptfriedhof: AK Entmilitarisierter Volkstrauertag mit Gedenken an die Opfer des NS [mit Bildergalerie]
Wie in den Jahren zuvor gab es auch zum Volkstrauertag am Sonntag, 19.11.2017 wieder zwei getrennte Veranstaltungen auf dem Hauptfriedhof. Der AK Entmilitarisierter Volkstrauertag, in dessen Rahmen Vertreter von DGB, Stadtjugendring, VVN, Friedensplenum, KZ-Gedenkstätte, AK Justiz, Linke, Grüne und SPD zusammen arbeiten, organisierte eine Veranstaltung in der Trauerhalle mit anschließendem Rundgang über das Friedhofsgelände zu verschiedenen Stationen.
In der Halle begrüßte Miriam Walkowiak (DGB), Stadträtin Marianne Bade (SPD) sprach ein Grußwort für die Stadt Mannheim. Der Chor “Trotz alledem” begleitete die Veranstaltung musikalisch. Die Hauptrede kam in diesem Jahr von
Stefan Fulst-Blei, Landtagsabgeordneter der SPD, der in seinem Beitrag auf die Verrohung der Gesellschaft einging. Dabei blickte er kritisch auf die Entwicklung des gesellschaftlichen Umgangs mit nationalen Symboliken. Nach den ausländerfeindlichen 90er Jahren schien es eine Entspannung im nächsten Jahrzehnt gegeben zu haben, doch seit Ende 2015 beobachte er ein “Ende der Leichtigkeit”: “Ein nicht geringer Teil der Bevölkerung tendiert zu autoritären und fremdenfeindlichen Positionen. Der, zynisch gesprochen, beste Dünger für Neid und Hass war immer die Frage der Zuwanderung.” Er mache eine Verrohung der Gesellschaft aus, die den Aufstieg der Rechten befördere.
Peter Koppenhöfer von der KZ-Gedenkstätte sprach am französischen Denkmal zur Lebensgeschichte zweier Zwangsarbeiters, die wie 1700 andere Menschen von St. Dié nach Mannheim deportiert und von verschiedenen Firmen ausgebeutet wurden. An der Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus sprach Tatjana Münster für die VVN/BdA zum Antifaschisten Friedrich Dürr. Der damals jugendliche Kommunist aus der Neckarstadt war an Widerstandsaktionen gegen die Nazis beteiligt. Nach seiner Verhaftung landete er im KZ Dachau, wo er mit anderen einen Aufstand organisierte, die SS in Kampfhandlungen bis zum Eintreffen der alliierten Streitkräfte verwickelte und damit vermutlich tausenden Häftlingen das Leben rettete – “ein Held seiner Zeit”, der am 28. April 1945 vor dem Dachauer Rathaus von der SS erschossen wurde.
Mathias Kohler sprach am “Ehrenfeld” der Soldatengräber einen Beitrag für das Friedensplenum: “Das Feld der Ehre ist in Wahrheit das Feld des Elends und des Todes.” Die deutsche Verantwortung auch bei aktuellen Kriegen wurde in seinem Beitrag thematisiert. “Wenn wir den Gefallenen gedenken, dann müssen wir aber auch darüber sprechen, welche Mahnungen und Verantwortungen sich für die heutige Zeit, d.h. für uns alle ergeben.” Beispielsweise kämen Gewehre der Firma Heckler & Koch im Bürgerkrieg in Syrien zum Einsatz. Es sei “längst überfällig, Kriegsdienstverweigerung als Menschenrecht” und damit auch als Grund für Asyl anzuerkennen.
Einen anderen Charakter hatte die zweite Veranstaltung zum Volkstrauertag am Nachmittag. Der Veranstalter “Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge” (VdK), traditionell eine dem Militär nahe stehende Organisation, hat im Programm keinerlei selbstkritische Haltung zur Verantwortung der deutschen Soldaten für die zwei Weltkriege. Die Forderung nach “Frieden” bleibt eine inhaltsleere Worthülse. Stattdessen werden militärische Traditionen und Kontinuitäten gepflegt. Am Gräberfeld der Soldaten standen dann auch ganz “ehrenvoll” vor dem Granitklotz die Vertreter von VdK, CDU, Bundeswehr – und leider auch Ralf Eisenhauer (SPD) als Vertreter der Stadt.
(Text und Bilder: cki)
Bildergalerie
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