Freund*innen und Mitschüler*innen forderten heute vor dem Rathaus in Ludwigshafen die Wiedereinreise der abgeschobenen Famile S.
Abschiebungen sind für die betroffenen Menschen, die sich nach ihrer oft lebensgefährlichen Flucht nach Deutschland in Sicherheit hofften, fürchterlich. Im Fall der Familie S. war die Abschiebung aus einer
Sammelunterkunft in Ludwigshafen besonders unmenschlich. Die jezidische Familie war zuvor mit ihren drei Kindern (16 Jahre, 12 Jahre und 5 Jahre) aus Armenien nach Deutschland geflüchtet. Während die Mutter
chronisch an Diabetes und PTBS erkrankt ist, waren die älteren Sohne gut
in ihren Schulklassen integriert. Der Älteste hatte sogar eine Ausbildungstelle sicher.
Obwohl bis heute ein Widerspruchsverfahren läuft und trotz der schweren Erkrankung der Mutter wurde die Familie von der Polizei am 30.03.2021 um 22 Uhr in ihrer Unterkunft abgeholt und nach Berlin zur Abschiebung
gefahren. Der 16 jährige Sohn floh in Panik und gilt bis heute als vermisst. Die Behörden nahmen noch nicht einmal eine Vermisstenanzeige auf und verbrachten die restliche Familie nach Armenien. Die Familie weiß bis
heute nichts über den Verbleib des Sohnes.
Um ihre Solidarität mit der Familie S. und ihre Wut über das unmenschlische Verhalten der Behörden auszudrücken, organisierten Freunde*innen und Mitschüler*innen am 23.04.21 auf dem Rathausplatz in
Ludwigshafen eine Kundgebung. Über 100 Menschen nahmen daran teil.
Mehrere Redner*innen forderten die Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) und die Ausländerbehörde auf, die Wiedereinreise der Familie zu ermöglichen und ihr einen sicheren Aufenthaltsstatus zu gewähren. Wie
verzweifelt muss sich eine Mutter fühlen, die nach ihrer Flucht ohne ihren 16-jährigen Sohn abgeschoben wird.
Die Polizei sicherte die Kundgebung mit einem außergewöhnlich großen Aufgebot ab. Polizist*innen waren weiträumig an allen Seiten der Versammlungsfläche postiert. Ein Kamerateam beobachtete die Kundgebung
an einer erhöhten Stelle. Mutmasslich agierten die Polizeieinheiten nicht nur zum Schutz der Kundgebung vor Ort, sondern auch auf der Suche nach dem geflohenen und vermissten Jungen.
(Bericht und Fotos: Markus Schulz)