Kommentar: Rechte Interessensvertretungen im Betrieb – Wie versuchen Rechte Gewerkschaften und Betriebsräte zu kapern?
Zum Abschluss der diesjährigen Herbstoffensive lud das Offene Antifaschistische Treffen (OAT) Mannheim am 30.10.19 zu einem Diskussionsvortrag mit dem IGM-Referenten Andre Kaufmann ein. Rund 30 TeilnehmerInnen folgten gebannt dem Vortrag und bereicherten die Diskussionsrunde zum Ende der Veranstaltung.
Rechtspopulismus, Hass und Hetze nehmen Einzug in betriebliche Interessensvertretungen
Mit den zurückliegenden Betriebsratswahlen ist ein Anstieg rechter Einflussnahmen in gewählte Gremien zu verzeichnen. Dem AfD-nahen Verein „Zentrum Automobil“ gelang es Mandate bei Audi und Daimler zu gewinnen. Der Diesel-Betrugsskandal scheint der AfD und anderen vom rechten Rand ein neues Betätigungsgebiet zu öffnen. Wer aber bestimmt den Diskurs bei der ArbeitnehmerInnen-Mitbestimmung aktuell und künftig, auch außerhalb der Automobilindustrie? Die politische Linke und die Grünen besetzen diese Positionen derzeit nicht und überlassen den Spielball offenbar in der Frage der Mobilität im Kontext mit der antikapitalistischen Haltung vollkommen dem Treiben rechter „Gewerkschafter“, die Mitglieder mit billigen Mitteln und durchschaubarer Politpropaganda schrittweise abwerben. Auch bei BMW soll dies der Fall sein. Durch diese Einflussnahmen wird in Teilen bereits heute das Betriebsklima in Firmen verdorben. Weder der DGB, noch seine Mitgliedsgewerkschaften können hierauf bis dato Antworten geben oder Gegenstrategien vorlegen, um ihre schwindende Mitgliederzahl zumindest zu konsoldieren.
Rechte Vernetzung und Betriebsratswahlen 2022
AfD und deren Unterstützer vom rechten Rand (Compact, Ein Prozent Bewegung, Zentrum Automobil, Thilo Sarazzin und Lutz Bachmann) verfolgen einen langfristigen Plan. 2022 könnte dies dazu führen, dass auch außerhalb der Automobilindustrie Listen bei Betriebsratswahlen aufgestellt und deren Vertreter gewählt werden, die so gar nicht ins aktuelle Gefüge passen. Auf diese Herausforderung müssen noch die passenden Antworten und Konzepte seitens der betroffenen Gewerkschaften folgen. Die Zeit hierfür bleibt knapp.
KIM berichtete in diesem Zusammenhang bereits hier:
https://kommunalinfo-mannheim.de/2019/03/27/rechtspopulismus-in-betrieb-und-gewerkschaft/
Die Vortragsveranstaltung wurde mit einem Infostand von Aufstehen gegen Rassismus Rhein-Neckar unterstützt.
(Kommentar und Fotos: Christian Ratz)