Fragwürdiger Verkauf von MVV-Aktien

First State Investments (FSI) will für ca. 760 Mio.€ die bisherigen Aktienpakete der EnBW und der Rheinenergie an der MVV Energie AG übernehmen und besäße damit einen Anteil von 45%. OB Kurz sieht „keinen erkennbaren Haken“ im Konsortialvertrag mit dem künftigen MVV-Großaktionär. Der springende Punkt ist jedoch: es wurde keine stabile sondern eine Mindest-Dividende von 60% des Konzernjahresüberschusses (mindestens jedoch 59 Mio.€) vereinbart. Die seit 2008 stabile und relativ hohe Dividendenausschüttung von 90 Cent pro Aktie wurde also als Untergrenze festgelegt mit Luft nach oben. Es wäre blauäugig anzunehmen, dass sich FSI und ihre Geldanleger mit der derzeitigen MVV-Dividende dauerhaft begnügen würden.Wegen ihrer Kursentwicklung und Dividende gilt die MVV als „Sahneschnittchen“. Neben der Stadt Mannheim waren die bisherigen Großaktionäre (EnBW und die Rheinenergie) fast vollständig in öffentlichem Eigentum und somit fast die gesamte MVV. Doch nun soll fast die Hälfte des Geldes, was die MVV ihren Kunden durch offensichtlich überhöhte Tarife abnimmt, bei Banken, Versicherungen und Pensionsfonds landen. Warum wurden die zum Verkauf stehenden Aktienpakete nicht den MVV-Kunden als Kleinaktionäre oder Genossenschaftsmitglieder angeboten? Von einer Rekommunalisierung der MVV sind wir bald weiter entfernt als je zuvor. Eine große Chance wurde vertan.

 

Lesermeinung von

Joachim Schubert – 16.04.2020