IGM: Kahlschlag bei Bopp & Reuther – Solidaritätserklärung Die Linke MA

Bopp & Reuther | Bild: Oberlausitzerin64 | Wikimedia Commons | CC BY-SA

Kahlschlag bei Bopp & Reuther auf dem Waldhof: Unternehmen plant drastische “Restrukturierung” und Verlagerung ins Ausland – Planungen des Unternehmens sehen Abbau von etwa 35 % der Arbeitsplätze am Standort Mannheim-Waldhof vor – Powergeschäft soll ins Ausland verlagert, Bereiche Nuklear und Sicherheitsventile sollen neu ausgerichtet werden – “Konzentration” auf Aftermarket, Upgrades und Ersatzteilgeschäft

Betriebsrat und IG Metall kritisieren die Verlagerungspläne heftig. Hahl: “Frontalangriff auf Arbeitnehmer und Know-how: Auseinandersetzung um die Zukunft des Standorts hat begonnen.”

Schockwellen zu Jahresbeginn in der Carl-Reuther-Straße auf dem Waldhof: Wie den Beschäftigten des Mannheimer Traditionsunternehmens Bopp & Reuther Valves auf einer Informationsveranstaltung bekannt gegeben wurde, plant die Unternehmensleitung des zum britischen IMI-Konzerns gehörigen Herstellers von Sicherheits- und Regelarmaturen drastische Veränderungen. So sollen nach Unternehmensangaben aus Profitabilitätsgründen “umfassende Restrukturierungsmaßnahmen” umgesetzt werden, die u.a. eine Verlagerung des sogenannten Power-Geschäfts ins Ausland, des Armaturengeschäfts für konventionelle Kraftwerke und Energieanlagen, die Konzentration auf die Geschäftsbereiche Armaturen für Nuklearkraftwerke und Sicherheitsventile sowie Wachstum im Bereich Aftermarket, Ersatzteile und Upgrades vorsehen. Von den Plänen wären nach ersten Angaben etwa 35 % der derzeit noch ca. 230 Arbeitsplätze am Standort Mannheim-Waldhof betroffen. Dies sei “zwingend erforderlich, um die verbleibenden Arbeitsplätze nachhaltig sichern zu können.”

Der Betriebsrat am Standort Mannheim und die IG Metall kritisieren die Pläne heftig: “Das ist mehr als ein fehlgeleiteter Neujahrsböller: Das ist ein Frontalangriff auf den Bopp & Reuther-Standort Waldhof!”, zeigt sich Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim wütend. “Die Beschäftigten sind von den Kahlschlag-Plänen mehr als geschockt. Es droht ein massiver Verlust an industriellen Arbeitsplätzen und Know-how. Betriebsrat und IG Metall werden jetzt alle notwendigen Informationen zu den Plänen vom Unternehmen verlangen. Wir dürfen die Deindustrialisierung in unserer Stadt nicht zulassen. Die Auseinandersetzung um die Zukunft hat begonnen.”

“Die Nachricht hat schon heftig eingeschlagen bei den Leuten. Der Schock sitzt tief”, bestätigt auch Jürgen Laier, Betriebsratsvorsitzender bei Bopp & Reuther Valves Mannheim. “Aber nach dem Schock kommt das Aufstehen und das Handeln. Denn von der Verlagerung des Power-Geschäfts ins Ausland, der Vereinfachung des Produktangebotes von Sicherheitsventilen durch Reduzierung sowie den anderen Maßnahmen halten wir nichts. Das wird uns nicht stärker machen, sondern schwächer.”

Sehr enttäuschend sei, berichtet Laier, dass das Unternehmen in kurzer Abfolge zum wiederholten Male die nächste Arbeitsplatzabbauwelle auf dem Waldhof plane, anstatt gemeinsam mit den Arbeitnehmern Lösungen für die Zukunft zu vereinbaren. “Seit Sommer letzten Jahres haben wir wiederholt Kontakt zur Unternehmensleitung gesucht, um gemeinsam Fragen zur Zukunft des Standorts und der Geschäftsbereiche zu beantworten. Beispielsweise haben wir konkrete Vorschläge zur Arbeitszeitflexibilisierung gemacht. Man hat sich das zwar angehört, aber wollte offenbar nichts Gemeinsames machen. Anstatt mit uns über Zukunftsperspektiven und die Verlängerung der Standortsicherung zu diskutieren, werden wir nun zu Jahresbeginn mit diesen massiven Abbauplänen konfrontiert. Diese werden wir nicht tatenlos hinnehmen.”

“Erst 2021 mussten wir die letzte Abbauwelle mit einem Interessenausgleich und Sozialplan begleiten,” ergänzt Jürgen Laier. “Nun soll die nächste Welle über unsere Köpfe hinweg rollen. Der Standort soll weiter geschwächt werden. Ich sehe dutzende Gesichter von Kolleginnen und Kollegen vor mir, die sich fragen, ob sie betroffen sein werden. Und das bei sehr guten Return on Sales-Zahlen. Wieweit soll die Profitgier von dem Konzern noch gehen?”

“Bis Ende April 2025 läuft noch der vom Unternehmen und der IG Metall ausgehandelte Standortsicherungstarifvertrag”, berichtet Benedikt Hummel, für Bopp & Reuther zuständiger Gewerkschaftssekretär der IG Metall Mannheim. “Vor wenigen Jahren haben sich Unternehmen und IG Metall noch gemeinsam auf einen wegweisenden Abschluss verständigt. Darüber wollten wir eigentlich seit vielen Wochen mit dem Unternehmen reden und haben es zu Gesprächen aufgefordert. Nun kamen die heftigen Kahlschlag-Pläne auf den Tisch. Ist das die faire Antwort an die Beschäftigten und ihre Familien für 2025? Wir werden jedenfalls zusammen mit Betriebsrat und Beschäftigten um die Zukunft des Standorts und der Arbeitsplätze mit aller Kraft kämpfen.”

IG Metall Mannheim

Solidaritätserklärung der Linken in Mannheim:

Keine Entlassungen beim Waldhöfer Traditionsunternehmen!

Wir, Die Linke Mannheim, sprechen uns für den unbedingten Erhalt der Arbeitsplätze am historischen Hauptstandort des Armaturenherstellers Bopp & Reuther auf dem Waldhof aus. Wir unterstützen solidarisch den Kampf der Beschäftigten und des Betriebsrates. Es kann nicht angehen, dass die Beschäftigten Managementfehler ausbaden müssen und Opfer der Kostendrückerei durch Verlagerungen ins vermeintlich billigere Ausland werden. Die Geschäftsleitung muss eine Lösung gemeinsam mit dem Betriebsrat finden.

Bopp & Reuther ist ein weiteres trauriges Kapitel in der Deindustrialisierung und Arbeitsplatzvernichtung in Mannheim, für die übrigens nicht, wie gerne von rechten Kreisen behauptet, die Energiewende verantwortlich ist, sondern Profitstreben, Shareholder Value und Managementfehler. Unzählige Arbeitsplätze gingen dadurch bei ABB, Bombardier, GE und Saint Gobain verloren, um nur die spektakulärsten Fälle der letzten Jahre zu nennen. Wir fordern von der Stadtspitze, gemeinsam mit der Wirtschaft und den Gewerkschaften einen weiteren Stellenabbau und Abwanderungen am Industriestandort Mannheim zu verhindern.

Wir wünschen den Beschäftigten, insbesondere den von Entlassung bedrohten Kolleginnen und Kollegen, sowie dem Betriebsrat viel Kraft und Durchsetzungsvermögen.

Sven Metzmaier
Kreissprecher
für den Kreisvorstand der Linken Mannheim