Zusammenarbeit mit Söhnen Mannheims und Xavier Naidoo stoppen!
Xavier Naidoo hat im Mannheimer Capitol seine neue Tournee gestartet. Der Liebling von NPD, Pegida und Reichsbürgern hat natürlich wieder volles Haus. Über Geschmäcker und so auch über seine Sangeskunst lässt sich streiten. Seine Texte allerdings sind eindeutig und lassen keinen interpretatorischen Streit zu. Sie bedienen aus der untersten Schublade heraus die Blindheit für tatsächliche gesellschaftliche Interessengegensätze und biegen alles in den Jammer des „deutschen Michel“ über „die Politiker“ um. Dabei werden Gewaltphantasien bedient.
Für die Stadt Mannheim ist es schmerzlich, dass einer der bekanntesten Künstler der Stadt als Aushängeschild nicht dienen kann. Gerade hatte es wieder eine Annäherung gegeben, indem der Sohn Mannheims die Hymne zum 200-jährigen Zweiradjubiläum komponierte. Und jetzt das! Für das Selbstverständnis der Stadt als weltoffener und toleranter Metropole absolut inkompatibel. Der OB muss das Verhältnis klären! (tht)
GRÜNE Gemeinderatsfraktion fordert: keinen Auftritt beim Fahrradjubiläum
Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Gemeinderat kritisieren die aktuelle Veröffentlichung der Söhne Mannheims mit Xavier Naidoo massiv und sehen eine rote Linie überschritten. Sie fordern wie schon 2014 dazu auf, auf eine Zusammenarbeit mit den Söhnen und Xavier Naidoo zukünftig zu verzichten.
Schon 2014 forderten die GRÜNEN im Gemeinderat (*1) dass sichergestellt wird, dass bei der Planung des Medienparks auf den Taylor-Barracks und anderen Projekten bzw. Schnittstellen die politischen Aktivitäten von Xavier Naidoo nicht zum Tragen kommen und Mannheim angelastet werden. Die GRÜNEN hatten zuvor bereits mehrfach öffentlich Kritik an den mindestens fragwürdigen Liedtexten und Redeauftritten Naidoos bei den Reichsbürgern geäußert hatten. Leider zeigt der jüngste Songtext „Marionetten“ nach Ansicht der GRÜNEN, dass die zumindest inhaltliche Nähe zu den Reichsbürgern und Antidemokraten unverändert in die Öffentlichkeit und den großen Fankreis getragen wird.
Stadtrat Gerhard Fontagnier, kulturpolitischer Sprecher:
„Mittlerweile haben auch Politik und Öffentlichkeit erkannt, wie gefährlich Reichsbürger und Co sind. Diese feiern jetzt mit der NPD, der AfD und anderen demokratiefeindlichen Organisationen ihren Held. Auch die Mannheimer Reichsbürgerszene beschäftigt mit bedenklichen Aktionen Ämter, Richter und Polizei und feiert den Song und seinen Urheber.
Die Gewalttexte im Song (*2) könnte der ein oder andere gefährliche Spinner der antidemokratischen Szene als Aufruf verstehen, im Sinne von: „Wenn der Star Naidoo das sagt, dann ist was dran …“. Ob es den Söhnen recht ist oder nicht, ihre Vorbildrolle ist nicht zu leugnen. Warum setzen sie diese nicht positiv ein um etwas mit denen zu bewegen die sich für diese Stadt engagieren? Im Gegenteil, sie beleidigen in ihrem Text jeden der sich politisch in den Parlamenten engagiert (Volks-in-die-Fresse-Tretter) – viele davon ehrenamtlich in den Kommunalparlamenten. Es ist erschreckend, dass Texte einer Band, die einst-mals Gegen-Rechts und für den Frieden engagiert war, mittlerweile von Rechtsextremen und Antidemokraten gefeiert werden.”
Stadtrat Dirk Grunert, Vorsitzender der GRÜNEN Fraktion:
„Niemand leugnet das Recht auf die künstlerische Freiheit und es können in dem scheinbar von ihnen gehassten System auch die Söhne und Naidoo einen solchen Song produzieren und damit Geld verdienen – allerdings gibt es eben auch das Recht diesen Songtext und andere zu kritisieren und auf eine Zusammenarbeit mit den Xavier Naidoo und den Söhnen zu verzichten. Dass aber das Album nach unserer Stadt benannt ist und die Söhne den Namen unserer Stadt mit solchen Songs hinaustragen, ist unerträglich.“
Beide fordern daher nun im Namen ihrer Fraktion die Zusammenarbeit der Stadt mit den Söhnen und Naidoo zu stoppen. Schon dass der Song zum Radjubiläum vom bekennenden Autofan Naidoo kommt, ist irritierend. Einen Auftritt von Naidoo und den Söhnen zum Abschluss des Fahrradjubiläumsjahr unter diesen Umständen darf es nicht geben. Die rote Linie sei längst überschritten und mit fadenscheinigen Erklärungen kann man sich nicht zufrieden geben.
(*2) „… Teile eures Volkes nennen euch schon Hoch- beziehungsweise Volksverräter. Alles wird vergeben wenn ihr einsichtig seid, sonst sorgt der wütende Bauer mit der Forke dass ihr einsichtig seid. …“ bzw. an anderer Stelle „ …bei näherer Betrachtung steigert sich auch das Entsetzen. Wenn ich so einen in die Finger krieg, dann reiß ich ihn in Fetzen. Und da hilft auch kein Verstecken hinter Paragraphen und Gesetzen.“
Söhne Mannheims sprechen mit Oberbürgermeister
Auf Vorschlag der Söhne Mannheims soll mit Blick auf die laufenden Diskussionen ein Gespräch mit Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz geführt werden. Eine Klärung ist den Künstlern aufgrund ihrer Identifikation mit Mannheim und auch weil sie die von der Stadt Mannheim vertretenen Werte der Toleranz, Offenheit und Demokratie teilen, wichtig.
Der Oberbürgermeister hat die Einladung zum Gespräch angenommen, das möglichst in den nächsten Tagen stattfinden soll.
Pressemitteilung der Stadt Mannheim vom 2.5.17