Regionalliga Südwest – Manager-Tagung gibt grünes Licht für Chinas U20
Am späten Abend des 11. Juli hat die Manager-Tagung der Fußballvereine der Südwest-Regionalliga entschieden. Sie unterstützen mehrheitlich den Plan des Deutschen Fußballbundes, dass Chinas U20 (Unter 20 Jahre) in der Regionalliga außer Konkurrenz mitkickt. Allerdings erst ab der Rückrunde 2018. Jeder Verein, der gegen Chinas U20 kickt, erhält 15.000 €.
Von 19 Klubs haben sich vier Traditionsvereine – Waldhof, Kickers Stuttgart, TuS Koblenz und 1. FSV Mainz 05 II – dagegen ausgesprochen. Der SV Saarbrücken hat sich Bedenkzeit bis zum Mittwoch erbeten. Diese vier oder fünf Vereine werden definitiv nicht die geplanten Spiele außerhalb der Wertung gegen das chinesische U-20-Olympia-Team bestreiten, da die Teilnahme freiwillig ist.
Gegen den Plan, die chinesische U-20-Auswahl außerhalb der Konkurrenz in der Regionalliga Südwest mitspielen zu lassen, hat es im Vorfeld heftigen Widerstand gegeben. Einige Regionalliga-Vereine, in Baden-Württemberg, vor allem der SV Waldhof, aber auch andere Vereine insbesondere aus NRW kritisierten diese Pläne als „Kapitalismus pur“. Insbesondere der Widerstand seitens der Fußballfans nahm zu. Am 7. Juli kritisierte der Mannheimer Fandachverband “Pro Waldhof” gemeinsam mit elf weiteren Fan-Initiativen – unter anderem aus Offenbach, Saarbrücken und Stuttgart – in einem Offenen Brief an DFB-Vizepräsident Ronny diese Pläne in scharfer Form.
Achim Scheu vom Süddeutschen Rundfunk kommentiert: „‘Fußballmafia DFB‘ hallt es immer häufiger aus den Fankurven der Stadien. Die Kommerzialisierung geht rasant weiter. Beim größten Sport-Verband der Welt, dem DFB, müssen sie schwer aufpassen, dass die Fans nicht schneller als befürchtet die Schnauze voll haben und sich von der schönsten Nebensache der Welt angewidert abwenden.“
In der Tat geht es um Geld, um viel Geld – zumindest in nicht allzu ferner Zukunft. Es lockt der chinesische Markt, Verkauf von Übertragungsrechten für Fernsehen, livestream etc. Die Funktionäre des DFB haben einen „riesengroßen Wachstumsmarkt“ entdeckt. Die großen Fußballvereine wie Bayern München, Borussia Dortmund, und Schalke 04 machen es bereits vor und tingeln in der Sommerpause durch China, um „deutlich mehr Fernsehgelder zu generieren”, wie es der Dortmunder Geschäftsführer Watzke ausdrückt.
Die Zusammenarbeit des deutschen und chinesischen Fußballverbandes wird hierbei auf höchster politischer Ebene forciert. Beim Besuch des chinesischen Ministerpräsidenten Xi Jinping am 5. Juli in Berlin war bei den Gesprächen mit Kanzlerin Merkel auch ein Treffen mit dem DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius anberaumt. Thema war auch die Beteiligung von Chinas U20-Auswahl in der Regionalliga Südwest. Wenn ein Projekt wie dieses von derart mächtigen politischen und wirtschaftlichen Interessen getragen wird, wer mag da noch widersprechen? Die Meinung der Fußballfans und die Interessen jener Vereine, die sich dieser Logik widersetzen, wird marginalisiert.
Roland Schuster