Nach Tod von Günter Deckert: Nazi-Aufmarsch und Gegenprotest in Weinheim geplant

Günter Deckert (links) bei einem der zahlreichen Holocaustleugner-Prozesse am Mannheimer Landgericht; hier mit seinem Gesinnungsgenossen Horst Mahler | Bild: Archiv
Nach dem Tod der rechten Galionsfigur Günter Deckert planen Neonazis für Samstag,16. April 2022 in Weinheim einen “Trauermarsch”. Die Faschist*innen wollen sich um 12.30 Uhr am Bahnhof in Weinheim treffen. Beginn des Aufmarsches soll um 13.30 Uhr sein. Der Weinheimer Günter Deckert hat als notorischer Holocaustleugner und NPD-Vorsitzender bundesweit Berühmtheit erlangt.
Auf verschiedenen Kanälen der rechten Szene wird zu der Veranstaltung aufgerufen. Es ist damit zu rechnen, dass es am 16. April in Weinheim zu einem Stelldichein faschistischer Gruppierungen und Einzelpersonen kommen wird. Vor allem die Bedeutung, die Deckert für den Kreis der Revisionist*innen hatte, lässt erahnen, dass es an diesem Samstag zu geschichtsverfälschenden, rassistischen und antisemitischen Äußerungen sowie zur Leugnung der Shoah kommen kann.
Welchen Stellenwert Günter Deckert für die extreme Rechte hatte, wird durch die zahlreichen Reaktionen auf seinen Tod deutlich. Kondoliert haben beispielsweise neben den regionalen NPD-Strukturen und -Funktionären auch die NPD-Bundesspitze, Gliederungen der faschistischen Partei “Die Rechte”, die extrem rechte “Burschenschaft Arminia Zürich zu Karlsruhe”, der Mannheimer Faschist Christian Hehl, die Mannheimer RechtsRock-Band “Aufbruch” sowie viele weitere Protagonist*innen der revisionistischen und faschistischen Szene. Diskussionen gab es in Weinheim auch wegen der Teilnahme von drei CDU-Mitgliedern an Deckerts Beerdigung. (red/AIHD/IL)
Protest gegen Naziaufmarsch geplant
Das linke Antifa Bündnis Weinheim ruft zur Kundgebung gegen die Nazidemo auf. Treffpunkt dazu soll ab 12:15 Uhr gegenüber dem Hauptbahnhof in Weinheim sein. Das breite Bündnis “Weinheim bleibt bunt” will sich um 13.30 Uhr zu einer Kundgebung im Schlosshof treffen, Motto: „Frieden statt Rassismus“.
Aufruf des Antifa Bündnis Weinheim:
Die extreme Rechte will jetzt dem Neonazi, Holocaust-Leugner und Rassisten Günter Deckert durch einen sogenannten Trauermarsch, gedenken. „Wir trauern um einen aufrechten Nationalisten und unerschütterlichen Kämpfer für Deutschland“, heißt es dazu im gemeinsamen Telegram-Kanal der Zeitschrift „N.S. heute“ und des „Sturmzeichen-Verlags“. In einem weiteren Szene-Kanal auf Telegram heißt es, mit dem „Kamerad[en] Günter Deckert verliert der Widerstand einen verbissenen, kantigen und aufrechten Kämpfer für Deutschland.“ Der notorische Hetzer und Antisemit ist am 31.3.22 verstorben. Er galt als „einer der einflussreichsten Funktionäre in der Geschichte der NPD.“ Wegen seiner Radikalität war er zudem Türöffner für Mitglieder und Sympathisanten, die in offen neonazistischen, radikal-revisionistischen und den Holocaust leugnenden Kreisen engagiert waren.
Weinheim ist seit Mitte der 1970er Jahre immer wieder — auch bundesweit und darüber hinaus— in den Schlagzeilen, wenn es um Nazi-Aktivitäten geht. Diese sind bis heute untrennbar mit dem Namen Günter Deckert verbunden.
1995 wurde Deckert vom Landgericht Karlsruhe wegen Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhass zu zwei Jahren Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Letztlich saß er fast fünf Jahre im JVA Bruchsal. Seit 2019 saß der Nazi für die “Deutsche Liste” (mit Unterstützung der NPD) im Gemeinderat von Weinheim. Erst im Februar hatte der 82-Jährige als Ratsmitglied Schlagzeilen gemacht, weil er eine Haushaltsrede zu rassistischen Äußerungen nutzte. Daraufhin wurde er der Sitzung verwiesen.
Es wollen sich Rechtsextreme, Faschisten, Rassisten und Nationalisten aus der gesamten Bundesrepublik zu einem angeblichen Trauermarsch versammeln.
Wir sehen, wie Rechte sich auf der Straße organisieren. Wir wissen, dass sie Menschen ermordet haben, in Kassel, in Hanau, in Halle und in den Jahren davor in der ganzen Republik.
Wenn eine Meinung nicht unsere Meinung entspricht können wir Sie tolerieren, aber wenn sie gegen demokratische Prinzipien verstößt, dann sollten wir alle dagegen aktiv protestieren. Wir wenden uns gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus, denn sie sind mit einer toleranten und offenen Gesellschaft, wie wir sie anstrebe, nicht vereinbar. Die Deutsche Liste ,NPD und alle anderen rassistischen, antisemitistischen Parteien und Organisationen sind zu verbieten.
Lasst uns gemeinsam ein sichtbares Zeichen setzen, dass es in Weinheim nicht hingenommen wird, dass die extreme Rechte marschiert und ihre menschenverachtende Propaganda verbreitet.
Für die Stärkung einer demokratischen Zivilgesellschaft, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet.