Entmilitarisierter Volkstrauertag 2015
ttr – Der Arbeitskreis Volkstrauertag, in dem u.a. DGB, VVN, DFG-VK und die Freireligiöse Gemeinde vertreten sind, widmete in diesem Jahr die Feierstunde dem Gedenken an die zu Tode gekommenen Flüchtlinge. Die TeilnehmerInnen begrüßte Lars Treusch vom DGB Region Nordbaden. Ein Grußwort der Stadt sprach in Vertretung des Oberbürgermeisters, der die Schirmherrschaft übernommen hatte, Stadtrat Wolfgang Raufelder MdL (Grüne). Die Ansprache hielt Stadtrat Thomas Trüper (LINKE) vom AK entmilitarisierter Volkstrauertag. Die musikalische Umrahmung gestalteten Gizem Gözüacik, eine junge Musikerin aus dem Umfeld der DIDF, sowie die zwei Migranten Ali Jabor und Gayo.
Der traditionelle Schweigeweg führte in diesem Jahr zum „Polenfeld“ auf dem Hauptfriedhof mit über 200 Grabstätten von im Nationalsozialismus aus Polen deportierten Menschen, die nach dem Krieg in Mannheim blieben. Dr. Stanislaus Stepien berichtete von Schicksal dieser Menschen. „Jedes 10. Grab birgt einen Menschen, der sich selbst zu Tode brachte.“ „Der Krieg ist mit dem Kriegsende für diese Menschen keineswegs zu Ende gewesen“. Viele von ihnen fanden Arbeit bei den US-Streitkräften. Die Erhaltung der Gräber ist – im Gegensatz zu Soldatengräbern – nicht gesichert.
An der KZ-Gedenkstätte erinnerte Dr. Peter Koppenhöfer an die größte Abschiebeaktion der deutschen Geschichte: Betroffen waren 1938 polnische und staatenlose JüdInnen. Wir dokumentieren den Redebeitrag.
Zum Abschluss wurde an der Soldatengedenkstätte ein blaues „Wassergrab“ symbolisiert für die Menschen, die kein Grab jemals haben werden, weil sie auf der Flucht im Meer ertrunken sind. Ein solches Schicksal wurde aus dem Roman „Gehen – ging – gegangen“ von Jenny Erpenbeck zitiert.