Aktionstag gegen Greenwashing: Fridays for Future kritisiert Atom- und Erdgas-Labeling als “nachhaltig”
Die Nachricht, dass die EU Kommission Energieerzeugung aus Ergas und Kernenergie als nachhaltig und klimafreundlich einstufen möchte, hat nicht nur bei Wissenschaftler*innen für Kopfschütteln gesorgt. Auch die Klimabewegung Fridays for Future äußerte deutliche Kritik und rief für den Freitag zum Aktionstag #VollGasInDieKrise auf. Die Mannheimer Ortsgruppe beteiligte sich mit einer Aktion auf dem Toulonplatz.
Mit der Einstufung der Energiegewinnung aus Atomkraft und Erdgas als „nachhaltig“ dürften sich Lobbyist*innen aus der Wirtschaft durchgesetzt haben. Die EU Kommission hat nun einen entsprechenden Vorschlag gemacht.
Während Kernenergie vor allem in Ländern wie Frankreich politische Unterstützung und Milliarden schwere Investitionen hinter sich weiß, dürfte sich die deutsche Politik für Erdgas stark gemacht haben. Mit dem Pipeline-Projekt Nordstream 2 wurden die Weichen für die Zukunft bereits vor Jahren gestellt. Seitdem hört man immer wieder die Geschichte von der „Brückentechnologie“.
Doch die Klimarettung rückt so immer weiter in die Ferne, befürchten Aktivist*innen von Fridays for Future. „Das ist Greenwashing“, sagt eine der Teilnehmer*innen auf dem Toulonplatz. Jeder wisse, dass Erdgas als fossiler Energieträger überhaupt nicht klimafreundlich sei. Aber weil wirtschaftliche Interessen dahinter stehen, würde nun einfach versucht, das Image zu ändern. „Dabei hat die Wissenschaft das alles bereits widerlegt“ ergänzt ihre Mitstreiterin.
Komplexe Themen runter brechen
Sie fürchten, dass die Diskussion um’s Erdgas auch den Termin beeinflussen könnte, wann das Mannheimer Großkraftwerk abgeschaltet wird. „Ich bin vor allem enttäuscht von Olaf Scholz, der ja anfangs behauptet hat, ein Klimakanzler zu sein“, sagt eine der Teilnehmer*innen auf dem Toulonplatz.
Während Wissenschaft und Klimaaktivist*innen das Spiel mit dem Greenwashing durchschauen, befürchten sie, dass nun vor allem finanzielle Investitionen weg von erneuerbaren Energietechnologien, hin zu Ergas und Atomstrom fließen. Das Label „nachhaltig“ wird gerne auf Finanzprodukte geschrieben, nicht immer schauen sich die Kund*innen genau an, was sich dahinter verbirgt. „Indem wir uns einmischen, wollen wir das komplexe Thema herunterbrechen, dass es die Leute verstehen“, begründet eine Demonstrantin ihr Engagement beim Aktionstag.
Den Freitagnachmittag verbringen die jungen Leute von Fridays for Future damit, ihre Botschaften mit Kreide auf den Toulonplatz zu schreiben. Sie malen Banner und Schilder und vermutlich tut es einfach mal gut, sich in der einsamen Pandemiezeit mal wieder auf der Straße zu sehen. (cki)