Im Jungbusch „keine Prenzlauer-Berg-Story“ schreiben!
DIE LINKE fordert die Stadt zum Einschreiten auf
ttr – Auch im Jungbusch macht sich unter den Bewohnerinnen und Bewohnern Sorge breit über drastische Mieterhöhungen als Begleiterscheinung der „Aufwertung“ des Stadtteils. Dies nahmen die beiden Stadträte der Linken, Gökay Akbulut und Thomas Trüper am 20. August zum Anlass, die Verwaltung in einem Antrag an den Gemeinderat aufzufordern, umfassend über aktuelle Entwicklungen des Wohnungsmarktes im Jungbusch zu informieren. Die Verwaltung solle Vorschläge ausarbeiten, wie im Sinne der jetzigen Bewohnerschaft die Mieten gebremst werden können. In diesem Zusammenhang werfen die linken Stadträte auch die Frage auf, ob sich die GBG in dem sozial besonders benachteiligten Stadtteil nicht stärker engagieren müsse. Der Anteil der GBG an allen Wohnungen des Jungbusch beträgt nur 10,5%, also knapp weniger als im gesamtstädtischen Durchschnitt. Nach Ansicht der LINKEN ist das nicht ausreichend. Die GBG muss zur Stabilisierung der Mietpreise und zum Schutz der ansässigen Bevölkerung auch in Altbauten investieren und diese maßvoll renovieren.
Besondere Sorge bereitet den linken Stadträten die Aktivität eines internationalen Immobilien-Darlehensfonds der BNP Paribas REIM Germany, einer Tochtergesellschaft von BNP Paribas Real Estate, Paris. Diese Anlagegesellschaft hat nach Aussagen betroffener Mieter binnen kurzer Zeit u.a. fast ein Viertel der Häuser in der Beilstraße aufgekauft. Es sei zur Entmietung mindestens eines Hauses, zum vollständigen Mieteraustausch in einem anderen und in mehreren Häusern zu drastisch erhöhten Mietforderungen gekommen (bis zu über 40% in einer vollkommen heruntergekommenen Wohnung).
Der Darlehensfonds verspricht seinen Anlegern „je nach Risikoneigung und Renditeappetit“ passende Investments. So heißt es denn auch auf seiner Website: „Für unsere institutionellen Fondsprodukte sind wir ständig auf der Suche nach rentablen Immobilien aus den Bereichen Büro, Einzelhandel und Studentenwohnen“. Über die Mannheimer Immobilien-Firma Hildebrandt & Hees GmbH ist man also auch im Jungbusch fündig geworden. Und tatsächlich ist eines der erworbenen Häuser bereits komplett an Studenten-WGs vermietet worden. In diesem Segment lassen sich ohne großen Sanierungsaufwand hohe Mieten erreichen, weil die Preisbildung wie bei der Einzelzimmervermietung funktioniert. Der Jungbusch ist durch die Nähe zur Universität und z.B. auch zur Popakademie bestens für solche Geschäftsmodelle geeignet.
Die Linke fordert auch eine Konferenz von Stadtteilakteuren und Politik unter der Fragestellung: „Wieviel und welcher Wandel im Jungbusch?“ In ihrer Broschüre zum Stadtjubiläum 2007 verweist die Verwaltung auf die 2002 erfolgte Einsetzung eines Quartiermanagements, „um die Bewohner an der Aufwertung ihres Stadtviertels und die Integration aller Strategien und Aktivitäten im Quartier zu fördern.“ „Die Verbesserung des Wohnumfeldes und der Wohnsituation, insbesondere durch Modernisierung von Wohnraum, sind vorrangige Ziele der Quartiersentwicklung.“ (10/400 – 10 Jahre Stadtentwicklung – 400 Jahre Stadt Mannheim. Das Projektbuch zum Stadtjubiläum Mannheim 2007, Seite D 94) Die Wohnimmobilien dem „freien Markt“ und einer ungesteuerten profitorientierten Entwicklung zu überlassen, hat mit BewohnerInnen-Interessen und –beteiligung nichts zu tun. Die begrüßenswerte Ansiedlung wichtiger kreativwirtschaftlicher Institutionen darf sich nicht als Anfang vom Ende eines Jungbusch entpuppen, in dem buntes Leben herrscht und in dem viele unabhängige Kreative ein erschwingliches Refugium haben. Wir brauchen in Mannheim keine Prenzlauer-Berg-Story!