Kindergartenplätze in Mannheim: Was ist, wenn die Kirche ihre Kita-Gruppen reduziert?
In der ersten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schulbeirat, Gesundheit und Jugendhilfe nach der Sommerpause standen unter anderem die Kindergartenplatz Versorgung auf der Tagesordnung. Derzeit hat die Stadt über 180 Tageseinrichtungen mit ca. 2.373 Plätzen für unter und 8.045 Plätzen für über Dreijährige. Der Großteil der Einrichtungen wird von kirchlichen Trägern geführt und einige von Elterninitiativen. Die Nachfrage wächst seit Jahren, da immer mehr Eltern aus beruflichen oder pädagogischen Gründen ihre Kinder in die Einrichtungen schicken möchten. Der Bedarf an Ganztagsbetreuung ist hierbei besonders stark. Gerade für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind insbesondere Alleinerziehende auf Ganztagsbetreuungsplätze angewiesen.
Die Stadt versucht seit einigen Jahren durch Investitionen die Versorgungsquote in Zusammenarbeit mit Trägern zu verbessern. Die Zahl der Kindergartenplätze mit Ganztagesbetreuung soll in den nächsten Jahren auf 50 % erweitert werden. Seit 2012 werden die Nachfragen der Eltern für Krippen-, Kindergarten- und Schulkind Betreuung im elektronischen Meldesystem Kinderbetreuung (MeKi) erfasst. Von stadtweit 1.667 Kindern unter drei Jahren haben derzeit ca. 1.136 Kinder bereits einen Platz. Bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren liegt die Versorgungsquote inzwischen über 90 %. In den Stadtteilen Hochstätt, Sandhofen und Feudenheim ist die Versorgungsquote am niedrigsten.
DIE LINKE hat einen Antrag in Bezug auf die Versorgungsquote in Feudenheim, die derzeit bei 77 % liegt, gestellt, der keine Zustimmung gefunden hat. Durch den geplanten Abriss des Epiphanias Kindergartens durch die Evangelische Kirche droht die Versorgungsquote im Stadtteil zu fallen. Die Evangelische Kirche wird sich auf einen Standort in Zukunft festlegen, Eberbacher Strasse an der Johanneskirche. Auch die Katholische Kirche wird ihre zwei Einrichtungen zu einer Zusammenfassen, Standtort Talstrasse. Zum jetztigen Planungsstand wird in der neuen Einrichtung der Evangelischen Kirche mindestens eine Kindergarten Gruppe wegfallen (ca. 22 Plätze) ggf. auch zwei Ü3 Gruppen. Die Katholische Kirche will Ihre bestehenden Ü3 Gruppen in der neuen Einrichtung weiterführen.
Außerdem soll das als Gemeinbedarfsfläche bestimmte Epiphanias-Gelände nach Vorstellung der evang. Kirche umgewidmet und vermarktet werden. Momentan läuft ein Ideenwettbewerb für eine Bebauung des Epiphanias Gelände, da das Gelände Ev. Gemeinbedarfsfläche ist, wird für Investoren eine grundsätzlich Umwidmung schwer werden, den hierfür ist die Zustimmung des Gemeinderates notwendig.
Die Elterninitiative Epiphanias Kindergarten protestiert seit Monaten gegen die Pläne der Evangelischen Kirche. Mit einem Brief hatte sich die Initiative an Oberbürgermeister Peter Kurz, die Dezernenten sowie die Mitglieder des Gemeinde- und Bezirksbeirats gewandt und ihre Bedenken formuliert. Die Initiative setzt sich für den Erhalt des Standortes Epiphanias Kindergarten und der 66 Kindergartenplätze ein.
DIE LINKE kritisiert die Positionierung der Verwaltung und hat die Verwaltung aufgefordert Verhandlungen mit den Kirchen aufzunehmen, um die Versorgungquote in den Stadtteil zu sichern. Außerdem sollte die Möglichkeit geprüft werden, die fehlenden Plätze mit freien Trägern einzurichten oder mit einem zusätzlichen Standort. Es macht keinen Sinn, wenn die Stadt Mannheim sich einerseits bemüht, junge Familien in Mannheim neu anzusiedeln bzw. das Risiko des Wegzugs zu minimieren, aber in Feudenheim eine drastische Verschlechterung der Kita-Versorgung zulässt. Die Familien benötigen für ihre weitere Planung Gewissheit über das künftige Kita-Angebot. Die Stadt Mannheim darf keinen Zweifel an ihrer Zielsetzung lassen. Wenn der Grundsatz der Subsidiarität nicht zu dem gewünschten Erfolg führt, muss die Stadt Mannheim selbst in die Kita-Versorgung eintreten.