Ganztagsgrundschulen in Mannheim
In der Juni-Sitzung des Ausschusses für Bildung Jugendhilfe und Schulbeirat wurde der Rahmenplan zum Ausbau der Ganztagsschulen für Grundschulen mehrheitlich beschlossen. Letztes Jahr wurde die Rahmenvorlage von CDU und FDP abgelehnt und musste von der Verwaltung aktualisiert werden. Derzeit befinden sich 6 von insgesamt 33 Grundschulen in Mannheim im Modellversuch Ganztagsbetrieb. Weitere Schulen haben Interesse bekundet. Die Ganztagsschule soll flächendeckend zur zukünftigen Regelschule ausgebaut werden. Je nach Sozialraum sollen Schulen aus benachteiligten Stadtteilen mit zusätzlichen Ressourcen unterstützt werden. Es werden zwei Formen der Ganztagsschule unterschieden: die gebundene Form, d.h. mit verpflichtender Teilnahme, und die offene Form, also nach Wahl. Der Ganztagsbetrieb wird von Montags bis Donnertags von 8 bis 16 Uhr umgesetzt. Es besteht auch die Variante, die Ganztagsschule an drei Tagen à 7 Stunden anzubieten. Die Schulen haben die Möglichkeit, ihr individuelles schuleigenes Ganztagsschulkonzept auszugestalten. Die Verwaltung legt mit dem Rahmenplan die Standards fest, an die sich alle Schulen in diesem Prozess halten sollen. Der Prozess stellt für jede Schule eine Herausforderung dar. Die Interessen der SchülerInnen, der Eltern, der Lehrkräfte und die finanziellen Aspekte müssen bei jedem Standort berücksichtigt werden. Ganz zu schweigen von den anfallenden Umbau- und Sanierungsmaßnahmen.
Grundsätzlich ist die Ganztagsschule für Eltern bis 16 Uhr kostenfrei. Eltern haben die Möglichkeit, eine weitere Stunde Betreuung bis 17 Uhr kostenpflichtig buchen. Für das Mittagessen müssen Eltern drei Euro pro Essen, ermäßigt ein Euro zahlen. Weitere Kosten fallen für Eltern bei der Ferien-Betreuung an Schulen an. Gerade für berufstätige Eltern ist Betreuung in den Ferien ein wichtiges Thema. Die bisherige Hort-Betreuung wird in den Ganztagsbetrieb integriert.
DIE LINKE hat im Ausschuss unter Anmerkungen zu kostenfreier Bildung der Vorlage zugestimmt, da insbesondere für bildungsbenachteiligte Kinder in der Ganztagschule Förderung möglich ist. Besonders kritisch betrachtet die Linke die Umwandlung der Lehrerstunden in Finanzmittel, die Kosten für das Schulessen und die zusätzlichen Kosten für Betreuung für Familien mit geringem Einkommen. Laut der neuen Regelung können Lehrerstunden (vom Land finanziert) bis zu 50 Prozent in Geld umgewandelt werden, um für Ganztagsangebote externes Personal einzukaufen. Hier besteht die Gefahr, keine pädagogischen Kräfte und Inhalte am Nachmittag anzubieten, sondern lediglich „Betreuung“ durch günstigere Honorarkräfte etc. Die Grünen haben die Forderung nach Schaffung von Arbeitsplätzen für Lehrkräfte an Ganztagschulen gestellt. Da die Arbeitszeiten für Lehrkräfte sich durch den Ausbau der Ganztagschulen verlängern und die Lehrkräfte außer dem Lehrerzimmer keine Rückzugs Möglichkeiten haben, müsste dieser Aspekt bei der Raumplanung von Ganztagschulen berücksichtigt werden. Da aber die Lehrkräfte Angestellte des Landes sind, hat die Verwaltung hier keine Eingriffsmöglichkeiten. Die FDP hingegen kritisierte die Bevorzugung von Schulen benachteiligter Stadtteile. Das Interesse an der Ganztagschule wachse auch bei berufstätigen Eltern in sozial starken Stadtteilen.
Bedeutend beim Ausbau der Ganztagsgrundschulen in Mannheim sind die Evaluation der bisherigen sechs Ganztagsgrundschulen sowie die gesellschaftliche Akzeptanz. Die Landesregierung will bis 2023 in 70 Prozent aller Grundschulen auf Ganztagsbetrieb umstellen. In Mannheim sind neben den bisher sechs Ganztagsschulen 17 weitere Schulstandorte in Planung. Das Interesse an der Ganztagschule wächst aber nicht nur bei den Grundschulen sondern auch bei anderen Schulformen. In Mannheim gibt es derzeit insgesamt 19 Ganztagsschulen, 15 davon in gebundener Form.
Gökay Akbulut